Ancst - Summits Of Despondency | |
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Review von Humppathetic vom 07.10.2020 (7501 mal gelesen) | |
ANCST aus Berlin beehren uns mal wieder. Wurde ja auch Zeit. Bei durchschnittlich vier Veröffentlichungen pro Jahr hat die seit der Split mit KING APATHY 2017 als Einmannprojekt firmierende Unternehmung von Mastermind Tom jetzt eigentlich immer noch zwei für 2020 abzuliefern. Aber es ist Coronajahr, da können wir das mal durchgehen lassen. Viel wichtiger ist sowieso die Frage: Wie steht's um die Qualität? Und warum heißt man eigentlich ANCST? Letztere Frage ist sofort, einfach und mit einem Wort zu beantworten: Suchmaschinenoptimierung. Gebt mal das Wort Angst in einer Suchmaschine ein und versucht, eine Band mit dem Namen zu finden. Viel Glück, ich schreibe so lange mein Review weiter. Und die Qualität? Die bisherigen Outputs konnten, soweit ich das übersehe, immer überzeugen. "Summits Of Despondency" macht da, so viel sei jetzt schon verraten, genauso weiter. Von allem, was ich von Tom, der außer dem Vertrieb und dem Mastering der Vinylversion der Scheibe durch Lifeforce Records so sehr die Do It Yourself-Variante fährt - live aber natürlich von Mitstreitern begleitet wird -, dass selbst Jesus vor Neid erblasst, da er das Kreuz zwar selbst trug, aber es nicht auch noch selbst baute (okay, die Analogie war jetzt weit hergeholt), gehört habe, dürfte "Summits Of Despondency" wohl die beste Scheibe der Band sein. Hiermit entschuldige ich mich beim Editor für den vorangegangenen Satz. (Ist angenommen, aber ich habe dich ab sofort im Auge! - Blaze Breeg, der Editor) Verschachtelungen sind einfach spaßig - böse Absicht steckte nicht dahinter. Zurück zum Album, denn das ist nicht nur Thema des Reviews, sondern auch so großartig gelungen, wie es faszinierend klingt. Für all diejenigen, denen ANCST bisher nichts gesagt hat, dem knalle ich jetzt mal folgende Details vor den Latz: Dem Stile des Werks und im Endeffekt der Band als solchen wohnen Crust, (Post) Hardcore, Black Metal, Ambient und Melodic Death inne. Wahrscheinlich habe ich bei dieser Aufzählung sogar noch einen Stil vergessen. Gewürzt werden diese Genres durch zahlreiche Ingredienzen - am prägnantesten auf diesem Album ist wohl der artifizielle Frauengesang, der aus auf Samples aufbauenden Synthesizern besteht und in einer mysteriösen Sprache erklingt. Wer weiß, welche das ist, möge mir bitte eine E-Mail schreiben, denn das Unwissen macht mich wahnsinnig. Auf die Ohren gibt es somit also ein extrem eklektisches Werk, aber trotzdem schafft man es, über die Spielzeit von zwölf Songs (inklusive eines Interludiums) nicht beliebig zu klingen. Die verschiedenen Richtungen und Kreuzungen und Autobahnabfahrten werden so geschickt ineinander verwoben, dass alles seinen Sinn ergibt und sich gegenseitig, miteinander, ineinander komplementiert und ergänzt. Grob lässt sich das Album dabei in zwei Hälften unterteilen: Die erste Hälfte bis hin zum Song 'The Burden Of Hope Part II' ballert doch recht ansehnlich in hohen Tempi mit einem konstant prügelnden Schlagzeug und einem Gesang, der wütend-aggressiv, anklagend und ähnlich rasend daherkommt (aber niemals kopflos und ohne Gefühl für den einen oder anderen Break!), während in der zweiten Hälfte das Gaspedal nicht mehr bis auf den Asphalt durchgedrückt wird und Raum für atmosphärische Melancholie lässt, die durch eben den Frauengesang passend und wirksam konnotiert wird. Das wird am deutlichsten in 'Razed Eden', das fast durchgehend schleppend ertönt und die "Frau" mit ihrer unbekannten Sprache inkludiert und sich über die gesamte Laufzeit, gleich einem Lied des Post Rock, immer weiter in seiner Intensität steigert, bis die Klimax erreicht ist. Der Gesang jedoch ist weiter, Hardcore eben, aggressiv und wütend. Die wütende Attitüde, die Tom einem förmlich ins Gesicht schreit, wird dann noch gewissermaßen amplifiziert, wenn man so möchte, denn inhaltlich ist das hier mehr Hardcore als Black Metal. Als extremes Beispiel sei der Opener 'Kill Your Inner Cop' genannt, der nicht nur mit provokantem Titel ins Auge sticht, sondern diese Provokation lyrisch dann ausführt, ich zitiere:"Entitled to pacify, to serve and to protect. [...] Just a tool for fascist believes?". Natürlich starker Tobak, aber seit einiger Zeit leider mal wieder brandaktuell, und das nicht nur in den USA. Dass sich eine Gruppe, die zumindest Black Metal im Sound inkorporiert, wenngleich natürlich im Kern, wie jetzt schon häufiger geschrieben, Hardcore, so klar gegen Faschismus positioniert, ist ein lobendes Wort wert, wenn man mal schaut oder sich ins Gedächtnis ruft, wie verbreitet und leider auch akzeptiert rassistische, faschistische, antisemitische und weitere Ideologien besonders im Black Metal sind. Zwar ein anderes Genre, aber ich empfehle zur weiteren Lektüre das Interview meines Kollegen Divine Victim mit den Deutsch-Schotten MIDNIGHT FORCE - dort wird viel Richtiges gesagt. (Dem kann ich mich als Editor auch dieser Texte nur anschließen - Blaze Breeg, immer noch der Editor) Ich hoffe sehr, dass sich vielleicht irgendwann eine bereitere Front im von mir so geliebten Schwarzmetall stationiert und dem NSBM den Kampf ansagt. Bands wie die Tschechen von SMUTEČNÍ SLAVNOST, mit denen ANCST auch schon eine Split veröffentlichten, die es allerdings nicht mehr gibt (also die Band, nicht die Split), und die Amerikaner von NECKBEARD DEATHCAMP zeigen, dass das geht, im Falle von NECKBEARD DEATHCAMP sogar mit Humor. Das ist jetzt irgendwie länger und politischer geworden als gewollt. Wie dem auch sei, die Musik, in Kurzform beschrieben, ist originell, wütend, individuell, großartig und wichtig. Sehr, sehr wichtig. Tüdelü und bis zum nächsten Review! Gesamtwertung: 9.0 Punkte | |
Trackliste | Album-Info |
01. Kill Your Inner Cop 02. Inferno 03. Final Hour 04. Praising The Realm Of Loss 05. The Burden Of Hope Part I 06. The Burden Of Hope Part II 07. Razed Eden 08. Abysm Of Existence 09. ...Of Dying 10. Denazification 11. Monotony Of Anguish 12. Monolith | Band Website: www.ancstcollective.com/ Medium: CD Spieldauer: 44:39 Minuten VÖ: 18.09.2020 |
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