Rockharz Festival 2019

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Take off: 03.07.2019 - Review (18590 mal gelesen)
Seit dem Rock Harz 2017 wird das Festival Jahr für Jahr "optimiert", was sich auch auf die Kapazität auswirkt. Auch in 2019 hat sich wieder etwas getan, wobei man auch wieder an der Kapazitätsschraube drehen konnte. Geschätzt liegt man jetzt bei rund 20.000 Zuschauer. Den Campingbereich hat man durch eine Änderung des Eingangsbereichs optimiert, wobei sich auch der Zugang verbessert hat. Dieser erfolgt jetzt über das Rollfeld, so dass man festen Boden unter den Füßen hat. Für die Tagesgäste gibt es auch einen direkten Zugang zum Infield, was einige Meter und somit auch Zeit spart. Für dieses Jahr darf ich also feststellen, dass die Änderungen für die Gäste insgesamt nur Vorteile mit sich bringen.

Der Mittwoch steht gedanklich zwar immer noch im Zeichen des Labels AFM, dennoch geht er als erster Festivaltag durch, zumal nicht alle Bands bei dem Label unter Vertrag sind. Durch die bereits am Dienstag mögliche Anreise, die bereits reichlich genutzt wurde, ist der Mittwoch ein recht gut besuchter Tag. Noch vor vier Jahren waren nur vereinzelt Fressbuden geöffnet, die Merchstände waren noch komplett geschlossen. Mittlerweile wird das Infield komplett bespielt, die Umsätze rollen während der kompletten Festivaltage.

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Der Vorteil des Mittwochs ist, dass bereits der Opener auf ein zahlreich anwesendes Publikum bauen kann. Dieser Umstand kommt dieses Jahr FROM NORTH zugute, wobei die Schweden mit einem noch nicht ganz ausgereiften Sound zu kämpfen haben. Mit der weiteren Spielzeit pegelt sich auch das ein und das gutmütige Publikum hat kein Problem damit, wie die Resonanz zeigt. So haben FROM NORTH leichtes Spiel und sorgen für einen guten Eindruck bei einem begierigen und in Festivallaune befindlichen Publikum.

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Den zweiten Part bestreiten sechs Männer und zwei Frauen, die in Fellen gekleidet viel nackte Haut zeigen und sich aufgrund des Windes und der doch nicht ganz so warmen Temperaturen warm arbeiten müssen. Die ebenfalls aus Schweden kommende Band, eventuell sogar mit ihren davor spielenden Landsmännern angereist, nennt sich hochtrabend BROTHERS OF METAL und stößt mit ihrem Heavy Power Metal in prominent besetzte Genrepfade. Das Publikum erkennt den Spaß an der Sache und geht steil mit. Wenig verwunderlich die Ansage, dass die Band erstmalig in Deutschland und somit auch auf dem Rock Harz ist, denn es gibt sie erst seit 2016. Mit ihrem vor zwei Jahren veröffentlichten Album "Prophecy Of Ragnarök" ist man in der Lage, die zur Verfügung stehenden Spielzeit zu füllen. Es wird aber Zeit für das nächste Album, das Publikum ist zumindest schon mal angefixt.

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Die mittlerweile auch schon zum Altmeister avancierten VADER aus Polen haben zwischenzeitlich nicht nur Kultstatus erreicht, sondern sind auch eine Death Metal-Institution. Für das Harzer Publikum hat man eine gute Mischung bekannter VADER-Klassiker ausgesucht, wobei die Auswahl bei der Materialfülle schwer fällt. Dennoch sind ausreichend mitreißende Songs dabei, wobei das Publikum von Beginn an aufgefordert wird, Gas zu geben. Die Crowdsurfer lassen sich nicht lange bitten und ein Circle Pit sorgt für reichlich Staub im Infield. Mit der neuen EP "Thy Messenger" im Gepäck gibt es für das Publikum noch das PRIEST-Cover 'Steeler', ehe es mit dem altbekannten Outro den Bühnenabgang gibt.

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Die Band von Gründer Andi LaPlegua ist mittlerweile auch schon über 15 Jahre aktiv. Die Veröffentlichungsfreude von COMBICHRIST hat ihnen zwischenzeitlich das neunte Album beschert, wobei man aktuell mit dem diesjährigen Output "On Fire" zum Rock Harz gekommen ist. Zählt man die diversen EPs dazu, dann können COMBICHRIST aus einem reichlichen Fundus schöpfen, wobei man für dieses Festival ein buntes Programm aus der gesamten Bandbreite zusammengestellt hat. Die Besucher machen heute keinen Unterschied und feiern auch diese Band ab. Immerhin sind alle Anreise- und Aufbaustrapazen bereits ad acta gelegt und man ist froh, sich endlich dem Festival widmen zu können. Die Band dankt es dem Publikum und so feiert man sich gegenseitig ab, was auf einem Festival immer ein gutes Zeichen ist.

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Wie vor drei Jahren spielen J.B.O. auch dieses Jahr am Mittwoch. Die mit ihrem pinken Outfit ein genreuntypisches Farbstatement setzende Band feierte kürzlich ihr 30-jähriges Bandbestehen, was aus dem Publikum mit reichlich Zuspruch honoriert wird. Mit einem Mix aus Cover-Versionen und eigenem Material zündet man eine Mitgröl-Rakete nach der anderen. Wie zu erwarten sind J.B.O. so etwas wie das Highlight des Abends und vieles erinnert man an ihren Auftritt von 2016. Mit 'Ein Guter Tag Zum Sterben' ist klar, dass sich der Auftritt dem Ende neigt, wobei das Publikum den überwiegenden Gesangspart übernimmt. Man könnte meinen, dass, wenn es nicht eh schon so ist, hier neue Liebschaften entstanden sind.

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Mit dem Headliner U.D.O. darf wieder einmal Udo Dirkschneider wie Anno 2017 den Hauptact am Mittwoch bestreiten. Trotz seines Alters kann Udo in Sachen Metal immer noch nicht genug bekommen. Im Vergleich zu seinem Auftritt von vor zwei Jahren sind diesmal Klassiker seiner Schaffenszeit nach ACCEPT angesagt. Mit im Gepäck sind Songs seiner letzten Veröffentlichung "Steelfactory", die beim Publikum wie die älteren Sachen gut ankommen. Die erforderlich gewordene Teilerneuerung seiner Mannschaft hat sich das Material gut angeeignet und so wird der Auftritt mit ordentlich Wucht und Routine dem Publikum präsentiert. Der gute und zwischenzeitlich auch mit 67 Jahren reichlich gealterte Udo macht zumindest noch keine Anstalten, in Rente zu gehen. Dafür versprüht er immer noch die nötige Agilität und Power, so dass wir ihn wahrscheinlich nicht das letzte Mal auf der Rock Harz-Bühne erlebt haben. Zumindest haben wir wieder einen für einen Headliner würdigen Auftritt gesehen, der zudem einen guten Abschluss für den ersten Festivaltag darstellt.

