Various Artists - Wildstyle & Tattoo Music - The Ultimate Tattoo Sound Pt. 1

Review von Stormrider vom 24.05.2014 (8741 mal gelesen)
Various Artists - Wildstyle & Tattoo Music - The Ultimate Tattoo Sound Pt. 1 "Wildstyle & Tattoo Music Pt.1" ist ein durchaus ungewöhnlicher Sampler. Auf drei CDs lässt der Österreicher Jochen Auer, der seine Schäfchen als Caterer für Bands wie METALLICA, KISS oder auch IRON MAIDEN sowie als Veranstalter der Wildstyle Tattoo Messe bereits ins Trockene gebracht hat, eine Werbeveranstaltung für das Wort Wildstyle, und damit für seine Tattoo-Convention laufen. Wieso? Naja, auf den ersten beiden CDs hört jeder Titel auf exakt diesen Namen. Total verrückt könnte man denken, oder interessante Idee - irgendwie. Gestattet ist natürlich auch der Gedanke: was für ein Schwachsinn. Auf jeden Fall kann nun also auch das Wort Ultimative-Tattoo-Music in der großen Genreenzyklopädie eingetragen werden. Was genau das im Detail bedeutet ist auch nach den über zwei Stunden Spielzeit nicht so wirklich klar. Denn auf den drei CDs tummeln sich neben werbeträchtigen und etablierten Namen aus dem Rock und Metal wie z.B. DORO, GRAVE DIGGER, DESTRUCTION, MOTÖRHEAD, FIREHOUSE u.a. auch ein paar Künstler, die ihre Musik sehr weit weg vom Metal bis hin zum Elektroschrott ansiedeln. Insofern dürfte die Zielgruppe wahlweise sehr breit gestreut sein, oder eben an allen Zielgruppen vorbeigehen.

Schauen wir also auf die einzelnen CDs. Der erste Dreher wird von DORO eröffnet. Ein typischer Metal-Queen-Rocker, der zwar nicht an die großen Klassiker heranreicht, aber ganz anständig rockt. Und wir können es vorwegnehmen, damit haben wir bereits den besten 'Wildstyle'-Song gehört. Sowohl BLIND PETITION als auch die WILDSTYLE ALL STARS rocken und zocken solide, ohne großartige Auffälligkeiten nach oben oder unten. Nach dem leicht punkigen Beitrag von BLACK MARIAH bin ich dann bereits das erste Mal dem Wort "Wildstyle" überdrüssig und benötige eine Wildstyle-Pause. Glücklicherweise können mich THE UPPERCLASS BASTARDS sehr positiv überraschen. Weiblich gefronteter Rotz-Rock, kurz, knackig, wildstylisch! Neben DORO das Highlight auf der CD. SCOTT FOSTER HARRIS nimmt anschließend ein wenig Gas raus und stellt leicht bluesig angehauchtes Material zur Diskussion. Irgendwie hat das aber auch einen unterschwellig indianischen Touch. Klingt wie ein Regentanz. Auch TRACII GUNS scheint beim Wildwerden eher mal 'nen ruhigen Whiskey zu trinken, bevor DOMINO BLUE dann mit ersten Elektro-Beats für ein Zucken des Zeigefingers in Richtung Skip-Taste sorgt. Sowas läuft glaube ich auch immer in Floating-Tempeln. Nun kommen die Österreicher von ALKBOTTLE. Was sie abliefern hat jede Menge Potenzial - Fremdschämpotenzial. Da wird einem bewusst, was FALCO und die EAV alles richtig gemacht haben. Nein, das ist echt leider alles andere als das besungene geil. Und auch ELECTRIC SWEAT & ROB HOLLIDAY klingen eher, als hätten sie eine Proberaumaufnahme zur Verfügung gestellt, was leider auch für M4 gilt, bei denen dann aber auch noch der Gesang so dermaßen neben der Spur liegt, dass man direkt wieder zu THE UPPERCLASS BASTARDS zurückskipt, oder CD 2 einlegt, um zu hören wie breit das Spektrum hier gestreut ist.

