Interview mit Ted Lundström von Amon Amarth

Ein Interview von Krümel vom 08.12.2006 (17484 mal gelesen)
Bevor die Nordmänner ihre Show in der Kölner Live Music Hall starteten, empfing uns Bassist Ted Lundström zu einem kleinen Plausch auf der Couch...

  Erzähl uns zunächst etwas über die neue CD. Waren die Reaktionen wie erwartet oder waren sie überraschend?

Ted Lundström:   Natürlich sind wir selbst alle sehr zufrieden mit dem neuen Album. Von daher wussten wir, dass es gute Kritiken erhalten würde. Doch sie sind sogar noch besser als erwartet.

  Habt ihr je eine schlechte Kritik für "With Oden On Our Side" bekommen?

Ted Lundström:   Nicht was das Musikalische anbelangt, aber in Schweden gibt es z.B. einige Leute von Magazinen, die denken dieses "Wikinger Ding" sei etwas langweilig. Sie mögen es nicht; doch auf musikalischer Ebene waren alle Reviews in Europa und in den USA gut.

  Und wie ist die Tour bisher? Immer noch die gleichen Hallen, oder braucht ihr nun mehr Platz für mehr Besucher?

Ted Lundström:   Natürlich haben wir einige größere Hallen als beim letzten Mal. Manche sind die gleichen, manche größer. Wir hatten Hallen mit einer Kapazität von ca. 800 bis 1600.

  Waren die alle ausverkauft?

Ted Lundström:   Nein, nicht alle, aber viele waren ausverkauft oder eben nahezu. Es war eine sehr erfolgreiche Tour. Wir sind wirklich glücklich. Und es war ein gutes Band Package.

  In welcher Stadt hattet ihr bisher die beste Nacht?

Ted Lundström:   Oh, es ist schwierig eine zu benennen. Alle waren auf ihre Art gut. Am meisten machte es Spaß in Slowenien und Kroatien, weil wir dort bisher nicht so oft gespielt haben. Deswegen war es sehr nett und das Publikum war sehr laut. Und natürlich sind auch all die Shows in Deutschland sehr gut gewesen, weil es so aussieht als würde man uns hier mögen.

  Was sagst Du - als ein nordischer Wikinger - zu diesem mitteleuropäischen "Winter"? Vor ein paar Tagen hatten wir z.B. um die 20 Grad...

Ted Lundström:   Das ist kein wirklicher Winter, der kommt hier sehr langsam. Aber wir hatten neulich schon einen kleinen Vorgeschmack, als wir zur Tour aufbrachen. Vor unserer ersten Show kamen wir in Stockholm in einen Schneesturm. Deshalb verpassten zwei der Jungs das Flugzeug nach Deutschland. Glücklicherweise konnten sie einen Flug am nächsten Tag bekommen. Von daher hatten wir schon Winter, aber auf der Tour war es bisher sehr warm. Aber das ist auch recht gut, denn wenn es zu kalt ist, man wenig Schlaf bekommt und unter vielen Menschen ist, wird man schneller krank. Daher ist es ok. Wenn ich nach Schweden zurückkehre, hoffe ich auf einen dunklen kalten Winter mit viel Schnee.

  Lass uns über das neue Album sprechen. Ich muss zugeben, dass "Fate Of Norns" nicht die selbe Power hat wie "Versus the World". Aber mit "Oden On Our Side" freuen wir uns, die stärksten Songs zu hören, die ihr je geschrieben habt. Was habt ihr an eurem Entstehungsprozess verändert?

Ted Lundström:   Die größte Änderung war, dass wir mehr Zeit darauf verwendet haben, die Songs zu komplettieren. "Fate of norns" war vielleicht etwas zu schnell produziert. Wir tourten sehr viel, und wir alle hatten unsere Tagesjobs. Die meisten von uns arbeiteten tagsüber und abends probten wir, dann gingen wir heim zu unseren Familien. Dieses Mal konnten wir uns 100% auf die Musik konzentrieren, so dass dies nun unser Tagesjob war. Wir trafen uns jeden Tag im Proberaum, spielten für ein paar Stunden und dann aßen wir gemeinsam und machten anschließend weiter. Daher war es viel entspannter und wir hatten auch mehr Zeit. Auch das Studioding lief anders ab. Wir hatten zum ersten Mal einen Produzenten, der uns mit dem Sound behilflich war. Die ganze Band konnte für die gesamte Aufnahmezeit im Studio bleiben. Normalerweise waren nur Zwei von uns zum Aufnehmen da, dann kam der nächste, um seinen Part einzuspielen. Damit erreicht man aber nicht den gleichen Blickwinkel, daher war es viel besser, dass sich jeder während der gesamten Zeit im Studio befand.

  Da die Kritiken so gut sind, was wird sich in eurem Leben etwas ändern? Werdet ihr mehr Zeit für die Musik haben, oder braucht ihr weiterhin die regulären Jobs neben AMON AMARTH?

