Interview mit Sami von Kreator

Ein Interview von Eddieson vom 27.01.2017 (22412 mal gelesen)
KREATORs neues Album "Gods Of Violence" ist bereit um am 27.01. in die Läden gewuchtet zu werden. Wir baten Gitarrist Sami zum Gespräch und der fröhliche Finne gab bereitwillig u. a. Auskunft über das neue Album, die Experimentierfreudigkeit der Band, was ein Gedicht auf dem Album zu suchen hat, und wie seine Texte aussehen würden.

Hi Sami! Am Freitag steht euer neues Album "Gods Of Violence" in den Läden. Wann hast du das Album zuletzt gehört?

Sami: Als der Mix fertig war, ich glaube im November, dann habe ich das Album für ca. zwei Wochen gehört, aber danach nicht mehr. Es reicht dann erst mal. [lacht] Es war ein langer Prozess. Es ging eigentlich ein paar Jahre. Das reicht dann auch. [lacht] Das heißt nicht, dass ich nicht zufrieden bin, aber das ist immer und bei jedem Album so.

Ich habe das Album jetzt ein paarmal gehört und aus irgendeinem Grund sprang mir immer wieder IRON MAIDEN in den Kopf. Nicht nur weil auf dem neuen Album viele MAIDEN-Gitarren zu hören sind, sondern weil ich den Eindruck habe, dass KREATOR immer mehr Hymnen-Songs schreiben, ähnlich, wie das MAIDEN mit ihren vermehrten Longtracks tun.

Sami: [lacht wieder] Okay, weißt du, ich bin 44. MAIDEN war natürlich eine große Sache, damals, als ich aufgewachsen bin. Ich war gerade 14, als "Powerslave" rauskam. Dann irgendwann habe ich das Interesse so ein bisschen verloren, wahrscheinlich bei "Seventh Son ..." oder so. Man versucht nicht nach MAIDEN zu klingen, aber irgendwie passiert es dann doch etwas automatisch. Ob man will oder nicht. [lacht] Aber das sind so Harmonien, ich glaube nicht, dass MAIDEN die erfunden haben, aber das ist ein Trademark von MAIDEN, und deshalb denkt man oft, dass das ähnlich klingt. THIN LIZZY hatten die aber auch schon.

Du bist ein äußerst fähiger und sehr guter Gitarrist, aber Mille ist weiterhin der Hauptsongwriter. Du stehst, trotz deiner Fähigkeiten, immer noch etwas im Hintergrund oder wie war die Arbeitsteilung für das neue Album?

Sami: Das ist nie das Gleiche. Diesmal hat uns Mille allen einige Demos geschickt, das war schon 2014, ist also schon lange her. Dann hat er uns gefragt, ob wir auch noch Ideen haben, für Riffs, Melodien oder Akkordfolgen. Ich hatte ein paar, hab die ihm mal geschickt, und die waren dann vielleicht eine Inspiration. Ein paar sind auch auf der Platte gelandet. Ein Teil von 'World War Now' oder das Intro und ein anderer Teil von 'Death Becomes My Light'. Aber Mille ist der Hauptsongwriter und der schreibt auch die Texte, aber jeder ist irgendwie beteiligt.

Er lässt den Songs also so viel Luft, dass ihr auch Ideen einbringen könnt?

Sami: Ja, genau und manchmal auch nicht. Das kommt immer darauf an. Es gibt da keine Regeln. Es passiert einfach. imgleft

Die orchestralen Sachen haben mich etwas verwundert. Das Intro passt super, aber in den Songs sind die Passagen etwas außergewöhnlich und auch gewöhnungsbedürftig. War das schon beim Songwriting geplant oder entstand das "spontan" im Studio?