CD Nummero 2 wird vom DJ ROKKO RAMIREZ eröffnet. Eigentlich ganz eingängiger Modern Metal der gar nicht mal so schlecht nach vorne geht, aber mit sehr poppigen Versatzstücken und Elektroschnipseln angereichert ist. Dennoch durchaus hörbar. Danach gibt es dann ein Metal-Triple mit GRAVE DIGGER, DESTRUCTION und SANTOS AC. Die beiden Erstgenannten liefern gewohnt solide Kost, im Kontext des jeweiligen Backkatalogs aber nichts Essentielles. Wem SANTOS AC kein Begriff sind, der darf sie nach dem Gehörten im Thrash einordnen. Auch die V8 Wankers bieten keinen wirklich schlechten Song an, aber bereits jetzt kann ich das Wort Wildstyle schon wieder nicht mehr hören. Und dann wird es ab jetzt auch noch ziemlich elektronisch. Sowohl ZOMBIE BOY feat RIGGS, als auch RIGGS, feat. ZOMBIE BOY (grandios, oder? Ist aber wirklich so) bieten nichts, was man als rockaffiner Mensch jemals gehört haben müsste. Ich habe auch keine Ahnung welches Genre das ist. ZARDONIC haben dann zwar wieder Gitarren dabei, sind aber eigentlich auch eher so 'ne Elektrobaustelle mit gar fürchterlich klinischem Sound. Was EVA LUMBRE und DRUMATICAL THEATRE und die jungfräuliche VIRGIN HELENA da machen? Ich habe keine verdammte Ahnung. Aber es tut wirklich weh im Ohr. Nein, alles was nach den V8 Wankers kam, das kann ich mir beim besten Willen nicht zweimal anhören. So masochistisch bin ich nicht veranlagt.

Bei CD3 angekommen, gibt es plötzlich Songs, die zur Abwechslung mal nicht auf den Titel 'Wildstyle' hören. Nämlich nette Coverversionen von 'Cat Scratch Fever' (MOTÖRHEAD), 'Touch Too Much' (DORO mit ihrem zweiten Beitrag) oder Songs die typischerweise auf Tattoo-Conventions laufen (FIREHOUSE mit 'Reach For The Sky' und 'When I Look Into Your Eyes' oder auch QUIET RIOT mit dem Klassiker 'Cum On Feel The Noize') bevor zum Abschluss TOM BLUE nochmal verschiedene zuvor gehörte 'Wildstyle'-Versionen remixen durfte und sie damit für rockverwöhnte Ohren vollkommen ungenießbar macht.

Was bleibt ist eine sehr unkonventionelle Zusammenstellung, die sich Jochen Auer wohl eher selber zum Geschenk gemacht hat. Irgendwie mag ich zwar die gesamte Idee, verschiedene Künstler einen Song zu einem vorgegebenem Thema schreiben zu lassen und zu sehen, wie unterschiedlich sie das interpretieren. Dazu ist auch die optische Umsetzung gelungen (schicke Fotos im Cover!) und nimmt die Thematik gut auf, mir fällt aber spontan niemand ein, der ein so breites musikalisches Spektrum, wie es hier geboten wird, mit gleicher Begeisterung hört. Den Elektroschrott vermag ich eh nicht anständig zu bewerten und die für uns relevanten Tracks sind meistens Durchschnitt (manche auch darunter - ALKBOTTLE und M4 insbesondere) oder nette Coverversionen. Eine Blutstropfenbewertung verbietet sich daher. Alles in allem ein irgendwie sonderbares Paket, dessen Daseinsberechtigung ich irgendwie noch nicht so ganz nachvollziehen kann, dass aber durchaus auch das ein oder andere überraschende Highlight verbirgt. Wer sich also an "Wildstyle & Tattoo Music Pt.1" ran traut, der sollte nicht nur sehr open minded sein, sondern auch zum Wort Wildstyle schon eine sehr innige Beziehung haben, denn das kann zumindest ich nun eine Weile nicht mehr hören.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
CD1:
01. DORO - Wildstyle's Tattooed Angels
02. Blind PETITION - Wildstyle
03. Wildstyle All Stars - Wildstyle
04. Black Mariah - Wildstyle
05. The Upperclass Bastards - Wildstyle
06. Scott Foster Harris - Wildstyle
07. Tracii Guns' League Of Gentlemen - Wildstyle
08. Domino Blue - Wildstyle
09. Alkbottle - Wildstyle
10. Electric Sweat & Rob Holliday - Wildstyle
11. M4 - Wildstyle

CD2:
01. Rokko Ramirez - Wildstyle
02. Grave Digger - Wildstyle
03. Destruction - Wildstyle
04. Santos AC - Wildstyle
05. V8 Wankers - Wildstyle
06. Zombie Boy feat. Riggs - Wildstyle
07. Riggs feat. Zombie Boy - Wildstyle
08. Zardonic - Wildstyle
09. Eva Lumbre - Wildstyle
10. Drumatical Theatre - Wildstyle
11. Virgin Helena - Wildstyle

CD3:
01. Firehouse - Reach For The Sky
02. Stiletto - Wildside
03. Firehouse - When I Look Into Your Eyes
04. Motörhead - Cat Scratch Fever
05. DORO - Touch Too Much
06. Quiet Riot - Cum On Feel The Noize
07. Der W - Stirb In Schönheit (Tom Blue Remix)
08. Zardonic – Wildstyle (Tom Blue Remix)
09. Santos AC - Wildstyle (Tom Blue Remix)
10. Grave Digger - Wildstyle (Tom Blue Remix)
11. Tom Kamikaze Blue - Wildstyle (Tom Blue Remix)
Band Website:
Medium: 3-er CD
Spieldauer: 132:05 Minuten
VÖ: 04.04.2014

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