Ted Lundström:   Heute können wir uns nahezu 100% auf die Musik konzentrieren. Das ist zumindest das Ziel für den Rest von 2006 und auch für 2007. Wir konzentrieren uns auf die Musik, auf das Touring. Ebenso hoffen wir, dass wir bald starten können Songs für das nächste Album zu schreiben.

  Fürchtet ihr den Majorstatus in der Öffentlichkeit und die hohen Erwartungen, die an das nächste Album gestellt werden?

Ted Lundström:   Sicherlich gibt es hohe Erwartungen an das nächste Werk, aber das wird sich niemals vermeiden lassen. Doch das stört mich nicht wirklich, weil wir das durchziehen und es wirklich mögen zu spielen und Musik zu machen. Es ist gut, hohe Ziele zu haben. Ich sehe dass nicht als negativ an, sondern ich denke, es fördert die Kreativität.

  Ein paar Fragen zu den Texten: ihr habt ein starkes Wikinger Image - habt ihr je darüber nachgedacht, skandinavische statt englische Lyrics zu verwenden?

Ted Lundström:   Nicht wirklich, doch vielleicht wird es mal einen Song zum Spaß geben. Aber wir denken, dass es so einfacher ist, die Menge zu erreichen. Johan versucht so "klar" wie möglich zu singen, wenn man diesen Ausdruck bei dieser Art Musik überhaupt verwenden kann. Wir möchten, dass die Leute die Texte hören und verstehen und mitsingen. Das ist ein Teil der Verbindung zwischen der Band und den Fans während eines Konzertes.

  Aber was war dann der Grund dafür "Siegreicher Marsch" auf Deutsch zu verfassen?

Ted Lundström:   Ich kann mich wirklich nicht mehr erinnern. Ich glaube die Idee kam irgenwann irgendwoher, weil der Song sehr beliebt in Deutschland war. Wahrscheinlich war es ein Ding zwischen der Band und der Plattenfirma und den Fans. Und weil Johan recht gut in Deutsch ist, war es leicht für ihn. Wir hatten Hilfe bei der Übersetzung des Textes und wir dachten, es wäre als Bonussong nett.

  Wisst ihr, dass es wegen der Lyrics hier ein paar Probleme gab? "Keine Christin ungeschändet, ihre Kirchen von Flammen verzehrt". Deswegen packten euch einige Leute in die satanische Black Metal Ecke.

Ted Lundström:   Aber es ist doch nur ein Text. Jeder weiß, dass wir über die Wikinger Ära schreiben, und sicherlich gab es damals einige Wikinger, die solche Dinge taten. Es ist also nur eine Art Erzählung alter Stories; die müssen ja noch nicht mal wahr sein, sind aber wahrscheinlich auch geschehen.

  Wir denken, dass ihr in dem Punkt missverstanden wurdet, aber es gab die oben angeführten Reaktion.

Ted Lundström:   Yeah, ich kann mir vorstellen, dass manche vielleicht denken, die Lyrics seien zu hart.

  Seid ihr Patrioten oder interessiert ihr euch einfach für historische Geschichten - wie z.B. in 'Beheading Of A King'?

Ted Lundström:   Es ist ein sehr großes Interesse. Sicherlich sind wir Patrioten während der Fußballweltmeisterschaft, aber ansonsten ist es hauptsächlich eine Vorliebe für Geschichte und Sagen und all dieses Zeug.

  Wie kam es zu dem Kontakt mit den "Jomswikingern"?

Ted Lundström:   Das kam durch einen Wettbewerb im Metal Hammer. Wir suchten nach Leuten, die am meisten wie Wikinger aussahen. Man konnte Fotos im Wikingeroutfit einsenden. Auch diese Gruppe hat das getan, und dann beschlossen wir etwas mit diesen Leuten zusammen zu machen. Das kam dann auf die DVD. Die Gewinner des Wettbewerbs wurden auf die letzte Tour und zur Teilnahme an der Show eingeladen. Und sie kamen alle - sowohl die Gewinner als auch die Jomswikinger.

  Warum wurden eure ursprünglichen Tourpläne unterbrochen? Die Shows in Schweden und Norwegen wurden verschoben?!

Ted Lundström:   Ja, es war geplant drei weitere Shows in Skandinavien zu spielen, aber als wir das Angebot für die US-Tour erhielten, entschlossen wir uns die Konzerte auf den Januar zu verschieben. Es ist einfacher hier nur drei Shows zu verschieben als fast zwanzig in den USA...

  Bist Du nicht sehr müde nach all dem Touren?

Ted Lundström:   Yeah, ich bin gerade im Moment sehr müde, aber es macht Spaß auf Tour zu sein. Es ist kein Problem. Man muss nur mehr schlafen als Party zu machen und man wird überleben.

  Ok, dann hoffe ich, dass wir alle die Show heute genießen; und vielleicht endet euer Tourtagebuch wieder mit den Worten "...und alles wurde schwarz"!

Ted Lundström:   Yeah, das kann vielleicht passieren... Es ist unsere vorletzte Show in Deutschland. Wir spielen den letzten Europa-Gig in Hamburg und werden dann von dort direkt nach Amerika fliegen.

  Vielen Dank für Deine Zeit!

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