Sami: Für das Intro war es geplant. Für 'Apocalypticon' war das geplant. Es sollte nach Marschmusik klingen. Es hat dann am Anfang aber etwas zu sehr nach Star Wars geklungen und dann hat der Jens Bogren die Idee, weil er gerade mit FLESHGOD APOCALYPSE gearbeitet hat. Er meinte, da gibt es zwei Experten aus Mailand, Francesco und Francesco. Wir haben denen dann die Demo-Version geschickt und zwei Wochen später haben sie was zurückgeschickt und dann haben wir noch ein kleines bisschen daran gefeilt, aber das klang so unglaublich gut, das hätten wir nicht selber machen können. Und dann dachten wir, dass sie auch was für das Intro von 'Lions With Eagle Wings' machen könnten, aber nur zum Testen, doch das war dann so gut, das haben wir dann gelassen. Eigentlich war es nur für den Intro-Song geplant, alles andere sind so kleine Extras. Es sind ja nur so Hintergrundsachen, um das Ganze etwas aufzuwerten.

Ihr habt generell sehr viel experimentiert. Eine Sitar kommt zum Einsatz, da ist ein 12-jähriges Mädchen an der Harfe, [Lachen], der Boris von IN EXTREMO ist dabei, dann die Jungs von FLESHGOD APOCALYPSE. KREATOR ist anscheinend mal wieder sehr experimentierfreudig.

Sami: Du redest von dem Intro zu 'Gods Of Violence', da ist so eine elektrische Sitar mit drin. Keine richtige Sitar. Die lag da halt im Studio rum, ich hielt es für eine gute Melodie, dann haben wir es getestet und für gut befunden. Die Harfe ist ja nur eine Melodie, wie in einem Disney-Film-Flashback. Kennst das ja, wenn jemand Erinnerungen an die Vergangenheit hat, dann kommt diese Melodie. Das war die Tochter eines Freundes von Jens. Das mit dem Boris? Ja, wir kennen die IN EXTREMO-Leute schon länger und jemand hat im Studio gesagt, dass 'Hail To The Hordes' etwas schottisch klingt. Und dann denkt man natürlich, warum es dann nicht auch richtig machen soll? [lacht] Es ist leider etwas zu leise gemischt. Also wenn schon ein Dudelsack, dann bitte auch richtig.

Das stimmt, ist mir auch aufgefallen.

Sami: Vielleicht hatte der Jens Angst, dass es zu viel wird.

Es ist das 14. Album und feiert Premiere damit, dass die ersten deutschen Textzeilen gesungen werden. Jetzt bist du nicht der Richtige, den ich fragen muss, tue es aber trotzdem: [Sami lacht] Warum jetzt und warum bei dem Song?

Sami: Es gibt da den ruhigeren mittleren Teil. Der klang etwas leer. Natürlich denkt man als Erstes daran, ein Solo da reinzusetzen. Aber vorher ist gerade eins, kann man also nicht bringen. [lacht] Und Mille hat einen Kumpel in Berlin. Dagobert, ein Schlagersänger, der hat ein Gedicht geschrieben und das passte sehr gut zu der Message des Songs und dann hat er es auch da gelabert. Ja, stört nicht. [lacht]

Absolut nicht und zeigt auch wieder die Experimentierfreudigkeit. Ein Gedicht in einen Thrash-Metal-Song zu packen, darauf muss man erst mal kommen.

Sami: Ja, ja, es klang halt etwas leer, der Teil, und wir dachten, es braucht etwas Besonderes.

KREATOR ist, war und wird wahrscheinlich auch immer eine Band sein, die zu bestimmten Themen klar Stellung bezieht. Nicht nur in Interviews, sondern auch in den Texten, wie man bei 'Side By Side' hören kann.

Sami: Ja, das ist ein Rosinenschlupferlied. [lacht] imgright

Ein was? [Sami kriegt sich nicht mehr ein] Mille singt dort "We crush Homophobie".

Sami: Ja, das ist gut. Soll er! Soll er!

Ist dir wichtig, dass man als Band zu einigen Themen klar Stellung bezieht?

Sami: In Russland ist das Problem schon sehr heftig. Da werden Homosexuelle umgebracht und das sollte nicht passieren. Das ist nicht in Ordnung. Jeder soll doch machen was er will, das ist alles gegen die Freiheit des Einzelnen. Leute dürfen nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung umgebracht werden.