Donnerstag, 04.07.2019

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Der zweite Festivaltag kommt mit angenehmen Temperaturen und gelegentlichen Wolken daher. Das tückische Wetter hat bereits einige Besucher am Mittwoch erwischt, die sich aufgrund des kühlen Windes verschätzten und sich einen Sonnenbrand eingefangen haben. Zur besten Mittagszeit wird der Festivaltag mit BLOODRED HOURGLASS eröffnet, die mit ihrem neuen Album "Godsend" im Gepäck vor einer für diese Zeit ansprechende Kulisse spielen können. Sie treffen den Nerv des Publikums und wohl selbst etwas überrascht, was im Harz bereits vor der Mittagszeit im Infield so abgeht. Auf jeden Fall haben sie trotz der undankbaren Platzierung in der Running Order voll überzeugt und bekommen entsprechenden Zuspruch aus dem Publikum.

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Weiter geht es mit den nächsten Finnen, nämlich STAMINA, die sich nahtlos anschließen und das Publikum mit fetten Riffs und zum Kontrast zur Vorband mit einer deutlichen Thrash-Note aufwarten. Wer also gerade erst den Weg ins Infield gefunden hat oder doch noch nicht so richtig wach ist, sollte spätestens jetzt den Kopf freigeblasen und die Müdigkeit aus den Gliedern geschüttelt bekommen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass auch dieser Festivaltag seine Duftmarken setzen wird.

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Die Damschaften von NERVOSA haben einige Interessierte hervorgelockt, die sich die metallische Girlpower mal angucken wollen. Die Brasilianerinnen sind die Antwort der irgendwo aufgekommenen Diskussion, dass Festivals im Zuge der Gleichberechtigung zu 50 Prozent mit Frauenbands zu besetzen sind. Wer so einen Unsinn fordert, der kennt sich in der Metal-Landschaft nicht aus. Allen Diskussionen zum Trotz hat das Rock Harz aber die Antwort bereits im Billing. Mit NERVOSA wird Oldschool-Thrash früherer Prägung von KREATOR und SEPULTURA geboten. Während die Mädels auf der Bühne eine guten Job abliefern, ist das Publikum nicht minder aktiv und skandiert sogar den Bandnamen. Definitiv, der Trip der Mädels in den Harz hat sich für beide Seiten gelohnt.

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Mit runderneuerter Mannschaft - darf man sagen "wieder einmal"? - bestreiten LACRIMAS PROFUNDERE ihren Auftritt im Harz und fallen dabei irgendwie in das Mittagsloch. Der Hunger treibt viele Besucher zu den Verpflegungsständen, aber die Die-Hard-Fans der Band, die ohne Frage reichlich vorhanden sind, bleiben treu und genießen den Auftritt der Gothic Rocker. Obwohl das Bandgefüge neu ist, legen die Herrschaften einen tadellosen Auftritt hin. Mit Julian Larre hat man guten Ersatz am Mikro gefunden, der sich nicht nur das alte Material draufgepackt hat. Mit LACRIMAS PROFUNDERE geht es also weiter und das nächste Album steht auch bald in den Startlöchern.

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Wir erinnern uns noch an den nicht ganz geräuschlosen Ausstieg von Richard Sjunnesson bei SONIC SYNDICATE vor mittlerweile knapp neun Jahren, wonach THE UNGUIDED ins Leben gerufen wurde. Mittlerweile hat man vier Alben im Gepäck, wobei die letzte Veröffentlichung auch schon zwei Jahre her ist. Dafür ist man für die ersten todesmetallischen Klänge des heutigen Tages zuständig, wobei man in recht melodischen Gefilden bleibt und trotz der Core-Einflüsse auf eine große Schnittmenge im Publikum trifft. Immerhin ist Richard damals mit dem Anspruch ausgestiegen, anständige Musik machen zu wollen. Nach diesem recht unterhaltsamen Part, der auch für mich eine musikalische Bereicherung darstellt, kann ich bestätigen, dass er den Mund nicht zu voll genommen hat und THE UNGUIDED auf dem richtigen Weg sind. Ich bin mir sicher, dass wir die Schweden im Harz bald erneut begrüßen dürfen.

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Die Herrschaften von VAN CANTO sind mittlerweile mit sieben Sänger/-innen auf der Bühne und werden nur von den Drums - und natürlich dem Publikum - angefeuert. Das Infield ist sprunghaft voller geworden, denn es weiß, dass nun die Stunde der Besucher geschlagen hat. Die Truppe baut nämlich darauf, dass das Publikum mitsingt. Im Repertoire sind einige Metal-Klassiker wie 'Hells Bells' von AC/DC, GRAVE DIGGERs 'Rebellion (The Clans Are Marching)', MAIDENs 'Fear Of The Dark' oder 'Master Of Puppets' von METALLICA. Nicht fehlen darf natürlich 'The Mission' und das Publikum, das sich bei diesem Auftritt irgendwie auch selbst feiert, fühlt sich bestens animiert und stimmt zahlreich in den Chor ein. Bei diesen Auftritten merkt man, dass der Metaller eigentlich ein Feiertier ist, der nur gute Musik, Gleichgesinnte und vielleicht ein paar Bierchen benötigt, um glücklich zu sein.

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COPPELIUS sind nicht nur Wiederholungstäter, sondern auch ein kleiner Augenschmaus, die ihren Auftritt durchgestylt haben und wie bei einem Bühnenstück arrangiert nehmen die Musiker ihre Plätze ein. Eine tragende Rolle spielt dabei Butler Bastille, ständig unterwegs und allseits zuvorkommend. Das Bad in der Menge lässt er sich ebenfalls nicht nehmen, die Prickelbrause dabei stets am Mann. Währenddessen spulen die Herrschaften auf der Bühnen eine Art Best-Of-Programm ab, da ein neues Album noch nicht am Start ist. Zu guter Letzt wähnte man COPPELIUS bereits von der Bühne, man kommt aber selbstverständlich und gut inszeniert noch für einen letzten Song zurück und zelebriert quasi eine Zugabe. Geschickt wird noch angemerkt, dass von COPPELIUS kein neues Album zu erwarten ist, wobei nach einer Kunstpause ergänzt wird "zumindest nicht vor dem 05.09.". Marketing ist alles und daher sei noch ergänzt, dass man geschickt auf das neue Album "Kammerarchiv" angespielt hat.

