The Cosmic Trip Advisors - What Are You Sinking About?

Review von baarikärpänen vom 05.11.2021 (3374 mal gelesen)
The Cosmic Trip Advisors - What Are You Sinking About? Wenn man in einigen Jahren auf die Welt in Zeiten der Pandemie zurückblicken wird, dann kehren vor allem die negativen Aspekte wieder zurück ins Blickfeld. Da wir uns ja vornehmlich mit dem künstlerischen Sektor befassen, wird uns wieder einfallen, wie sehr vor allem Musiker, Zeichner, Bühnenarbeiter quasi über Nacht vor dem Nichts standen, von staatlicher Unterstützung weit und breit nichts zu sehen. Ein wichtiger Aspekt, über den an anderer Stelle schon zur Genüge berichtet wurde. Umso erstaunlicher aber (und da wären wir bei einer durchaus positiven Auswirkung der Pandemie), wie sehr viele Musiker darauf reagiert haben. Das war ja genau genommen eine echte Flut an Inspiration, die durch die digitalen Kanäle schwappte, auf physische Tonträger gebannt wurde. Ich persönlich finde gerade diese "Jetzt erst recht!"-Mentalität vor allem der Künstler bewundernswert, die kurz vor der Pandemie ihre neuen Alben veröffentlichten und danach brutal ausgebremst wurden, kurz vor einer Tour oder sonstigen Aktivitäten, um ihr neues Werk gebührend zu promoten. Kopf in den Sand stecken war keine Option. Genau das gilt in gewissem Maße auch für THE COSMIC TRIP ADVISORS, die lange an ihrem Debut gearbeitet hatten, nur um es letztendlich mitten in der Pandemie veröffentlichen zu müssen, weil man einfach nicht mehr länger warten wollte. Schaut man sich die sehr guten bis überschwänglichen Reaktionen der Presse an (ich steh immer noch zu 100% hinter der Höchstnote, die mir das Album damals wert war), hat man eine ungefähre Ahnung, wie sehr es die Band geschmerzt haben dürfte, keine Konzerte geben zu können.

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THE COSMIC TRIP ADVISORS, die nach Veröffentlichung des Debuts einige Besetzungswechsel zu verzeichnen hatten, wären ihrer positiven Einstellung nicht gerecht geworden, wenn sie sich in Selbstmitleid gesuhlt hätten. Stattdessen ging es immer weiter im Hause CTA, die Arbeiten am Nachfolger des Debüts, der nächstes Jahr erscheinen soll, wurden in Angriff genommen, und die Follower in den sozialen Medien wurden ständig mit neuen Posts auf den neuesten Stand gebracht. Und so war das Hallo groß, als die Band für diesen Herbst so für zwischendurch eine neue Scheibe ankündigte, bepackt mit Cover-Versionen ihrer persönlichen Favoriten. Wie so oft werden jetzt wieder viele denken: "Noch ne weitere Cover-Scheibe? Gähn!". Aber THE COSMIC TRIP ADVISORS wären nicht THE COSMIC TRIP ADVISORS, wenn besagtes Album, "What Are You Sinking About?" betitelt, nicht etwas ganz Besonderes wäre. Was vor allem an den Songs liegt, die sich die Schotten vorgeknöpft haben. Für "What Are You Sinking About?" haben sich die CTA ganz spezielle Songs ausgesucht, die - bis auf eine Ausnahme - herzlich wenig mit den "üblichen Verdächtigen" zu tun haben, auf die andere ähnlich gelagerte Bands gerne zurückgreifen und die zudem allesamt eine besondere Bedeutung für die Mitglieder der Band haben, die auf der Innenhülle des Vinyls oder im Booklet auch näher beleuchtet werden. "Wrong Again, Albert", das Debut von CTA, zeichnete sich ja vor allem dadurch aus, dass es nicht nur ein weiteres Classic Rock-Album war, sondern dem Classic Rock eine soulig-bluesige Note verpasste. "What Are You Sinking About?" macht nun sehr klar, woher dieser "Touch of Soul" kommt, der die CTA zu einer so besonderen Band macht.

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Bevor wir uns den Songs auf "What Are You Sinking About?" widmen, noch ein paar Worte zur Produktion und zum Artwork der Scheibe: Keine Ahnung, welche Beziehungen THE COSMIC TRIP ADVISORS so haben, welche Kristallkugel sie beschworen oder in welcher kosmischen (!) Lotterie sie den Jackpot geknackt haben, aber dass eine Band aus Schottland, die gerade mal ihr Debut veröffentlicht hat, niemand anderen als Kevin "the caveman" Shirley (THE BLACK CROWES, AEROSMITH und vor allem IRON MAIDEN) und Ade Emsley (ebenfalls IRON MAIDEN) dafür gewinnen konnte, das Album zu produzieren beziehungsweise zu mastern, das kann man wohl einen absoluten Glücksfall nennen. Umso bemerkenswerter, wenn man sich verdeutlicht, daß man CTA immer noch als Newcomer bezeichnen darf und hinter der Band keine international agierende Management-Company steht, die die Fäden zieht. Es gibt ja nicht wenige, die mit dem Sound der MAIDEN-Alben, die Shirley produziert hat, nicht so recht warm werden, aber auf "What Are You Sinking About?" hat der Mann ganze Arbeit geleistet. Ganze Arbeit übrigens auch, die Gitarrist Mark Thorburn beim Design des Coverartworks und der Innengestaltung abgeliefert hat. Vor allem das Cover, das den Titel des Albums mit einem Augenzwinkern einfängt, hat es mir angetan und steht in bester Tradition von Storm Thorgersen (unter anderem PINK FLOYD, ALAN PARSONS PROJECT, LED ZEPPELIN plus gefühlt 1000 anderer Acts). Well done mate!


