Caroozer - The Brewtal Truth

Review von derkleinekolibri vom 22.01.2024 (1964 mal gelesen)
Caroozer - The Brewtal Truth Berlin im Sommer 1987 (wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt): Das Strandbad Wannsee öffnet seine Pforten für Musikliebhaber. Natürlich bin ich einer der vielen Sonnenhungrigen, die dorthin pilgern, obwohl es längst dunkel ist. Meinen bermudagrünen Audi 80, Baujahr 1973, habe ich im Grunewald geparkt. So müssen wir fünf faulen Säcke tatsächlich noch unsere Füße bemühen, um dem Spektakel beizuwohnen. Man hat eine gewaltige Anlage aufgebaut. Die Musik von PINK FLOYD überflutet das gesamte Strandbadgelände und zu diesem schon famosen akustischen Erlebnis gesellt sich noch ein optisches Schmankerl: Eine Lasershow vom Feinsten im dunklen Himmel, wie sie die Welt noch nicht gesehen hatte.

Natürlich versteht niemand den Zusammenhang zwischen der Schilderung meines Erlebnisses und dem vierten Album "The Brewtal Truth" der Groove Metal-Band CAROOZER aus Leipzig, die es in den 80ern noch gar nicht gab. Aber ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen: Der Start des Albums hört sich genauso wie das filigrane, atmosphärische Gitarrenspiel in einem der vielen PINK FLOYD-Songs der 70er an. Wen wundert es also, dass ich nach einigen Sekunden des Hörens solche Assoziationen habe? Allerdings wird aus dem seichten Start ein bombastisch klingender Einstieg ins Album. Erst am Ende des letzten Stückes fahren die Jungs nach knapp 40 Minuten Laufzeit ihr Geballere herunter. Die 2008 gegründete Band spricht selbst von einem Bastard aus Neo Thrash Metal, Sludge, Stoner und Rock'n'Roll, wenn sie darauf angesprochen wird, welche Musik den interessierten Hörer auf "The Brewtal Truth" erwartet.

Den beiden Gitarristen Ben und Poelz muss man ein Kompliment machen. Ob schleppende oder einer Maschinengewehrsalve ähnelnde Riffs, sie treffen genau den Nerv des hörenden Metalfans. Ohne entsprechendes Fundament geht natürlich gar nichts. Also lässt man Shabooboo für die Dauer des Albums aus dem Hochsicherheitskäfig heraus, damit er seinem Bass die notwendigen Töne entlocken kann. Der das Schlagzeug malträtierende Micha hinterlässt nichts als bier-, blut- und schweißgetränktes Ödland. Wie ein räudiger Hund bellt dann Richs Stimme dazwischen und geht durch Mark und Bein, gibt aber dem Ganzen genau das fehlende Quäntchen zum Glück.

Offensichtlich wird mit "The Brewtal Truth" dem Bier gehuldigt. Das Wortspiel im Titel ist mir sofort aufgefallen. Streng übersetzt steht da "Die brutale Wahrheit", aber das Wort "brew" alleine bedeutet "brauen". Welch biertrinkender Schelm, der sich nichts dabei denkt? Wie auch immer, auch wenn ich dem Alkohol an sich nichts abgewinnen kann, so ziehen die fünf Ostdeutschen vom Leder, dass einem Hören und Sehen vergeht. Da auf sehr hohem Niveau angesiedelt, fällt es schwer, den ein oder anderen Titel hervorzuheben. Und dennoch, den absoluten Hörgenuss verschafft mir 'Motörfucker', das letzte und gleichzeitig längste Stück des schweißtreibenden Longplayers.

Auch live haben die Leipziger schon eine Menge Erfahrung sammeln können. So konnte man die Trinkfestigkeit von CAROOZER bereits auf dem Party.San Open Air Metal testen. Unter anderem supporteten sie auch schon GORILLA MONSOON, POTHEAD, PRO-PAIN und TOTENMOND.

Seit dem 5. Januar 2024 ist das Album mit dem aussagekräftigen Cover sowohl digital als auch in Form einer CD erhältlich. Erwähnenswert: Der Preis der CD ist echt human. Na dann: "Prost!"

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Lesson In Booze
02. It Ain't Me
03. Shuffle-Headed Groove Machine
04. Drive By
05. The Hobo's Waltz
06. A Good Day To Die
07. Lifelover
08. Motörfucker
Band Website:
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 39:20 Minuten
VÖ: 05.01.2024

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