Manowar - Hell On Earth V

Review von Elvis vom 21.01.2010 (9709 mal gelesen)
Manowar - Hell On Earth V MANOWAR - die je nach Sicht der Dinge ungekrönten oder doch gekrönten Kings Of Metal polarisieren seit eh und je und über diese Frage länger zu philosophieren, hieße eh nur Eulen nach Athen zu tragen. Mit diesem Allgemeinplatz nähern wir uns jedoch schon langsam, aber sicher dem Kern dieses Reviews. Denn die vier unermüdlichen Krieger, die bekanntlich permanent auf Tour lebend in jeder Stadt die Lautsprecher explodieren lassen, haben wieder eine neue DVD am Start, um genau diese Lieblingsbeschäftigung zu dokumentieren. Diesmal ist es nach der Earthshaker Fest 2005-DVD und den beiden Magic Circle Festival-DVDs in den letzten Jahren jetzt tatsächlich die bereits lange angekündigte "Hell On Earth V" geworden. Rechtzeitig zur aktuellen "Death To Infidels"-Hallentour gibt es jetzt also die Rundumversorgung mit dem, was abgesehen von den Festivals 2005, 2007 und 2008 (wenn man das Earthshaker quasi als Prequel zum bandeigenen Festival betrachtet) seit Mitte der 2000er in der Welt der testosteronschwangersten Band der Welt passiert ist. Der aufmerksame Leser fragt sich nun vielleicht an dieser Stelle: was ist denn mit dem 2009er Magic Circle Festival III? Wird es etwa einfach unter den Tisch fallen gelassen? Im Gegensatz zu seinen Geschwistern hat das letztjährige Event allerdings in der Tat seinen Weg auf die neue Doppel-DVD gefunden - im Umkehrschluss bedeutet das jedoch, eine gesonderte Magic Circle Festival III-DVD wird es also nicht geben. Angesichts dessen, dass musikalisch im Ergebnis das Festival 2009 auch nur ein Tagesfestival war, ist das aber gut zu verschmerzen und es wird doch immerhin einiges abgedeckt auf "Hell On Earth V".

