Aposento - Conjuring The New Apocalypse

Review von Humppathetic vom 12.05.2020 (5186 mal gelesen)
Aposento - Conjuring The New Apocalypse Also, irgendwas muss den Spaniern in den letzten Jahren ins Trinkwasser gemischt worden sein. Nicht unbedingt dasselbe Mittel, das laut Alex Jones angeblich in den USA dazu führt, dass Frösche homosexuell werden (Kein Witz; der meint das ernst!), aber irgendwas muss es sein. Wie ich darauf komme? Nun, in meinem Review zu UNBOUNDED TERROR sprach ich ja eine Art Renaissance der ersten Welle des spanischen Death Metals an. Frühere Kapellen wie OBSCURE, NECROPHILIAC und eben UNBOUNDED TERROR tauchen seit 2016 wieder mit Alben auf, nachdem man von ihnen seit circa 1992 nichts mehr gehört hatte. Und in diese Gruppe reihen sich auch APOSENTO (das spanische Wort bedeutet "Zimmer, Gemach") ein, denn die Band aus Logroño, der Hauptstadt der nordspanischen Provinz La Rioja, gibt es nach 15 Jahren Funkstille seit 2012 wieder, und seit 2014 beehrt man den Hörer mit Alben im Dreijahrestakt. Das heißt also: 2020 ist gekommen, Zeit für ein neues Album!

Nun bin ich beileibe kein ausgezeichneter Kenner der amerikanischen Szene, ja nicht mal wirklich ein (überschwänglicher) Fan derselbigen, aber dass APOSENTO dort ihre Referenzen herhaben, konnte ich sofort heraushören, und es missfiel mir nicht, da ich trotz meiner Vorliebe für sogenannten Schwedentod auch ein paar amerikanische Bands durchaus zu schätzen weiß. Und so war ich dann gespannt, was mich in den zehn Songs, die es auf insgesamt 35 Minuten bringen, erwarten würde, und leider fällt mein Fazit denkbar knapp aus: wenig. Wirklich sehr wenig. Aber im Detail.

An der Produktion ist erstmal nicht wirklich etwas auszusetzen. Es klappert, knarrt und krächzt nur vor sich hin. Absolut zu goutieren. Wollte ich Hochglanz haben, wäre ich schließlich Modefotograf geworden. Aber die Produktion ist letzten Endes nicht das entscheidende Moment in Bezug auf das Funktionieren einer Platte. Das ist das Songwriting. Und hier wird es leider so dünn, man könnte selbigem Anorexie vorwerfen. Nichts gegen Monotonie; die kann geradezu hypnotisierend wirken. Aber genauer gesagt, haben wir es hier gar nicht mit Monotonie im eigentlichen Sinne zu tun, sondern mit Repetition. Ein eklatantes Beispiel, eines, das wirklich sofort auffällt, ist das Einweben eines absoluten Breaks in drei der ersten vier Songs. Mit einem absoluten Break meine ich, dass die Musik für eine gefühlte Sekunde komplett zum Erliegen kommt. Es stellt sich Stille ein. Und dann geht es plötzlich weiter, und das mit einem wundersam different klingenden Song - als habe man zwei Lieder aneinandergeklebt und nicht gewusst, wie man die beiden losen Teile sinnvoll verbinden kann. Wäre diese Konstruktion eine Brücke, nähme ich den Tunnel. Dabei kann das sogar ziemlich großartig klingen. AZAGHAL haben diese Ingredienz auf dem Album "Luciferon Valo" von 2006 geradezu auf die Spitze getrieben. Und ich feierte es. Damit sind die Probleme allerdings noch nicht abgearbeitet. Die erste Hälfte des Albums besteht, übertrieben gesprochen, nur aus zähem, langsamem Riffing ohne Erkennungswert oder auch nur annähernd sowas Ähnlichem wie Unterhaltsamkeit. Es wabert einfach nur vor sich hin. Es reicht halt einfach nicht, den Stil von CANNIBAL CORPSE und Co. zu kopieren; man muss ihn auch mit Leben füllen. Aber das klappt hier nicht. Die Band respektive das dargebotene Material lebt nicht, es ist eher untot. Ein Vampir unter den Alben. Immer verzweifelt auf der Suche nach etwas, das ihn mit Blut füllt.

Dann kommt allerdings die zweite Hälfte, und die ist fürwahr eindeutig besser geraten. 'Akerbeltz' fängt zwar ähnlich viskos wie die erste Hälfte des Albums an, und man fürchtet bereits um seine Gesundheit, doch dann lassen die vier Spanier die Zügel locker und befreien sich aus dem Korsett, das sie sich selbst angezogen haben. Im Nachfolger 'Noli Me Tangere' wird es gar leicht groovig, aber vor allem hypnotisch. Für mich mit Abstand der beste Song des Albums. Es ist fast so, als habe eine zweite Band die letzten fünf Songs eingespielt. Nicht jeder von ihnen ist meisterhaft, aber man variiert stärker und flicht neue Stränge ein, unter anderem ein weitaus dynamischeres Schlagzeug, einen auch mal ganz tief gurgelnden Gesang und Soli.

Mein Tipp ist daher für das nächste Mal, entweder auf weniger Songs zu setzen, diese besser auszuarbeiten und vielleicht eher eine EP denn ein Album herauszubringen oder vielleicht auch über die Anordnung der Lieder an sich nachzudenken, sodass Wiederholungen nicht sofort ins Auge stechen respektive ins Ohr dringen.

Gesamtwertung: 3.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Liber Al Vel Legis
02. Heretics By The Grace Of God
03. Kadosh - Spitting On The Trisag
04. Samhain - The Night Of Ignis Fatuus
05. Akerbeltz
06. Noli Me Tangere
07. Vamachara - The Left Hand Path
08. Revelation777
09. The Dweller On The Threshold
10. Doomsday - The Metanoia Of Redemption Process
Band Website: www.aposento.es/
Medium: CD
Spieldauer: 35:54 Minuten
VÖ: 05.05.2020

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