Wie man aus diversen Interviews und Texten erkennen kann, sieht Mille die Welt ja eh sehr düster. Mal angenommen du würdest die Texte für KREATOR schreiben. Worum würde es gehen?

Sami: Mille ist ja ziemlich linkspolitisch und ich eigentlich auch. Ich kann das alles nachvollziehen, was er so schreibt. Ich bin auch zu 90 Prozent seiner Meinung. Das hilft uns beim musikalischen Experimentieren, wenn du weißt, worum es geht, macht es auch mehr Sinn, das zu spielen. Heutzutage gibt es leider zu viele Rechte in der Metalszene. Zum Beispiel auch viele Amis. Du würdest staunen. Auch Leute von EXODUS und OVERKILL haben Trump gewählt.

Nein!

Sami: Doch! Ich will jetzt keine Namen nennen, aber es ist leider so. Deswegen ist es auch gar nicht schlecht, wenn man seine politische Meinung rüberbringt. Das finde ich völlig in Ordnung. Ich bin kein Textschreiber für Songs. Ich habe das nie gemacht. Immer wenn ich einen Song habe, dann lasse ich das jemand anderes machen. Ich bin da viel zu naiv oder denke, das hat es doch schon zig Mal gegeben. Das ist das Problem bei Metal-Lyrics. Meistens sind die ein bisschen blöd.

Wenn du sagst, dass du mit 90 Prozent der Texte einverstanden bist, was ist dann mit den restlichen 10 Prozent? Habt ihr da ein Mitspracherecht? Könnt ihr Mille auch mal sagen, dass der und der Text jetzt aber doch etwas zu platt ist und er sich doch noch mal was Neues überlegen soll?

Sami: [lacht] Ich glaube, das hatten wir noch nie. Okay, bei 'Satan Is Real' hatten wir etwas Angst, dass die Leute das falsch verstehen würden. Aber dann haben wir drüber geredet und gedacht, wenn das jemand falsch versteht, dann ist das sein eigener Fehler. Wir sind Atheisten. Wir glauben nicht an Satan oder so. Mag sein, dass es etwas naiv ist, aber wenn man den Text liest, dann versteht man das schon.

Nicht das Album steht kurz vor der Veröffentlichung, auch die Tour startet demnächst. Ein für mich sehr interessantes Packe, welches ich mir in Berlin ansehen werde.

Sami: Oh, cool! Die neue SEPULTURA klingt sehr gut, ne?!

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Ganz genau. Nach dem letzten Album war ich ja etwas skeptisch, aber das neue Album hat mich wieder gepackt. Steckt ihr schon mitten in den Vorbereitungen für die Tour oder lasst ihr es noch etwas ruhiger angehen.

Sami: Oh, ich bin jetzt in Essen. Normalerweise wohne ich ja in Helsinki, aber ich bin jetzt für eine Woche hier gewesen und wir haben die Setlist zusammengebastelt. Es macht Spaß und ich glaube, wir haben sechs Songs in der Setlist. Also, sechs neue Songs. Von mir aus hätten es noch ein paar mehr sein können, aber vielleicht sparen wir noch ein paar für die Festivals. Dass ein bisschen Abwechslung reinkommt, weißt du. Für diese Tour haben wir ein paar visuelle Effekte vorbereitet, sechs neue Songs, ein bisschen alten Kram. Das wird gut!

Gibt es irgendwas, worauf sich die Fans besonders freuen können?

Sami: [lacht] Ich verrate dir nix. Die Leute müssen das sehen. Die müssen zum Konzert kommen. Es gibt vieles. CO2-Kanonen, Feuer und Pyros, wenn es erlaubt ist, LED-Wände, es ist also ziemlich was los.

Sami, dann danke ich dir. Ich freue mich auf die Tour. Das Album gefällt mir auch richtig gut. Kann also nicht viel schiefgehen.

Sami: Herrlich!

Wir sind auch schon am Ende.

Sami: Oh, ich danke dir für das Interesse und wir sehen uns in Berlin. Ich wünsche dir einen schönen Abend.

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