Den Weg nach Athen fanden Joey DeMaio und Co. tatsächlich 2007 im Rahmen der "Demons, Dragons & Warriors"-Tour - zudem gibt es noch im Angebot Russland, Norwegen, Türkei, Spanien, Nord Amerika, Finnland, die Tschechische Republik, Rumänien, Frankreich und natürlich Deutschland zu bewundern. Fans bekommen also eine Klinikpackung MANOWAR der transatlantischen Sorte mit Songs aus allen Phasen geboten. Die erste DVD ist dabei überwiegend vollgepackt mit den ganzen Songs und ein paar eingestreuten weiteren Segmenten mit Szenen aus den verschiedenen Ländern, während sich der zweite Silberling auf den dokumentierenden Teil bescheidet. Dabei legt man ersichtlich Wert darauf, auch bislang live noch nicht gezeigte Lücken in der umfangreichen DVD-Diskographie der Band - MANOWAR sind jetzt immerhin schon bei der achten Veröffentlichung angelangt, was wohl die wenigsten Bands toppen können - zu schließen, wobei natürlich ein paar Wiederholungen kaum zu vermeiden sind. Und mal ehrlich, wer stört sich schon an den unbestreitbaren Klassikern der Band? Der Gelegenheitskäufer dürfte sowieso eher nicht zu der angepeilten Zielgruppe zählen, also, lohnt sich der Kauf für die ebenso truesten wie treusten Fans der Metalszene? An sich bedarf es keiner großen Erwähnung, dass wie von MANOWAR gewohnt die visuelle und klangliche Messlatte entsprechend hoch angesetzt wird - Haus- und Hof-Regisseur Neil Johnson steigert sich weiterhin von Release zu Release und zeigt, dass er sein Handwerk versteht. Es ist daher nicht zu viel gesagt, wenn man "Hell On Earth V" als die bislang optisch beste DVD der New Yorker bezeichnet. Was mir persönlich besonders positiv auffällt: in der heutigen Zeit werden Musik-DVDs aus allen Genres meist äußerst schnell geschnitten und auch "Hell On Earth V" macht dabei keine Ausnahme. Im Gegensatz zur Konkurrenz schafft Mr. Johnson es jedoch, dabei ein gut ansehbares Ergebnis zu produzieren. Während z.B. aus meiner Sicht IRON MAIDENs "Rock In Rio" und "Death On The Road" DVDs zwei echte Negativbeispiele darstellen, die zumindest mich beim Anschauen nervös machen, gelingt dem Regisseur hier das Kunststück, einerseits die Dynamik der Songs im Schnitt einzufangen und dabei andererseits sozusagen keine Hektik aufkommen zu lassen. Trotz der schnellen Schnittfolge, die natürlich im passenden Moment auch mal ruhiger wird, ist "Hell On Earth V" daher superb anschaubar und lässt spätestens, wenn man bei Gigs der Touren dabei war, zwangsläufig in Erinnerungen schwelgen. Klanglich handelt es sich natürlich um Material aus diversen Locations und die Tonqualität ist dadurch nicht einheitlich - mal ist sie ein bisschen besser, mal ein klein wenig schlechter, insgesamt auf jeden Fall gewohnt gut. Die Qualität der enthaltenen Songs ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Eine Kardinalsfrage ist sicherlich, wie sich die aktuellsten Songs der EP "Thunder In The Sky", die vornehmlich das Material vom Magic Circle Festival III darstellen, live schlagen. Das sowieso mindestens gut zu nennende EP-Material besteht auch auf DVD gebannt die Feuertaufe problemlos - Songs wie 'Thunder In The Sky', 'Let The Gods Decide' oder 'God Or Man' fügen sich mühe- und nahtlos in die Klassiker ein und dürfte spätestens auf der Bühne auch Kritker des letzten Albums "Gods Of War" aufgrund der doch leichten Rückbesinnung auf ältere Bandtrademarks wieder halbwegs mit den Kings Of Metal versöhnen. Auch das als Studioversion recht dick aufgetragene 'Father' kommt live vom Magic Circle Festival III ausgesprochen gut. Dabei ist nochmals darauf aufmerksam zu machen, dass gerade Ur-Drummer Donnie Hamzik (der 2009 Stammmitglied Scott Columbus mehr als würdig vertrat) einen exzellenten Job macht. Wenn "Hell On Earth V" eines wirklich beweist, dann ist es wieder einmal die nicht zu verleugnende Tatsache, dass MANOWAR auf der Bühne einen absoluten Machtfaktor im Livesegment darstellen. Eine MANOWAR-Show ist immer wieder ein Erlebnis für alle Sinne und daher nur schwer auf CD oder DVD reproduzierbar. Insbesondere Joey DeMaios markerschütternder Basssound ist immens und wird - entsprechendes Heimkino-Equipment vorausgesetzt - immerhin sehr ordentlich wiedergegeben. Der letzte Teil der ersten DVD besteht aus dem "Gods Of War"-Teil der 2007er Tour. Neben den live performten Songs und den Liveaufnahmen der Show sind immer mal wieder bildschirmfüllend die passenden Filmsequenzen der Tour eingestreut, so dass die Atmosphäre gut eingefangen wird. Kaum ein MANOWAR-Album hat so die Fangemeinde gespalten wie "Gods Of War" und dennoch halte ich es nicht für vermessen, zu sagen, dass die live dargebotenen Titel die Stärke des "echten" Songmaterials unterstreichen. Sicherlich ist die stärkere Konzentration auf orchestrierte Songs und auch Keyboards nicht unbedingt der Sound, den MANOWAR zu Beginn der Karriere machten. Allerdings kann man der Band nicht absprechen und erst recht nicht verbieten, sich weiterzuentwickeln und wenn man dabei darauf verzichtet, sich krampfig anzubiedern bei Altfans, dann ist das nur die konsequente Umsetzung der Bandphilosophie. Insbesondere 'The Sons Of Odin', 'Gods Of War' und 'Hymn Of The Immortal Warrior' sorgen für absolute Gänsehautmomente. Während der Credits läuft eine der EP entsprechende Live-Version des Setclosers 'The Crown And The Ring' vom 2009er Hellfest, die würdig eine tolle erste DVD abschließt.