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FEUERSCHWANZ hat man zeitlich in den Tagesbereich platziert. Warum ich das explizit erwähne? Weil sie ihren letzten Auftritt 2017 zur Nachtzeit als late night slot hatten und die besondere Darbietung nur von einem kleinen Besucherteil gesehen wurde. Diesmal findet ihr Auftritt also zur normalen Tageszeit und vor einem großen Publikum statt, was definitiv eine richtige Entscheidung ist, denn die Rock Harzer sind begierig, diese Truppe mit ihrem Auftritt zu erleben und zu feiern. Über Political Correctness braucht man sich keine Gedanken machen, sexistische Anspielungen gehören zum Programm dazu, egal ob große Hörner oder Hupen als Synonym herhalten müssen. Mit reichlich Animation, Metanspielungen und dem schon berüchtigten Schubsetanz weiß das Publikum etwas anzufangen. Es hebt die Hörner, trinkt, tanzt, singt, setzt sich auf den Hosenboden und feiert einfach mit und macht jeden Klamauk mit. Manchmal ist es halt die Show, die als Programm dient, wobei die Musik als schmückendes Beiwerk fungiert. FEUERSCHWANZ sind eine Institution und gehören zum Rock Harz wie das Met zum Horn.

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Es verwundert mich nicht, dass sich das Infield nach dem Auftritt von FEUERSCHWANZ deutlich leert, denn jetzt gibt es feisten Thrash auf die Omme. OVERKILL haben mich schon 2017 nicht sonderlich angesprochen und auch in diesem Jahr schaffen sie es nicht, mich vom Hocker zu reißen. Zu sehr geht ihr Thrash Metal in die Richtung nicht gerade abwechslungsreichem Geballer. Den Fans dieser Spielart ist das wurscht, der Circle Pit sorgt während des gesamten Auftritts für reichlich Staub. Wieder mal ein Beweis, dass jeder, der Spaß haben will, auch auf seine Kosten kommt.

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LORDI sind dagegen nicht nur etwas für das Auge, sondern auch ein gern gesehener weil auch seltener Gast. Die Finnen stehen nicht nur für ansprechenden Heavy Metal, sondern sind auch mit ihrer Show und insbesondere ihren Masken ein Hingucker. Dass man dabei auch auf ein paar Klassiker zurückgreifen kann, ist sicherlich kein Hindernis. So verwundert es nicht, dass insbesondere 'Devil Is A Loser' und das ESC-erprobte 'Hard Rock Halleluja' - ui, auch das ist schon wieder 13 Jahre her - auf stimmliche Resonanz aus dem Publikum treffen. LORDI sind auf jeden Fall ein guter Griff der Organisatoren gewesen und dürften bei einigen Freude und Zufriedenheit ausgelöst haben.

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Die Bajuwaren von HÄMATOM begrüßt das Publikum ebenfalls gerne wieder auf dem Rock Harz. Als Wiederholungstäter hat man anscheinend in der Vergangenheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen und man nutzt den Auftritt auch in Sachen Eigenwerbung. Ende des Monats veranstaltet man nämlich im Ruhrgebiet, genauer in Gelsenkirchen, ein eigenes Festival und da sind weitere Gäste natürlich gern gesehen. Bis dahin wird erst einmal das Harzer Publikum ordentlich eingeheizt und unterhalten, damit der bleibende Eindruck auch den eigenen Kartenverkauf etwas ankurbelt.

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WINTERSUN werden sehnlichst erwartet, wie die schon früh gewachsene Menschenmenge vor der Bühne zeigt. Mit dem Intro zu 'Winter Madness' entert man die Bühnen und eröffnet im Rahmen der 15th Anniversary-Tour den Auftritt vor einer ansehnlichen Kulisse. Die Finnen scheint es zu freuen und sie geben einen Querschnitt ihrer Tour-Setlist, mit der sie ihren Geburtstag mit den Fans zusammen feiern wollen. Hat man vielleicht auf einen Querschnitt der Schaffensphase gehofft, ist man - vielleicht - enttäuscht. Den Auftritt bestreiten die Finnen nämlich vollständig mit ihrem ersten gleichnamigen Album und bringen dem Publikum die Songs der ersten Stunde wieder zu Gehör.

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CRADLE OF FILTH bestreiten ihren Part am frühen Abend bei noch recht ordentlichem Tageslicht. Dennoch wird Outfit und Bühnenbeleuchtung der Show gerecht und man kann sich in die düstere Atmosphäre, würden alle Begleitparameter stimmen, gut hineinversetzen. Überhaupt macht die Band einen sehr guten Eindruck, denn man ist nicht nur gut aufgelegt und voll engagiert bei der Sache, sondern man legt auch einen perfekten Auftritt hin. Nach dem Einlauf-Intro startet man die Show mit 'Thirteen Autumns And A Widow', haut noch den ein oder anderen Klassiker raus und bringt den tadellosen Auftritt mit 'Her Ghost In The Fog' zum Abschluss. Schade, dass die Dunkelheit noch nicht so weit fortgeschritten ist, denn die Bühnenstimmung hätte dem Auftritt noch mehr Wirkung verleihen können. Aber auch so bin ich zufrieden und wende mich mit enormer Spannung ...