'Mother', im Original von der ersten Solo-Scheibe eines gewissen John Lennon, eröffnet "What Are You Sinking About?". Und einen schwierigeren Einstieg hätten die CTA sich nicht aussuchen können, denn immerhin sind (für meinen Geschmack) schon Lou Reed oder auch David Bowie grandios daran gescheitert. THE COSMIC TRIP ADVISORS haben 'Mother' einen Gospel-Anstrich verpasst, und Sängerin Lesley McGonnal darf zum ersten Mal glänzen. An zweiter Stelle folgt 'Going Down', eine Don Nix-Komposition. Dessen Mix aus Southern Rock, Soul und R&B kommt den CTA natürlich total entgegen und wird von Mark Thorburn mit einer tollen Slide-Gitarre aufgepeppt. Deutlich ruhiger und tiefenentspannt, aber eben doch powervoll, geht's weiter mit "Sweet Virginia", einem Song, der eher nicht zu meinen Favoriten auf "Exile On Main St" der ROLLING STONES gehört. Was vor allem an Mick Jagger liegt und seinen aufgesetzt wirkenden Vocals. Man darf (vielleicht auch "sollte niemals") einer lebenden Legende ans Bein pinkeln, aber meine Güte, Lesley McGonnal lässt den guten Mick im Vergleich ja sowas von lahmarschig erscheinen. Bevor mir Klagen der STONES ins Haus flattern, lieber gleich weiter zum nächsten Song, der dann auch die metalaffine Leserschaft am meisten ansprechen sollte und es beinahe gar nicht aufs Album geschafft hätte. Cover-Versionen von AC/DC gibt's ja wie Sand am Meer, aber wenn die Aussies jemals einen Song geschrieben haben, der prädestiniert ist, um von THE COSMIC TRIP ADVISORS gecovert zu werden, dann ist es eben 'Ride On'. Die Band hatte nur kurz Zeit und 'Ride On' ist deswegen auch in einer quasi Live-Version auf dem Album gelandet, inklusive der ein oder anderen Temposchwankung. Aber was soll's, macht den Song am Ende absolut authentisch. Weiter geht's mit einem Song, mit dem mich die CTA schon bei der Ankündigung des Albums hatten: 'Preachin' Blues' von dem total unterbewerteten SON HOUSE, einem Blueser, der einen nicht zu vernachlässigenden Eindruck auf Robert Johnson und Muddy Waters gehabt haben dürfte. LARKIN' POE hatten 'Preachin' Blues' bereits vor einigen Jahren im Programm und ich war gespannt, was CTA aus diesem Song gemacht haben. Und was soll ich sagen, es bluest und vor allem groovt es wie Hölle, und auch die Gitarre kommt nicht zu kurz. Im Vergleich zu 'Preachin' Blues' kommt das nachfolgende 'Can't Find My Way Home' von BLIND FAITH (unter anderem Eric Clapton, Ginger Baker) zunächst etwas austauschbarer daher, aber für sich alleine genommen haben THE COSMIC TRIP ADVISORS dem Song ihren eigenen Stempel aufgedrückt, und vor allem Gitarrist Mark Thorburn macht Eric Clapton alle Ehre. Wer schon immer wissen wollte, welche Sängerin Lesley McGonnal wohl am meisten beeindruckt haben dürfte, der wird beim nächsten Track 'He Made A Woman Out Of Me' fündig. Denn Lesley McGonnal steht der Original-Interpretin Bettye LaVette wirklich in nichts nach. THE COSMIC TRIP ADVISORS halten sich nah am Original, lediglich ein wenig mehr Druck und natürlich klingt die Version frischer. Für den Abschluß des Albums hat sich die Band einen eher ungewöhnlichen Song ausgesucht, 'Sing Me Back Home' von Country-Star Merle Haggard. Obwohl... THE COSMIC TRIP ADVISORS haben sich nicht am Original orientiert, sondern an einer Version von Keith Richards, die selbiger in der Nacht aufs Bnd gezimmert hat, als er darauf wartete, welche Strafe ihm wohl für den Besitz von Heroin droht und die lediglich auf einem Bootleg zu finden ist - stimmungsvoll umgesetzt von lediglich Lesley McGonnal am Gesang, unterstützt vom Piano.

Sicher, "What Are You Sinking About?" dürfte vom Gesamtsound eher nur die toleranteren Hörer unserer eigentlichen Klientel ansprechen, aber es ist ja nicht in Stein gemeißelt, dass Metal-Hörer immer nur die grobe Kelle brauchen. Ehrlich gesagt kann man THE COSMIC TRIP ADVISORS und zu ihrer ungewöhnlichen Wahl der Songs den Daumen heben, denn die Band hätte auch auf Nummer sicher gehen können und die tausendste Version eines JANIS JOPLIN- oder JEFFERSON AIRPLANE-Songs eintüten können. Aber so wie es im Endeffekt rüberkommt, ist "What Are You Sinking About?" eine mutige Werkschau geworden, die zeigt, wo die Wurzeln der Dame und Herren aus Schottland liegen. Genau für diesen Mut gibt's auch die neun Punkte. Der offizielle VÖ-Termin auf Rough Trade ist im Dezember, aber Interessierte besuchen die Band auf Facebook oder Bandcamp und bestellen schon jetzt, im digitalen Format zumindest.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Mother
02. Going Down
03. Sweet Virginia
04. Ride On
05. Preachin' Blues
06. Can't Find My Way Home
07. He Made A Woman Out Of Me
08. Sing Me Back Home
Band Website: www.facebook.com/thecosmictripadvisors/
Medium: CD, LP, Digital
Spieldauer: 32:52 Minuten
VÖ: 00.00.0000

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