Die zweite DVD widmet sich dann nahezu ausschließlich den Dokumentationen. Hier könnte man jetzt - bei MANOWAR schon Pflicht - wiederum von einer Polarisierung sprechen. Die bislang von der "Hell On Earth"-Serie berühmt-berüchtigte Selbstbeweihräucherung durch Band und Fans gleichermaßen weicht hier nämlich einer eher kurzen und knackigen Momentaufnahme von Fans und Band. Das könnte man jetzt als Konzentration auf das Wesentliche betrachten oder böswillig auch als eher lieblos und oberflächlich anzusehen. Auf alle Fälle ist es eine nette Abwechslung von der bisherigen Machart und daher aus meiner Perspektive jedenfalls durchaus willkommen. Wer mehr Huldigung als die immer noch vorhandene gehörige Portion benötigt, kann ja immer noch auf die Vorgänger zurückgreifen. Die Magic Circle Festival III Dokumentation beschränkt sich auf positive Momentaufnahmen der dortigen Events und beschäftigt sich daher auch natürlich mit Autor Wolfgang Hohlbein, der bekanntlich die Bücher zum Großprojekt "Asgard Saga" schreibt. Dass selbstverständlich die Lichtseiten des Festivals betont werden und die Schattenseiten (zu beidem vergleiche man unseren Festivalbericht) eher ausspart, ist nur natürlich und nicht zu beanstanden. Die "Asgard Saga"-Dokumentation ist ebenso bereits bekannt wie das 'Die For Metal'-Promovideo, dennoch kann man der Vollständigkeit halber sicher nicht meckern. Was jedoch schon ein bisschen negativ anmutet, ist die Tatsache, dass man angesichts der Datenmenge auf beiden DVDs ohne weiteres das komplette Material auf eine DVD hätte packen können - und zwar ohne Qualitätsverlust. Das erweckt schon leicht den Anschein, das Gesamtpaket ein wenig aufblähen zu wollen.

"Hell On Earth V" kommt natürlich standesgemäß mit einem neuen Ken Kelly Motiv. Seit "Fighting The World", also fast seit einem Vierteljahrhundert, liefert der weltbekannte Fantasymaler die Motive für MANOWAR. Auch der neueste Streich ist wieder sehr gelungen und selbst an eine (wieder einmal deutsche) neue Problematik hat man gedacht. Nachdem auf Initiative der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen die Altersfreigabe u.a. auf DVDs neuerdings auch groß und häßlich auf der Vorderseite der Verpackung prangen muss, bleibt natürlich auch MANOWAR von diesem bürokratischen Monster nicht verschont, weswegen der unter Sammlern auch mäßig verniedlichend genannte "Flatschen" die Vorderseite der Packung "ziert". Abgesehen davon, dass diese visuelle Vergewaltigung guten Designs unter dem Deckmäntelchen des deutschen Jugendschutzes sogar vermeidbar wäre (die Lesart des Gesetzes, dass die Verpackung selbst bedruckt sein muss, kam v.a. vom Branchenverband), zeigt Joey DeMaio der auch gerne mal Zensursula genannten Dame (auch wenn sie nun Arbeitsministerin sein mag) den Mittelfinger und liefert "Hell On Earth V" daher mit einem Wendecover aus (vermutlich verbunden mit einem lautstarken "Fxxk You!"). Lange Rede, kurzer Sinn: auf der innenliegenden Rückseite des DVD-Inlays ist also nochmals das Cover ohne Altersfreigabe - der geneigte Verpackungsfetischist darf also aufatmen und sich über diesen, man möge es mir verzeihen, deutschen Schwachsinn lächeln. Nach diesem kleinen Exkurs in die Wunderwelt der politischen Scheinmaßnahmen sei jedoch angemerkt, dass die Amerikaner ebenfalls ein Wendecover geliefert bekommen - dort gibt es nämlich auf der regulären Front keine blanken Brüste zu sehen (ähnlich wie der US-Version von "Gods Of War"), doch immerhin kann der amerikanische Brustfetischist so dennoch ohne Europa-Import zu seinem voluminösen Glück finden. Andere Länder, andere Titten oder eben gerade gar keine... um diesem Review doch noch einen schwachen Kalauer zu gönnen. Abgesehen von dieser immerhin gut gelösten Frage regelungswutbedingter Unsinnsvorschriften, bleibt zum einen festzuhalten, dass die Arbeit von Ken Kelly wieder einmal über jeden Zweifel erhaben ist und der Mann einfach der einzig wahre Künstler für ein MANOWAR-Cover ist. Leider ist andererseits ein kleiner Wermutstropfen vorhanden. Nachdem die erste "Hell On Earth" noch aus den Anfangszeiten der DVD stammte, ursprünglich noch zeitgleich als VHS erschien (die älteren schwelgen an dieser Stelle in Erinnerungen an Videobänder) und daher vergleichsweise schlicht daherkam, erschienen die Nachfolge-DVDs alle im Schuber, Digipack oder Steelbook. Dass die aktuelle DVD jetzt "nur" in einem schnöden Amaray-Case daher kommt, stellt insofern doch einen Schritt unter den selbst gesetzten Standard dar und gibt der Veröffentlichung einen unnötig preiswerten Touch, der nicht hätte sein müssen. Unter dem Aspekt der obigen "Flatschenproblematik" und als Trost für alle Verpackungsfetischisten ist die vorliegende Lösung dann doch die nahezu bestmögliche Variante - ein verschandelter Schuber o.ä. hätte auch nicht mehr Glück bedeutet. Immerhin bleibt zudem das Booklet mit netten Bildern und Credits als Trostpflaster, was anno 2009 auch keine Standardleistung mehr ist im DVD-Bereich.