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... dem absoluten Hauptact des Tages und vielleicht sogar dieses Festivals zu, denn nebenan werden AMON AMARTH mit Spannung erwartet. Die Wikinger haben zur Untermalung natürlich reichlich Feuer im Gepäck und auch die Bühne ist dem Auftritt angemessen optisch ordentlich und angemessen herausgeputzt. Die Schweden haben in den letzten Jahren förmlich einen Popularitätssprung hingelegt, so dass der Headliner-Status nur folgerichtig ist. Als also endlich der Vorhang fällt, thront ein mächtig dekoriertes Schlagzeug auf der Bühne, dazu noch ein wenig Kulisse, die noch reichlich Bewegungsspielraum für die Akteure auf der Bühne lässt. Den Auftakt macht 'The Pursuit Of Vikings' und wird im Anschluss von 'Deceiver Of The Gods' abgelöst. Man schöpft aus dem Vollen und gestaltet den Set zwischendurch mit obligatorischen Schwertkämpfen. Die Zuschauer erhalten visuell und akustisch eine Vollbedienung, dazu schießen immer wieder Feuersäulen in den Nachthimmel und beeindrucken zusätzlich. Johann Hegg scheint sich auf das deutsche Publikum besonders vorbereitet zu haben und brilliert mit fast perfekten Deutschkenntnissen. Ich nehme ihm die Dankbarkeit, die er dem Publikum mitteilt, absolut ab. Hier steht also eine Band auf der Bühne, die zwar auf dem Gipfel angekommen ist, aber einen absolut geerdeten Eindruck macht. Während des Auftritts und somit kleine Anekdote am Rande läuft der Mittwochs-Headliner Udo durchs Infield, genießt zwei Songs von AMON AMARTH, um dann weiter seinen Weg zu gehen. Damit verpasst er die brennenden Runen zum Ende des Konzerts und vielleicht etwas Spektakel, den er sich für den eigenen Auftritt vielleicht auch mal wünschen würde. Auf jeden Fall haben uns AMON AMARTH mit ein wenig Spektakel, reichlich Feuersäulen und eine für diesen Auftritt passenden Setlist, die mit 'Twilight Of The Thunder God' abgeschlossen wird, vom Feinsten unterhalten und einen für einen Headliner würdigen Auftritt hingelegt.
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Nach einem solchen Auftritt braucht man doch schon so die eine oder andere Minute, um sich wieder zu sammeln, wobei auch die Frage aufkommt, was denn jetzt noch kommen mag. Die Antwort ist einfach, denn zum Abschluss kommt noch WITT auf die Bühne, der noch mit seinem Album "Rübezahl" unterwegs ist. Die Neugier nach dem Headliner lässt noch einige Zuschauer verweilen, wobei sich dann doch zügig die Bettschwere bemerkbar macht, so dass nach den ersten beiden Songs einige in Richtung ihrer Zelte abwandern. Dem ergrauten Musiker, der sich auch an diesem Abend in Selbstgefälligkeit suhlt und dem man wegen seiner Ansagen vielleicht böse sein könnte, kann man zu seinem musikalischen Auftritt keine Vorwürfe machen. Ob da altersbedingte Bitterkeit eine Rolle spielt, ist nicht bekannt, zumindest in Sachen Abschluss des Festivaltages kann ich nur konstatieren, dass WITT einen guten Ausklang abgeliefert hat.


Freitag, 05.07.2019

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Den Frühstart legen die Symphonic Metaller ELVELLON hin, die einen ausgeschlafenen Eindruck vermitteln und trotz einiger Verwirrung erkennen lassen, dass man mit Profession und Spaß´dabei ist.

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Mit MILKING THE GOATMACHINE zieht zur frühen Mittagsstunde der Grind ein, wobei sich die beiden Bandgründer "Goatleeb" und "Goatfreed" ordentlich selbst auf die Schippe nehmen. Mit Ziegenmasken bewaffnet wird das Thema "Rund-um-die-Ziege" musikalisch mit diversen Augenzwinkern verballhornt. Da die Jungs für Unterhaltung pur stehen und obwohl sie nur mäßig bekannt sind, funktionieren sie perfekt als "Dosenöffner", denn es dauert nicht sehr lange, bis die Zuschauer, die sich zwischenzeitlich zur besten Mittagszeit großflächig auf dem Gelände verteilt haben, nicht mehr fremdeln. Mit von der Partie ist Aushilfsgitarrist Michael Lenz, Ex-EISREGEN, der während des Auftritts seine Fluppe bearbeitet und auf besonders cool macht.

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Zwei Jahren schraubten die Jungs von NAILED TO OBSCURITY an ihrem nächsten Output "Black Frost", wobei man die Metal-Gemeinde genau mit diesem den Titel gebenden Longtrack zum Jahresende 2018 angeteasert hatte. Mit dem Album, welches am 11.01.2019 erschien, hat man sich einige gute Kritiken abgeholt. Der halbstündige Auftritt ist daher eine gute Bühne, um sich und sein Material dem Publikum vorzustellen. Mit 'Black Frost' hat man auch den perfekten Opener für den Slot, der mit ordentlich Druck aus den Boxen kommt und von Beginn an Laune macht. In der verbleibenden Zeit spielt man sich durch die Discography und kann recht positive Resonanz aus dem Publikum ernten. Sänger Reimund bedankt sich mehrfach beim Publikum, dass es bereits zu dieser frühen Tageszeit schon den Weg zur Bühne gefunden hat. Dass es zwischenzeitlich auf 13 Uhr zugeht, ist ihm wohl nicht bewusst. Natürlich ist die Zeit für die geile Mischung aus melodischem Death Metal mit doomigen Ingredienzien viel zu kurz, aber die Zuschauer und ich haben es genossen und die Band nach ihrem Auftritt frenetisch abgefeiert.

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Mit dem nächsten Auftritt wird mal wieder ordentlich in Sachen Metal Gas gegeben. Dabei ist die Rede von den WARKINGS, die in erster Linie durch ihre Kostümierung und der Bühnenausstattung Aufsehen erregen. Manche Nummer funktioniert eben wegen der optischen Aufmachung, auch wenn musikalisch eher Durchschnitt geboten wird.

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Mit großer Vorfreude wartet das Publikum auf die Italiener von ELVENKING, die mit ihrem Gothic Metal und einigen Gassenhauern wie der Hitsingle 'Engel der Vernichtung' für ein heißes Erlebnis sorgen. Dass die Herrschaften richtig Bock auf ihren Auftritt haben, merkt man an der Bewegung, die da oben auf der Bühne stattfindet. Dieser Einsatz wird vom Publikum durch reichlich Zuspruch in Form von Applaus belohnt.

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Bier scheint einen gehörigen Raum bei der folgenden Band MR. IRISH BASTARD einzunehmen, was man in erster Linie den Songs entnehmen kann. So verwundert es natürlich nicht, dass der Sänger, der mit seinem Künstlernamen auch Namensgeber für die Band ist, auch während des Auftritts dem Bier zuspricht. Dafür geht es ihm im Publikum zu sittsam zu und so möchte man nicht von der Bühne abtreten. Das eigene Gesicht kann man nur wahren, wenn die Grabenschlampen ordentlich zum Einsatz kommen. Also muss das Publikum ran, denn man will Crowdsurfer sehen. Dies lässt sich das feierwütige Volk nicht Zweimal sagen und schon geht die Surferei los. Sie haben es also wieder einmal geschafft, ein Auftritt der Münsteraner ist nun mal Party pur.

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Nach diesem bewegenden Auftritt ist doch sicherlich erst einmal durchatmen und relaxen angesagt, oder? Ein kleiner Blick auf meinem Zettel kündigt eigentlich THE NIGHT FLIEGHT ORCHESTRA an, aber wie schon vor dem letzten Auftritt verkündet, gibt es eine Verspätung der Band, der durch einen Billing-Tausch geheilt wird. Es folgt also OMNIUM GATHERUM, die dem Harz vor drei Jahren ihren letzten Besuch absolvierten. Sie sind Garanten für einen perfekten Auftritt, der auf ein Festival zugeschnitten ist und sie liefern einfach ab. So auch dieses Jahr, denn die Finnen legen sich auf der Bühne ordentlich ins Zeug und bieten dem Publikum einen geilen Auftritt. Es wird animiert und gerockt was das Zeug hält und OMNIUM GATHERUM sind definitiv keine Lückenfüller, sondern eine super Band, die ich immer noch als deutlich unterbewertet ansehe.

