Various Artists - Masters Of The Underground

Review von Opa Steve vom 14.04.2019 (6421 mal gelesen)
Various Artists - Masters Of The Underground Der JUZ-Liveclub Andernach war am 29. Dezember 2018 Zeuge eines richtig coolen Events, denn zum ersten Mal fand dort im Herzen der "Metal-Metropole Mittelrhein" eine DVD-Produktion statt. Das Trio infernal, bestehend aus SECUTOR, DRAGONSFIRE und STEELPREACHER, hat ja schon öfter zusammen was in der Region auf die Beine gestellt und uns so manchen bierseligen Abend beschert. Aber eine DVD-Produktion in Eigenregie ist eine gänzlich neue Adelung der kultigen Location. Bleeding4Metal war am Abend Zeuge einer fantastischen Stimmung und drei headlinerwürdigen Gigs vor vollem Haus. Nicht nur die lokale Szene war vertreten, sondern auch aus anderen Regionen Deutschlands reisten Fans an, um mit den Jungs zu feiern. Jede Band mit vollem Sound und vollem Licht und voller Spieldauer. Und am Ende an die 500 Besucher, die zumindest in den ersten zehn Reihen nicht mehr wussten, ob sie mehr Bier getrunken oder in mehr Bier geduscht hatten. Aber wir wollen jetzt keinen späten Livebericht nachschieben, sondern vor allem uns darauf konzentrieren, wie diese DVD geworden ist, denn Bleeding4Metal wurde die Ehre zuteil, frisch aus dem Presswerk ein Exemplar in den Händen zu halten.

Das schicke Digicase wird vom Plakatmotiv geziert, im Innencover gibt es das abschließende Gruppenfoto mit allen Musikern und Publikum. Überrascht hat mich dann sofort der Anblick einer einzigen DVD. Drei Bands plus Extras auf einem Silberling? Das ist natürlich sehr knapp gerechnet, denn die Spieldauer ist über drei Stunden. Der schnelle Check des Bilds offenbart dann auch, dass hier aus Kostengründen kleine Abstriche zu machen sind. Die niedrige Bitrate zwischen vier und fünf Megabit führt dazu, dass das Bild gerade in Bewegungen an Schärfe verliert. Probiert man dann das Standbild, sind oft die typischen Klötzchenartefakte der überreizten Kompression zu sehen. Was vor allem auf großen TVs schade ist, denn als Besucher versucht man sich ja bei vielen Kameraschwenks im Publikum zu entdecken. Insgesamt muss man aber dem Bild bescheinigen, dass es angesichts der Umstände noch überraschend sauber gemastert wurde. Es gibt Schlechteres auf dem Markt, auch von größeren Bands. Was aber frei von jeder Kritik ist, ist der Ton. Der Mix ist absolut klasse und der Sound fett wie am Konzi selbst. Das Ding drückt richtig und ist nicht zuletzt dadurch ein Genuss, den man sich gern öfter in Erinnerung an diesen Abend einlegt. Wer den JUZ-Liveclub und seine Akustik kennt, schmunzelt zwar über den zusätzlichen Hall auf dem Publikum, welcher der Clubhalle eher einen großen Kathedralenrahmen verleiht, aber sich ein bisschen größer machen ist legitim.

Der Inhalt teilt sich logischerweise in die drei Gigs der Bands auf, dazu gibt es noch etwas Bonusmaterial - hierzu aber später mehr. In der Reihenfolge der Gigs startet die DVD mit SECUTOR. Interessanterweise baut sich das Energielevel im Sound über die Spieldistanz langsam ab. SECUTOR haben den härtesten Sound aller drei Bands, während STEELPREACHER später eher ihre lässigen Rock'n'Roll-Einflüsse betonen und nicht so direkt auf die Fresse klingen. Der durch klassische Heavy-Einflüsse durchmischte Thrash des Quintetts lebt vor allem in den Uptempo-Songs richtig auf. Natürlich haben sich SECUTOR für die DVD-Aufzeichnung auch ein paar Gimmicks ausgedacht. Bei 'Raise The Tankard' steigen zwei Damen, die im Umfeld der Koblenzer Metalszene jeder schon von Konzis, Florinsmarkt oder von den Hellbangers kennt, mit Whisky bewaffnet in den Fotograben und schmeißen 'ne Runde für die ersten Reihen. Die Flaschen leeren sich in Lichtgeschwindigkeit. Ansonsten wurden - um Platz zu sparen, Instrumentenwechsel und kleine Pausen bei den Ansagen rausgeschnitten, so dass SECUTOR auf insgesamt 53 Minuten Spieldauer kommen.

DRAGONSFIRE schaffen es netto schon auf eine Stunde und starten mit der Luftschutzsirene in ihren Äppler-Thrash mit Melodie. Dennis startet mit kleinen gesanglichen Schwächen, wird aber über den Gig wärmer und besser. Aufgelockert wird der Gig vor allem durch die spaßigen Ansagen von Drummer Jan, der sich mit seinem Headset immer wieder zu Wort meldet und die Menge fragt, ob sie Heavy Metal liebt. Oder das Motto der Band lebt: "Es hilft alles nichts, wir stoßen viel zu wenig an!". Und hoch den Bembel. Ich habe nicht mitgezählt, wie oft geprostet wird. Aber vor 'Burning For Metal' wird es auch mal ernst und es folgt der mit Abstand emotionalste Moment des ansonsten partygeprägten Abends. Mit einer kurzen Ansprache und im Kampf mit den Tränen widmet Jan den Abend seinem ehemaligen Bandbruder Thassilo, der nur wenige Tage nach einem ähnlichen Gig in Andernach im Januar 2015 unerwartet verstarb. So wurde dem einstigen Frontmann auch posthum durch diese Widmung auf der DVD ein kleines Denkmal für immer gesetzt - eine tolle Geste, für die auch am ausgelassensten Abend auch mal eine Minute Zeit sein darf. In den Extras befindet sich zum Gedenken auch noch eine ältere Liveaufnahme in Bootleg-Qualität, die ebenfalls aus der Zeit mit Thassilo stammt.

