On Thorns I Lay - Threnos

Review von Humppathetic vom 04.03.2020 (5642 mal gelesen)
On Thorns I Lay - Threnos Wie das Timing manchmal so spielt. Kaum trägt man mir auf, die Griechen von ON THORNS I LAY zu besprechen, erleide ich einen Hexenschuss und bin für mehrere Tage komplett außer Gefecht gesetzt. Für diejenigen, die das jetzt zu kryptisch finden, erkläre ich es kurz: Ich lag die letzten sieben Tage ebenfalls auf Dornen - zumindest hat es sich so angefühlt. Wie dem auch sei. Mitleid kann ich, vor allem virtuell, wohl kaum erwarten, also kümmern wir uns mal um die Musik. Die Hauptstädter von ON THORNS I LAY sind nach einer zwischenzeitlichen Pause seit 2008 wieder voll dabei, obwohl man sich bis 2015 Zeit ließ, wieder ein Album herauszubringen. Dies markiert daher auch die längste Schaffenspause der Band, brachte man zwischen 2003 und 2015 nur zwei Alben heraus. Seit 2015 jedoch beehrt man den geneigten Hörer in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Alben, und am 21. Februar dieses Jahres brachte man nun "Threnos" heraus. Über sieben Songs, die es auf stattliche 45 Minuten bringen, entfaltet man dabei einen Mix aus Death/Doom mit starken Einflüssen aus dem Gothic und kleineren Einsprengseln aus dem Rock, vorzugsweise aus den 70ern.

Ich muss allerdings zugeben, dass mir die Gruppe gänzlich unbekannt war, und das hat auch einen ziemlich beknackten Grund: Als ich anfing, mich für härtere Stile abseits vom Heavy Metal zu interessieren, war ich ein geradezu ignoranter Kostverächter. Alles, was auch nur im Entferntesten mit Gothic zu tun hatte, ließ ich, arrogant wie ich war, links liegen. Dadurch gingen mir nicht nur Bands wie PARADISE LOST, MY DYING BRIDE oder AMORPHIS durch die Lappen, sondern auch, wie zu erwarten, ON THORNS I LAY. Wie ich heute als erwachsener, hoffentlich reifer Mensch konstatieren muss, war das ein absoluter Frevel. Mehr noch: ein Sakrileg. Und so kann ich mich jetzt auch nur auf das aktuelle Album der Männer aus Athen beziehen, denn die Zeit, um mich mit allen Outputs zu beschäftigen, war schlichtweg nicht vorhanden.

Im Kern haben wir es hier mit der durchaus typischen Mixtur aus Death/Doom/Gothic zu tun. Fetter Sound, markige Riffs, Keyboard und klassische Instrumente, tiefste Growls. So weit, so unspektakulär. Was aber heraussticht, ist die Art und Weise, wie diese altbekannten Ingredienzen zusammengerührt werden. Über fast das gesamte Album hinweg schafft es die Band, Melancholie mit massiver Wucht zu paaren, und zaubert in nahezu jedem Song diese großen Momente hervor. Sei es das unglaublich hypnotische Riff in den ersten gut 60 Sekunden von 'Ouranio Deos', sei es das sakrale Keyboard in 'Cosmic Silence' oder sei es die Hammondorgel in 'Erynies'. In fast jeder Sekunde fesselt das Werk den Hörer. Und trotz der Überlänge der Songs und des erwartungsgemäß langsamen Tempos langweilte ich mich selten, eher sogar gar nicht.

Warum also kriegt das Album am Ende dann nicht die verdienten zehn von zehn Punkten? Nun, das liegt an drei Kritikpunkten, die ich anzuführen habe. Die wiederum teilen sich auf in eine höchst subjektive Wahrnehmung und zwei objektive. Subjektiv muss ich einfach zugeben, dass mir die Spoken-Word-Passagen einen Deut zu kitschig geraten sind. Das klang dann weniger nach fettestem Doom und mehr nach NIGHTWISH. Der erste andere Punkt, weitaus objektiver, ist schlicht, dass die Strukturen einiger Songs sich zu sehr ähneln. Man kaspert in den ersten drei Songs dieselbe Schrittfolge ab, von massigen Riffs zu manchmal gar an METALLICA erinnernden Leads hin zum melancholischen, von Streichern und Keyboard begleiteten Ausklang. Das hätte man besser hinbekommen können. Darüber hinaus ist der große Rausschmeißer namens 'Odysseia' leider ein bisschen verschnarcht geraten. Man wiederholt im Grunde nur das bereits Gehörte, was bei einem fast zehnminütigen Stück doch etwas enttäuschend ist. Abseits dieser drei Punkte fällt mir allerdings gänzlich wenig ein, was ich zu bemängeln hätte. Daher gebe ich einen aboluten Kauftipp ab.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01.The Song Of Sirens
02. Ouranio Deos
03. Cosmic Silence
04. Erynies
05. Misos
06. Threnos
07. Odysseia
Band Website: www.onthornsilay.net/
Medium: CD
Spieldauer: 45:11 Minuten
VÖ: 21.02.2020

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