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Den livehaftigen Jahresausklang bescherten mir letztes Jahr kurz vor Weihnachten THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, die zu ihrem Tourabschluss in Bochum alles gegeben haben und ermattet und stimmlich aus dem letzten Loch pfeifend froh waren, dass man sich anderen Dingen widmen kann. Doch es ist nun 2019, die Batterien sind wieder voll und die Stimme geölt, so dass man wieder für die Bühnen dieser Welt bereit ist. Dabei fängt der Start schon etwas holprig an, denn der Flug hat Verspätung und so ist man froh, dass sich OMNIUM GATHERUM bereit erklärt haben, den Slot zu tauschen und quasi auf der falschen Bühnenseite die Stelle von TNGO einzunehmen. Dennoch geht es nicht nahtlos weiter, denn mit dem Soundcheck kommt man auf eine Verspätung von 15 Minuten, die aber noch erträglich ist. Der Auftritt ist wie erwartet durchgestylt, Stewardessen und Schampus sind an Bord und der Flug geht durch den Backkatalog der Band. Nur schade, dass man im Zeitplan bleiben muss, weshalb der Auftritt kürzer ausfällt, als ursprünglich geplant.

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Im April habe ich sie noch auf ihrer Tour in Stuttgart gesehen, wobei kurz vorher die Bestätigung für das Rock Harz bekannt gegeben wurde. Heute ist es also soweit und KISSIN' DYNAMITE rocken das Festival zum wenn mich nicht alles täuscht vierten Mal. Als Opener startet man wie auf der Tour mit 'I've Got The Fire', so dass das Publikum gleich einen dynamischen Einstieg in die Setlist erhält und von Anfang an mitgehen kann. Während die Feuersäulen in Stuttgart nicht zum Einsatz kommen durften, gilt hier das Motto "Feuer frei!". So ganz ungefährlich ist die Angelegenheit aber nicht, denn durch den zwischenzeitlich aufgekommenen Wind werden die Feuerstöße auf die Bühne gedrückt, so dass sich die Gitarristen vorsehen müssen. Doch nach elf Jahren mit der Band schockt die Jungs nichts mehr so schnell, und deshalb geht es auch gleich mit 'Somebody's Gotta Do It' und 'Love Me, Hate Me'. Hannes beklagt sich ein wenig, dass der Zuschauerzuspruch etwas besser hätte sein können, "aber egal". Sie geben trotzdem Vollgas und es geht mit 'Sex Is War' weiter. Zu 'Waging War' darf die KD-Flagge natürlich nicht fehlen. Das Publikum wird fleißig animiert und mit dem nächsten Showelement zu 'I Will Be King' auch prächtig unterhalten. Trotz der kurzen Spielzeit von einer Dreiviertelstunde sind der Band die Showelemente und die für ein Festival typischen Animationen wichtig. So kommt man nach 'You're Not Alone' und 'Flying Colours', das man auch hier als Zugabensong zum Abschluss spielt, zum Ende des Sets. Die Zuschauer, die den Auftritt gesehen haben, sind begeistert und kredenzen der Band den gebührenden Applaus.

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Mit CALIBAN geht das Festival wieder in Richtung Core und setzt damit auch auf Abwechslung. Das Publikum darf sich ruhig mal durchmischen, wobei die Essener gut gelitten sind, wie man dem Zuspruch vor der Bühne entnehmen kann. Auf der Bühne greifen die Jungs in Sachen Setlist eher auf das jüngere Material zurück und überzeugen durch Spielfreude und viel Bewegung. Vor der Bühne gibt dagegen das Publikum Gas und wühlt ordentlich Staub auf. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass hier beide Parteien sichtlich Spaß haben und die Kombination einfach passt.

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Mit SOILWORK sehen wir auch Björn Strid wieder, der mit seiner Band sich absolut im Zeitplan befindend mal so richtig Gas gibt. Wahrscheinlich wurmt es ihn noch ein wenig, dass der erste Auftritt mit TNFO eine recht kurze Angelegenheit war. Oder er hat einfach nur Bock, jetzt in Sachen Death Metal ordentlich einen rauszuhauen. Egal, welche Antwort die richtige ist, auf der Bühnen stehen Profis, die einfach Bock auf ihren Job haben und dem Publikum ordentlich einheizen wollen. Sie brennen ein Feuerwerk ab, dass es in sich hat und auch das Publikum, eh noch vom Auftritt von CALIBAN in Feierlaune, feiert einfach vor der anderen Bühne weiter. Heissa, so geht Festival!

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DRAGONFORCE sorgen wieder für einen musikalischen Kontrast mit einem bunten Bühnenbild. Sie mögen eine gewisse Art von Gigantismus, zumindest putzt man die Bühne optisch gerne heraus und vermittelt Anspruch und Selbstbewusstsein. Die Power Metaller aus Great Britain treffen bei den Fans ins Schwarze und man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass wir hier schon fast beim Headliner angekommen sind. Letztlich muss man die Feste feiern, wie sie fallen, auch wenn die noch nicht hereingebrochene Dunkelheit Zeugnis dafür ablegt, dass es noch nicht ganz zum Headliner reicht, aber man irgendwie kurz davor steht.

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Nach dem britischen Highspeed-Programm muss mal wieder etwas handfestes her, etwas, dass ordentlich den Schädel spaltet und Arsch tritt. Diesen Platz haben die Skandinavier von HYPOCRISY eingenommen. Die Schweden um Peter Tägtgren haben durch ihre jahrelange Abstinenz für so etwas wie Entzugserscheinungen bei den Fans gesorgt, was den Zuspruch und die Ausgelassenheit vor der Bühne erklärt. Ein festivaltaugliches Best-Of-Programm sorgt für die fehlenden Argumente und der Moshpit war eh nur eine Frage der Zeit. Rein soundtechnisch erwischen die Skandinavier anscheinend einen gebrauchten Tag, denn so richtig fett kommt das Brett nicht aus den Boxen. Das Quartett lässt sich nichts anmerken und macht einfach ihr Ding, wobei auch das Publikum unbeeindruckt scheint und abfeiert, was das Zeug hält.