Mit STEELPREACHER erreicht die Partystimmung ihren Höhepunkt. Mit Gitarrenhexer Andi "The Wicked", der auch einen eigenen Solo-Part während des Gigs bekommt, hat sich die Band an der Sechsaitenfront verstärkt und gibt dem Material noch zusätzlich Dampf und Jens etwas mehr Bewegungsfreiheit. Spätestens ab 'Bitchcraft' richtet sich die Kamera immer wieder ins Publikum, denn die Meute wird immer moshfreudiger und bringt den JUZ-Liveclub zum Kochen. Die Band in bester Spiellaune und das Publikum mittlerweile mit gutem Alkoholpegel sind eine teuflische Mischung. Die beiden Frontbrüder sind sich des nötigen Show-Effekts eines solchen Gigs durchaus bewusst und posen zielsicher mit Publikum und Kameras. Dass die Bühne überall mit Bieren ihrer erklärten Hausmarke in allen erdenklichen Abfüllformen bestückt ist, kommt nicht von ungefähr. Bei 'Drinking With The Devil' läuft schon der erste Biermann durch den Fotograben und schenkt den Fans nach solange Vorrat reicht. Der Schnitt ist actionreich und die Kameras haben keinen Moment verpasst. Egal ob eine Crowdsurferin mit Tempo im Fotograben landet oder Jens während des Jam-Parts von 'Start Raising Hell' aus einem Partyfässchen Freibier ausschenkt und den ersten Reihen eine ordentliche Bierdusche verpasst. Die größte Dusche verpasst er sich allerdings selbst, als er sich bildschirmfüllend abschließend unter ein Fässchen am Drumraiser setzt und aufdreht - "Es gibt Momente, da reicht Wasser einfach nicht mehr aus.". Gerade solche Szenen, die nicht alle aus dem Publikum gut zu sehen waren, sind eine super Bereicherung durch das Kamerateam. Gut, dass der Partyfaktor der Band nicht dem Schnitt zum Opfer fiel, denn das macht ja auch einen Teil des Mottos der Band aus. Metal, Party, Bier und Spaß. Beim Rausschmeißer 'Hellraiser' und unter Pyros merkt man der Band und dem Publikum diese Stimmung auch an, dass dies einer der ganz besonderen Abende war.

Zu den Extras gehören dann noch Besucher-Interviews, die an der Venue in einem Pavillon durchgeführt wurden. Verschiedene Fans dürfen ihre Erlebnisse mit den Bands teilen oder ihre Begeisterung mitteilen. Oder einfach rumalbern, was auch kurzweilig ist und der gelassenen Gesamtstimmung an dem Abend gerecht wird. Und besonders lobend erwähnen muss man noch, dass die Bitte, die Handys während der Konzerte in der Tasche zu lassen, ausnahmslos befolgt wurde. So ist auch kein Display im Weg, wenn die Kamera über fliegende Haare, sprühendes Bier und moshende Pits fährt.

Fazit: Mit "Masters Of The Underground" haben die Jungs ein kleines Denkmal geschaffen, welches neben den Bands auch die Metal-Metropole Mittelrhein sowie den JUZ-Liveclub und die Aktivitäten unter dem "A Chance For Metal"-Banner stärkt und ihnen zu weiterer Popularität verhilft. Liebe Metalheads aus der Region: Das hier ist EURE DVD! Kauf ist daher Pflicht. Nicht nur wegen der vielen bekannten Gesichter im Publikum, sondern auch, um die Szene lebendig zu halten. Und alle anderen Fans von STEELPREACHER, DRAGONSFIRE und SECUTOR, die an diesem Abend nicht dabei gewesen sein konnten: Auch für euch ist diese Scheibe Pflicht, denn ihr bekommt drei toll geschnittene Shows in einem fabelhaften Sound ins Wohnzimmer geliefert, als wärt ihr hautnah mit dabei. Und als Besucher dieses Abends vergebe ich absolut subjektive 8,5 Blutstropfen. Mit noch besserer Bildqualität wären es volle zehn gewesen.

Gesamtwertung: 8.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
Setlist SECUTOR:
01. Stand Defiant
02. Metal Addict
03. Detonator
04. Wargod
05. Executor
06. Raise The Tankard
07. Bleed For Me
08. The Ancient Curse
09. The Use Of Booze
10. Speedkings
11. Thrash Or Die
12. Secutor

Setlist DRAGONSFIRE
01. Young & Wild
02. Blood For Blood
03. Wings Of Death
04. The Prophet
05. Steel Eel
06. Raging Fire
07. Devil's Road
08. Cider Victims
09. Heretic
10. Oath Of Allegiance
11. Burning For Metal
12. Speed Demon
13. Dragonsfire Rockxxx

Setlist STEELPREACHER:
01. Hell Bent For Beer
02. Hammered And Down
03. Bitchcraft
04. Locked And Loaded
05. I'm Fucking Metal
06. To Hell And Back
07. Guitar Solo
08. Seasons Of The Witch
09. Drinking With The Devil
10. Atlantean Dawn
11. D:O:A
12. Start Raising Hell
13. We Don't Get Drunk
14. We Want Metal
15. Metal Hangover
16. Hellraiser

Bonus:
Faninterviews, Special Clip
Band Website:
Medium: Live-DVD
Spieldauer: 03:34:00 Minuten
VÖ: 02.05.2019

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