Wichita Falls - When Hell Comes To Town

Review von baarikärpänen vom 18.02.2023 (1625 mal gelesen)
Wichita Falls - When Hell Comes To Town Wenn die Hölle über uns hereinbricht ... So in etwa dürften die Einwohner von Wichita Falls in Texas gedacht haben, als ein Tornado ihr Städtchen im Jahre 1979 beinahe dem Erdboden gleichgemacht hatte. Womit schon mal festgehalten wäre, dass die norddeutschen WICHITA FALLS den Titel ihres Comebacks nach etlichen Jahren Sendepause ganz schlau gewählt haben. Nun könnte man annehmen, wenn sich eine Band nach einer Stadt benennt, die derartigen Verwüstungen ausgesetzt war, dass die Herren alles zermalmenden Death Metal auf ihre Fahnen geschrieben haben. Aber weit gefehlt und dazu gleich mehr. Voher schicke ich (mal wieder!) ein ganz dickes "Schämt euch und ab in die Ecke!" an ganz viele Label-Vertreter, weil die schon wieder auf den Ohren sitzen, reihenweise drittklassige Acts, die nicht mal ihre Instrumente halten - geschweige den spielen - können, mit einem Deal ausstatten, während WICHITA FALLS ihr "When Hell Comes To Town" eigenverantwortlich unters Volk bringen. Ein Besuch der unten angegebenen Internetadresse oder Bandcamp ist also von Vorteil.

WICHITA FALLS sind alles andere als Frischlinge, die hier mit ihrem Debut um die Ecke kommen. Gegründet wurde die Band bereits 2006 unter dem Namen CATEGORY IV. Es folgte die Umbenennung und 2009 erschien die erste Scheibe "Landfall", aufgenommen im renommierten LSD-Studio in Lübeck, für die WICHITA FALLS durch die Bank positive Kritiken einfahren konnten. Es war die musikalische Ausrichtung der Truppe, die zu gefallen wusste und ihrer Zeit eigentlich ein wenig voraus war. Das Rock Hard verortete die Norddeutschen gar zwischen ICED EARTH oder NEVERMORE. Oder wie WICHITA FALLS es selbst nennen: "Moderner, melodischer Thrash-Metal, der aber nie die Wurzeln des Genres vergisst". Trotzdem trennten sich bereits 2011 die Wege und es sollte geschlagene zehn Jahre dauern, bis Sänger Wolfram Burda und Gitarrist Matthias Büsing wieder gemeinsame Sache machten. Die beiden schrieben fleißig an neuem Material, Jan Mielcke (Drums) und Waldemar Dering (Bass) stießen zur Band. Die neuen Songs wurden bereits live präsentiert, unter anderem zusammen mit Szenegrößen we BRAINSTORM oder VICTORY, und erscheinen jetzt allesamt auf "When Hell Comes To Town".

Erster Beleg dafür, dass WICHITA FALLS mit der nötigen Ernsthaftigkeit an die Sache rangehen, ist die Wahl des Produzenten. Bob Katsionis (u. a. auch bei FIREWIND aktiv) hat "When Hell Comes To Town" einen tollen Sound verpasst, der, obwohl sehr modern klingend, den Songs erst so richtig Feuer unterm Hintern macht. Nun gingen ICED EARTH schon immer an mir vorbei, dennoch kann man durchaus auch heute noch hören, warum das Rock Hard die Amis damals als Vergleich angeführt hat. Aber WICHITA FALLS sorgen mit ihrem Songwriting schon dafür, dass man erst gar nicht auf die Idee kommt, sie als bloßen Klon zu bezeichnen. Das wird schon mit dem Opener 'Natural Disaster' deutlich, der nach einem wirklich schönen Intro im Stil von John Carpenter sowas von in die Vollen geht. So und nicht anders geht eine zeitgemäße Verquickung von Thrash und Power Metal, Stakkato-Rhythmen kombiniert mit rasanten Abfahrten und einem Chorus, der gleich ins Ohr geht. Wolfram Burda liefert schon hier einen eindrucksvollen Job ab, was sich für das ganze Album sagen lässt. Es ist schon beeindruckend, mit welch scheinbarer Lässigkeit WICHITA FALLS es schaffen, knallharten Metal mit supereingängigen Parts zu verbinden, ohne auch nur eine einzige Sekunde cheesy zu klingen. Mir fällt ehrlich gesagt mit ORDEN OGAN nur eine andere deutsche Band ein, die genauso verfährt. Allerdings ersetzen WICHITA FALLS deren Pomp durch mehr Power. Stellvertretend für diese steile These sei das an zweiter Stelle positionierte 'The Quest' genannt. Für mich eine Perle, die neben den anderen acht Perlen auf der Scheibe besonders hell glänzt. Eigentlich fällt es schwer, einzelne Songs herauszupicken, weil "When Hell Comes To Town" von Anfang bis Ende ein echtes Statement geworden ist, auch wenn Tracks wie 'Legion' oder das abschließende 'Until The Stom Is Over' ein wenig länger brauchen, um sich nachhaltig im Ohr festzusetzen. Dennoch möchte ich 'I Disappear' erwähnen, das fast schon in Überschall beginnt, bei dem die Band aber kurz vorm Chorus ganz geschickt auf die Bremse tritt. So wird 'I Disappear' ein gutes Beispiel für das gelungene Songwriting. Fakt ist, dass WICHITA FALLS sich mit "When Hell Comes To Town" nicht vor der nationalen und internationalen Konkurrenz verstecken müsen. Im Gegenteil, mit so einer starken Scheibe überholen die Norddeutschen sogar einen Großteil davon mit links. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass die Jungs erst wieder seit 2021 aktiv ins Geschehen eingreifen.

Es fällt nicht unbedingt leicht, WICHITA FALLS zu kategorisieren. Genau das macht aber den Reiz von "When Hell Comes To Town" aus. Wer seinen Metal mit jeder Menge Aggressivität und Power braucht und dabei die Eingängigkeit trotzdem nicht zu kurz kommen soll, der ist hier an der richtigen Stelle. Ganz knorke übrigens auch die Idee, für das Artwork mal auf die sonst üblichen Fantasy-Gemälde zu verzichten und stattdessen ein unheilvoll beleuchtetes (norddeutsches?) Gehöft zu verwenden. Von meiner Seite für dieses Album satte neun Punkte. Im Moment gibt es den digitalen Download, am 03.03.23 folgt die CD und am 14.04. erscheint das Vinyl.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Natural Disaster
02. The Quest
03. I Disappear
04. Total Eclipse Of The World
05. Animal Force
06. Second To None
07. Legions
08. Meet Your Master
09. Until The Storm Is Over
Band Website: wichitafallsmetal.bandcamp.com/releases
Medium: CD, LP, Downloa
Spieldauer: 39:58 Minuten
VÖ: 00.00.0000

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