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Den nächsten Programmpunkt übernehmen die Piraten von SALTATIO MORTIS, die definitiv als Co-Headliner bezeichnet werden dürfen. Das Infield vor der Bühne zieht sich deutlich in die Breite und Tiefe, was für die Popularität der Karlsruher spricht. Dabei wird auch jede von der Bühne vorgegebene Animation mitgemacht, egal ob man die Fäuste in den Himmel recken soll oder Klatschen angesagt ist. Mitgesungen wird sowieso und man trotzt mit diesem eindeutigen Zuspruch aus dem Publikum den bösen Stimmen, die das ganze nur als Klamauk und Pop mit Dudelsäcken abtun. Vom Unterhaltungswert her sind die Badenser ein Griff in die Goldkiste, denn das Publikum hat mit den Füßen abgestimmt und dazu noch ein vielkehliges Statement abgegeben.

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Nach diesem Auftritt wird es schwer, sich auf die Norweger von DIMMU BORGIR zu konzentrieren. Auf dem Rock Harz gehört es mittlerweile zur Normalität, einen Headliner-Part mit einer Band aus dem Black Metal-Bereich zu besetzen. Die Symphonic Black Metaller nutzen die hereingebrochene Dunkelheit klassisch mit blauen Licht und Kapuzenjacken, um mit der Atmosphäre geschickt zu spielen und die Bühne effektvoll in Szene zu setzen. Mit ihrem Auftritt rechtfertigen sie ihren Status auf diesem Festival, alles scheint durchdacht und wohl geplant. Die große Hektik ist eh nichts für die Jungs, die ihr perfekt inszeniertes Programm routiniert abspulen. Zugegeben, bis auf die Feuerschalen fehlt es an den Überraschungsmomenten, aber es wäre auf hohem Niveau gemeckert.

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Nach dem Headliner ist vor dem Late Night Slot, mit der normalerweise eine gewisse Abwanderungswelle einhergeht. Heute machen RUSSKAJA den Anfang und das ist allein schon Grund genug, weiterhin dem Treiben auf der Bühne zuzuschauen. Die Österreicher sind nämlich richtige Partybiester und haben einen guten Ruf zu verteidigen. Auch heute werden sie dem selbst gesetzten Anspruch gerecht und feuern noch mal ordentlich ein paar Party-Raketen ab.

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Für die Fraktion der Nimmermüden beschließen HEIDEVOLK den Festival Tag und beglücken die verbliebenen Zuschauer, die noch kein Bock auf Matratze horchen oder Musik aus der Konserve haben. Dann doch lieber eine gelungene Mischung Pagan und Folk Metal von unseren niederländischen Nachbarn. Doch danach ist nun wirklich Schluss, morgen ist ja auch noch ein Tag.


Samstag, 06.07.2019

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Der erste Programmpunkt am Samstag bestreiten FOLLOW THE CIPHER, die als Mischung aus NIGHTWISH, IN FLAMES und natürlich SABATON beschrieben werden. Mit dem Anspruch, ein ganz anderes Ding im Vergleich zu SABATON aufzuziehen, hat sich seit der Gründung 2014 in einem langen Prozess die musikalische Ausrichtung entwickelt. Dies mündete in das 2018 erschienene selbstbetitelte Debüt, was auch die Basis für den heutigen Auftritt im Harz ist. Der moderne Power Metal mit Röhre Linda Toni Grahn am Mikro ist ein lockerer Auftakt für den finalen Festivaltag.

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Den zweiten frühen Slot haben die wohl noch recht unbekannten HELL BOULEVARD abgegriffen, die mit einer besonderen Mischung von Rock'n'Roll Gothic mit orchestralen Akzenten ihre Aufwartung machen. Ihre Gründung erfolgte wie bei der Vorband ebenfalls 2014, wobei man schon einen Schritt weiter ist und zwei Alben im Gepäck hat.

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Mit der nachfolgenden Band VISIONS OF ATLANTIS verbindet mich eine besondere und schlussendlich traurige Begebenheit. 2005 hatte ich das Vergnügen, im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des 2004er Albums "Cast Away" ein Interview mit der ersten Sängerin Nicole Bogner zu führen. Zu diesem Zeitpunkt war die Trennung von VOA noch kein Thema, denn Nicole war zu diesem Zeitpunkt noch bester Laune und hat ausgiebig zur Scheibe und zur damaligen Tour mit EPICA Auskunft gegeben. Leider ist die lebensfrohe Dame im jungen Alter von 27 Anfang 2012 verstorben (R.I.P.!). Seit dem Ausstieg von Nicole hatte die Band anscheinend kein Glück mit dem Part am Mikro, denn zwischenzeitlich ist Clémentine Delauney Sängerin Nummer fünf, wobei sie wieder Konstanz am Mikro gebracht. Für den Auftritt hat man eine gute Mischung aus der Schaffensphase der Band zusammengestellt, wobei auch der Hinweis auf das im August erscheinende neue Album "Wanderers" nicht fehlen darf. Natürlich gibt es auch einen neuen Song, den das versammelte Publikum selbstverständlich hören möchte. Mit 'Heroes Of The Dawn' wird das neue Album erfolgreich angeteasert und die Ankündigung vom Publikum mit Applaus bedacht. Für die Ballade verschwinden die Jungs erst einmal von der Bühne, während die musikalische Begleitung für Clémentine vom Band kommt. Zum Finale stoßen die Herrschaften wieder dazu und bringen die Ballade mit Power zum Abschluss. Nach dem 2018er Erfolg des Albums "The Deep & The Dark" wird am Erfolg angeknüpft und direkt der Nachfolger veröffentlicht. Läuft also bei VOA.

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FREEDOM CALL kommen nach sieben Jahre wieder einmal im Harz vorbei und sind mit einem ausgewogenen Programm am Start. Der Happy Power Metal ist genau das, was das doch recht müde wirkende Publikum heute benötigt. Der Staub scheint heute die größte Hürde zu sein, überall sieht man Leute, die mittels Halstüchern oder anderen Hilfsmitteln einen Mund- und Nasenschutz gebastelt haben. Manche haben sich auch an einen der vielen Stände einen richtigen Schutz aus Leder gekauft oder tragen einfach nur einen Schutz aus dem Baumarkt. Dennoch bleibt genügend Aufmerksamkeit und Zuspruch für die Band, insbesondere bei ihren Klassikern. So kann sich auch die Band aus Franken schlussendlich nicht beklagen, denn mehr ist bei diesem spärlich anwesenden Publikum nicht drin.