Insgesamt wird sich von "Hell On Earth V" wohl kein MANOWAR-Hasser bekehren lassen, es handelt sich daher um eine Veröffentlichung nur für Fans und die bekommen die gewohnte Qualität der Kings Of Metal geboten. Die angesprochenen Schattenseiten sollen nicht unter den Tisch gekehrt werden, insgesamt überwiegt jedoch klar das Licht und wer die Vorgänger bereits hatte, muss (und wird wahrscheinlich sowieso) wieder zugreifen. Im Ergebnis eine solide Veröffentlichung, die zwar audiovisuell bislang die beste DVD der Reihe sein dürfte, allerdings inhaltlich vom Wow-Effekt ein wenig gegen Teil III & IV abfällt. Dass man nach sieben DVDs allerdings das Rad nicht mehr unbedingt ständig neu erfinden kann, sollte auch Kritikern klar sein. Deswegen: Niveau definitiv gehalten, Klassenziel mehr als deutlich erreicht und locker Versetzung geschafft. Warten wir mal ab, was nun das bislang noch nicht mit einem Veröffentlichungsdatum versehene neue Album "Hammer Of The Gods" bringen wird. In diesem Sinne, Hail And Kill, Fuck The World And Death To Infidels - See You On The Road!

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
DVD I:

01. Introduction
02. Loki God Of Fire (Opening Sequence)
03. Hand Of Doom (Norway 2009)
04. Die For Metal (Germany 2007)
05. Turkey (2005)
06. Hail And Kill (Turkey 2005)
07. Carry On (Spain 2005)
08. Sleipnir (Spain 2009)
09. North America (2005)
10. Thunder In The Sky (MCF3 Germany)
11. Manowar Rehearsals, Fans And Beer
12. Mountains (Germany 2007)
13. Call To Arms (Finnland 2009)
14. Gloves Of Metal (Germany 2007)
15. Greece (2007)
16. Let The Gods Decide (Russia/Germany 2009)
17. Czech Republic (2005 - 2007)
18. The Ascension (Czech Republic 2005)
19. King Of Kings (Czech Republic 2005)
20. Germany (2007 - 2009)
21. God Or Man (MCF3 Germany)
22. Father (MCF3 Germany)
23. Loki God Of Fire (Romania 2009)
24. Demons Dragons And Warriors Tour Documentary (2007)
25. Sons Of Odin (Germany 2007)
26. Glory, Majesty, Unity (Germany 2007)
27. Gods Of War (Germany 2007)
28. Army Of The Dead Part II (Germany 2007)
29. Odin (Germany 2007)
30. Hymn Of The Immortal Warrior (Germany 2007)
31. End Credits
32. Immeasurable Punishment

DVD II:

01. Die For Metal (Promo Clip)
02. The Crown And The Ring (France 2009)
03. The Ascension Orchestra Rehearsal (Czech Republic 2005)
04. Gods Of War Album Documentary
05. Bulgarian Building
06. Manowar Café
07. Asgard Saga Documentary
08. Father Documentary
09. Highlights From The Death To Infidels Tour 2009
10. Magic Circle Festival III Documentary
11. Metal Moments
Band Website: www.manowar.com
Medium: DVD
Spieldauer: 210:00 Minuten
VÖ: 27.11.2009

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