Nanowar Of Steel - Dislike To False Metal

Review von Elvis vom 12.04.2023 (1193 mal gelesen)
Nanowar Of Steel - Dislike To False Metal Seit zwanzig Jahren treiben NANOWAR OF STEEL aus Rom ihr musikalisches Unwesen im Metalbereich und machen sich seitdem regelmäßig über die Szene und insbesondere ihre teilweise übertriebene Ernsthaftigkeit gewaltig lustig. "Dislike To False Metal" bietet zehn Songs, bei denen die Titel bereits zeigen, was man hier potentiell erwarten darf, und doch wird man musikalisch ob des Abwechlungsreichtums immer mal wieder überrascht, was die fünf italienischen Herren hier aus dem Hut zaubern.

Den Anfang macht etwa 'Sober', was im besten ALESTORM-Stil das genaue Gegenteil des allseits bekannten Piraten-Lifestyles zelebriert: Mineralwasser, Smoothies und Pilates, vor allem aber keine Trunkenheit. Schon dieser Song zeigt, wie gut NANOWAR OF STEEL ihr Metier beherrschen, denn wenn man nicht wirklich hinhört, könnte man hier wirklich einen ALESTORM-Song hören. Und im Gegensatz zu den Originalen zaubern sie hier im Übrigen sogar zwischendrin auch mal ein musikalisches "The Secret Of Monkey Island"-Zitat aus dem Piratenhut. 'Winterstorm In The Night' hat mit Madelien Liljestam von ELEINE eine Gastsängerin am Start und ist ansonsten ein lupenreiner Ohrwurm der epischen Klasse. Schuppen und Abhilfe gegen eben diese ist ein Thema, was im Metalbereich eigentlich viel zu kurz kommt, oder?



'Disco Metal' hat einen extrem synthielastigen Eurodance-Einschlag einschließlich Vocoder-Effekten und ist entgegen des Titels doch recht weit von Metal entfernt - was den Song aber nicht schlecht macht. Abwechslung muss jedoch sein, weswegen 'Muscle Memories' im besten NICKELBACK-Stil den Werdegang eines Mannes beschreibt, der sich allzu sehr in seine Muskeln und deren Stählung hineinsteigert. Hier lohnt es sich, besonders auf den Text zu achten, steigert dieser sich doch immer mehr in Richtung Gender-Debatten und deren Absurditäten und Auswüchsen.



'Chupacapra Cadabra' ist überlang und im Wesentlichen ein Epos im Latino- beziehungsweise Mariachi-Stil. Das soll jedoch nicht heißen, dass der Song mit über neun Minuten keine Abwechslung bietet, mitnichten. Was hier hineingepackt wurde, ist mehr Abwechslung als viele Bands auf einem kompletten Album haben. Ein absolutes Highlight mit Hit-Faktor ist 'Pasadena 1994' mit niemand Geringerem als Gast-Sänger Joakim Broden von SABATON. Die Verarbeitung der tragischen Niederlage der italienischen Nationalmannschaft im Finale der Fifa-WM 1994 gegen Brasilien ist natürlich im Stil von SABATON gehalten und wird durch Brodens mit gewohntem Pathos gesungene Beteiligung teils schon schwer vom Original unterscheidbar. Die extreme Eingängigkeit und der Text sind schon verdammt nah dran und ich glaube, unbedarfte Zuhörer wären hier wirklich überzeugt, eine neue SABATON-Single zu hören.



'Metal Boomer Battalion' ist eine Hymne über all jene übertruen Verfechter des wahren Metal bis 1982 und ihren tapferen Kampf an den Tastaturen im Internet. Selten wurde dieser Klientel so amüsant der Spiegel vorgehalten. Ganz anders dagegen der 'Dimmu Boogie', der tatsächlich einen ziemlichen swingenden Boogie auffährt. Da das jedoch dann eine gewisse Verschnaufpause rechtfertigt, gibt es auch noch was für Freunde der Boybands und vor allem BACKSTREET BOYS. 'Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love' packt so ziemlich alle bekannten und nicht jedem bekannten sogenannten Verschwörungstheorien in einen Song, der klanglich diverse Hits der Herren in einen Song packt. Wunderbar eingängig und definitiv sehr kompetent gemacht! Zum Abschluss gibt es mit Blick auf die Landsleute von RHAPSODY OF FIRE (und ihre Ableger) noch einen knallharten Rausschmeißer mit 'The Power Of Imodium'. Textlich kann man sich denken, dass es sich hier potentiell um ein Verdauungsproblem und dessen medikamentöse Lösung handelt, doch selten wurde eine bekanntes Medikament so episch und glorreich gefeiert. Ganz großes Tennis, Kino, was auch immer - warum denn dabei nicht auch mal kurz 'Go West' und 'Bohemian Rhapsody' und italienische Opern einbauen?

Und damit sind wir auch schon am Ende eines mehr als kurzweiligen Werkes angekommen, bei dem NANOWAR OF STEEL definitiv demonstrieren, dass sie musikalisch beziehungsweise kompositorisch vermutlich den meisten der parodierten Bands beziehungsweise Genres das Wasser reichen können. Klar, wer seinen Metal bierernst nimmt, wird hier vermutlich keinen Spaß haben, wer jedoch gerade über diese übertriebene Ernsthaftigkeit eh schon immer den Kopf geschüttelt hat (ob nun mit Schuppen oder ohne), bekommt hier das passende Werk. Stilistisch ist das teils natürlich schon gar nicht immer so metallisch (meist natürlich doch), aber mehr als nur kompetent und eingängig gemacht. Wer über sich selbst und seine Musik lachen kann, sollte das auch über und mit NANOWAR OF STEEL machen können. Von mir gibt es daher eine absolute Empfehlung.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Sober
02. Winterstorm In The Night
03. Disco Metal
04. Muscle Memories
05. Chupacabra Cadabra
06. Pasadena 1994
07. Metal Boomer Battalion
08. Dimmu Boogie
09. Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love
10. The Power Of Imodium
Band Website: www.nanowar.it
Medium: CD
Spieldauer: 48:21 Minuten
VÖ: 10.03.2023

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