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Mittlerweile gibt es im Zuge der Gleichberechtigung ja auch schon die Forderung, dass ein Festival zur Hälfte aus Frauenbands bestehen soll, ich erwähnte es ja bereits Sicherlich würde es daran scheitern, dass es gar nicht so viele Bands gibt, so dass man dieses Ansinnen getrost unter Polemik ablegen kann. Dennoch kann das Rock Harz mit einer weiteren reinen Mädelsband nach NERVOSA aufwarten, nämlich "die" BURNING WITCHES. Die Schweizerinnen sind traditionell unterwegs treten den Beweis an, dass sie in Sachen Metal ein entsprechendes Wörtchen mitzureden haben. Das Infield ist für den letzten Festivaltag immer noch nicht so richtig gefüllt und ich kann auch einige skeptische Blicken feststellen. Dennoch bekommen die Mädels Pommesgabel und Applaus, wie es sich für einen derart engagierten Auftritt gehört.

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GRAND MAGUS sind ebenfalls Wiederholungstäter und hatten 2016 ihren letzten Auftritt auf diesem Festival. Dass sie dieses Jahr wieder im Harz sind, ist nur folgerichtig, denn sie sind mit ihrem neuen Album "Wolf God" am Start. Die drei hartgesottenen Profis sind Musikarbeiter durch und durch. Sie kommen auf die Bühne und rocken einfach los, ohne Firlefanz und Sperenzchen. Das Publikum nimmt es dankbar auf und feiert die Schweden ab. Mehr kann man nicht erwarten.

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Die Geschichte um Steve "Lips" Kudlow und ANVIL ist unter Metallern allseits bekannt, viele dürften auch die Doku "Anvil! The Story Of Anvil" gesehen haben. Irgendwie hat man mit Steve in der Vergangenheit schon etwas Mitleid gehabt und schon aus diesem Grund die Geschichte von ihm und seiner Band weiterverfolgt. Heute ist man fast schon glücklich, dass es ANVIL immer noch gibt und die Festivalorganisatoren es tatsächlich geschafft haben, die Kanadier in den Harz zu bekommen. Allein aus diesem Grund haben sich einige Zuschauer interessiert unter das Volk gemischt, auch wenn sie dem Heavy Metal selbst nicht so zugeneigt sind. Für ANVIL selbst mit "Lips" in vorderster Front ist der Auftritt gespickt mit Klassikern ein Selbstläufer. Die Band badet im Applaus und man genießt sichtlich den Zuspruch. Ich freu' mich mit dem Trio und auch, dass es den Festivalmachern immer wieder gelingt, die ein oder andere besondere Band, sei es wegen ihrer Bedeutung für den Metal oder nur wegen ihrer Geschichte, aus dem Hut zu zaubern.

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Bisher gar nicht auf dem Schirm hatte ich HARDLINE, die es bereits seit 1991 gibt und sich in der Folge schon zwei Mal aufgelöst haben. Sänger und Bandgründer Johnny Gioeli ist unter anderem bekannt von seinem Mitwirken bei AXEL RUDI PELL, zumal er eine besondere Stimme hat, die einen hohen Wiedererkennungswert hat. Im Infield ist es immer noch recht übersichtlich im Vergleich zu den Vortagen und auch die Stimmung kommt immer etwas verhalten rüber. Heute scheint für die Bands, zumindest bis hierher, kein angenehmer Tag zu sein, mag es am Wind, der viel Staub aufwirbelt, liegen, oder an den vielleicht ausschweifenden Exzessen der Vortage. HARDLINE ficht das nicht an, ihnen merkt man den Spaß an, hier auf dem Festival zu spielen und diese Spielfreude tröpfelt auch so nach und nach über auf das Publikum. Die gut aufgelegte Band hat heute nur das Pech, auf ein immer noch müde wirkendes Publikum zu treffen.

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Vielleicht ist das auch genau der richtige Zeitpunkt, um den verschlafenen Publikum den Schlaf aus den Augen zu puten und die Gehörgänge mal ordentlich durchzufegen. Diesen Job müssen nun die Schweden von GRAVE übernehmen, die unter Berücksichtigung ihrer Zeit als CORPSE auch schon über 30 Jahre aktiv sind. Auch wenn das letzte Album aus dem Jahr 2015 stammt, gibt es ein festivaltaugliche Auswahl an oldschool Death Metal, der mit brachialer Wucht den Zuschauern entgegengeschleudert wird. Die Nummern kommen fett aus den Boxen und Fans und Genrefreunde kommen bei Ola und seinen Mannen voll auf ihre Kosten.

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Die Ruppichterother von KÄRBHOLZ mussten sich wohl erst noch ein paar Instrumente besorgen, wurden ihnen doch bei einem der letzten Auftritte Instrumente entwendet. Wer aber derart auf der Erfolgswelle schwebt wie die Jungs, kann diesen Verlust, so ärgerlich er auch ist, sicherlich verschmerzen. Mit dem neuen Album "Herz & Verstand" im Gepäck sowie weiteren Neuveröffentlichungen aus dem Backkatalog läuft es nicht nur, sondern ist die Messe für das Festival geradezu vorgegeben. Mit ihren Deutsch-Rock-Texten kommen sie beim Publikum recht gut an, wobei sie auch einen großen Schlag beim weiblichen Publikum haben. Teilweise wird ordentlich mitgeklatscht und mitgesungen, so dass die Jungs leichtes Spiel im Harz haben und man tatsächlich sagen kann, dass sie das Festival rocken.

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Mit LEGION OF THE DAMNED kommt eine Band auf die Bühne, die ich hier noch nicht gesehen habe, weil ihr letzter Auftritt 2014 war. Mit dem neuen Album "Slaves Of The Shadow Realm" gibt es für das Publikum wieder deftig eins auf die 12, denn der Death Thrash pumpt mit ordentlich Druck aus den Boxen und es wird ordentlich die Abrissbirne geschwungen. Anscheinend hat das Publikum die Lust auf Rock und Metal wieder gepackt, denn seit KÄRBHOLZ ist das Infield etwas voller, auch wenn es optisch mit den Vortagen nicht zu vergleichen ist. Endlich gehen die Crowdsurfer auch wieder auf die Reise, so dass die bisher ziemlich geschonte Security zumindest vereinzelt mal etwas zu tun bekommt. Ärgerlich ist der Wind, der deutlich angezogen hat und teils schon recht böig daherkommt. Wer bis jetzt noch nicht eingestaubt ist, kann dem Staub nun wirklich nicht mehr entfliehen.

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Es ist erst zwei Jahre her, dass MONO INC. auf dem Rock Harz gespielt haben. Allein wegen Katha Mia freue ich mich auf diesen Auftritt, denn sie ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben, weil sie sichtlich Spaß hinter ihrer Schießbude verbreitet hat. Ein spärlicher Banner mit weißem Raben auf schwarzen Grund ziert das Bühnenbild. Mias Kit ist zentral gestellt und ausgeleuchtet, während die beiden Herren an den Saiteninstrumenten in schwarzen Gewänderun und mit Rabenmaske Mia flankieren. Martin fällt durch seinen blondierten Irokesen sowieso auf und nimmt sich während des Openers auch die Zeit, die rechte und linke Seite der Dark Stage zu begrüßen. Die Zuschauer, mittlerweile mit wärmerer Bekleidung versehen, gehen von Beginn an mit und beweisen Textsicherheit. Unbestritten sind MONO INC. ein deutlich belebendes Element, dass auch eine enorme Publikumswirkung ausstrahlt. Man merkt, dass die Laune beim Publikum deutlich nach oben geht, auch die Resonanz ist endlich mal wieder hörbar. So kann es für den Rest des Abends gerne weitergehen, wenn da nicht die drohenden Wolken und der sich ankündigende Regen wäre. Eigentlich zeigt das Wetterradar an, dass es bereits jetzt losgehen soll, doch wie so oft in diesem Jahr, trotzt das Wetter gerne mal der Vorhersage.

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Ich habe ein wenig den Eindruck gewonnen, dass Symphonic Power Metal a la EPICA nach meinem Geschmack auf dem Rock Harz etwas zu kurz kommt. Immerhin haben wir es mit einem populären Genre zu tun, in dem sich einige Größen tummeln. Hierzu gehören natürlich auch die Niederländer von EPICA, die im Bandgefüge eine erstaunliche Konstanz zeigen und mit Simone Simons eine sehr bekannte Frontfrau haben. Die Alben der letzten Jahre sind allesamt sehr gut gewesen und zeigen eine Weiterentwicklung auf hohem Niveau. Sie starten ihren Set mit 'Adyta' und feuern danach gleich 'The Last Crusade' aus allen Rohren, um dem aufkommenden Wind und den Wolken zu trotzen. Im weiteren Verlauf verlieren sie aber den Kampf gegen den drohenden Regen, denn die vom Wetterradar angekündigte Regenfront hat sich nur verspätet, hat aber nicht vor, das Festival zu verschonen. So prasselt es auf die Zuschauer nieder und die Intensität steigert sich recht zügig, wobei der Wind sein Teil beiträgt. Simone nimmt es mit Humor und bedankt sich beim zähen Publikum für die Wetterfestigkeit und das Durchhaltevermögen. Das musikalische Feuerwerk wird weiter abgebrannt und man krönt einen unter widrigen Wetterbedingungen absolvierten Auftritt mit den Zugaben 'Deter The Tyrant' und 'Consign To Oblivion'.

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Wenn alles doof läuft, dann regnet sich das jetzt tatsächlich ein. Ich weiß noch nicht, ob ich das gut finden soll, auch wenn die Natur nach Regen lechzt, denn es war in den letzten Wochen doch recht trocken. Die Finnen von KORPIKLAANI müssen da auch durch und sie müssen mit der Situation fertig werden, dass ihr aktuelles Material recht schwierig für ein Festival ist. Um diesem Dilemma zu entgehen, hat man sich für einen Mittelweg entschieden. Einerseits will man vom Anspruch des teils ausladenden letzten Albums nicht ablassen, andererseits auch dem Anspruch des Publikums genügen. Dieses dankt es mit ausgelassenen Tänzen und bei den Partysongs mit grölender Unterstützung. Unter dem Strich bleibt ein leicht durchwachsener Auftritt, der teils der Setlist und teils dem doch stetigen Regen geschuldet ist

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Der Boden für den Headliner ist gesät, denn es kann jetzt nur noch aufwärts gehen. Die mittlerweile durchnässten Zuschauer sind begierig auf den Auftritt von CHILDREN OF BODOM. Vorher gibt es das obligatorische Stell-dich-ein der Organisatoren-Crew und der kurzen Dankesrede von Cheffe Thorsten Kohlrausch, doch dann geht es mit den Finnen los. Das überdimensionierte Cover des aktuellen Albums "Hexed" prangt im Hintergrund, während die Protagonisten nach dem Intro ihren Part mit 'Are You Dead Yet' vom gleichnamigen Album eröffnen. Weiter geht es mit 'Under Grass And Clover' vom aktuellen Album, womit die Finnen zu Beginn gleich ein ordentliches Feuerwerk abbrennen und den Beweis antreten, warum sie den begehrten Headliner-Platz inne haben. Im weiteren Verlauf arbeitet man sich durch die Veröffentlichungshistorie und gepaart mit neuen Songs feuert man nahezu alles ab, um auch den letzten Metalhead von sich zu überzeugen. Den widrigen Bedingungen zum Trotz, es regnet leider immer noch, entschädigt der Auftritt der Finnen für die wetterbedingten Unannehmlichkeiten.

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Vorbei? Nein, natürlich noch nicht, auch wenn bereits einige den Weg zu den Zelten angetreten hat oder nach dem Auftritt von CHILDREN OF BODOM flugs das Infield verlassen. Für die Zurückgebliebenen kommt als Vorletztes eine Band mit dem Zungenbrecher THE O'REILLYS AND THE PADDYHATS auf der Bühne. Traditionell ist jetzt die Zeit für Folk angebrochen und diesen Part nehmen dieses Mal die Sauerländer ein, die mit ihrem Irish Folk Metal auf eine überschaubare, aber weiterhin feierwillige Meute treffen.


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Last but least fehlen jetzt nur noch APOCALYPSE ORCHESTRA, die für die letzten Festivalklänge zuständig sind. Die Schweden spielen tatsächlich nur noch vor ein paar Hand voll Leute und haben leider keine Chance mehr, ihre Mischung aus Folk und Doom einer größeren Menge zu Gehör zu bringen. Aber diese späten Spielzeiten sind logischerweise immer mit einem gewissen Risiko behaftet.


Zum Abschluss, ebenfalls eine gute Tradition, noch ein abschließendes Fazit. Die Hauptpunkte habe ich eingangs bereits erwähnt. Von der Organisation her läuft es mittlerweile nahezu perfekt. Wenn jetzt noch die Besucher bei der frühen Anreise mitspielen, bleibt auch das Anreisechaos, wofür die Veranstalter nichts können, aus. Diesmal haperte es teilweise - nur - etwas am Sound und leider spielte das Wetter am Samstag nicht ganz mit. Ich glaube, dass man sich über diese kurze Mängelliste freuen darf. Läuft, Rock Harz, oder?

Ach ja, die ersten Ankündigungen für 2020 stehen auch schon: ACCEPT, DARK TRANQUILLITY, DESTRUCTION, EKTOMORF, ELUVEITI, ENSIFERUM, OST+FRONT, RUNNING WILD und SUBWAY TO SALLY.

Bericht: RJ
Pics: Stefan Bollmann Von mir noch ein dickes Dankeschön!
Billing
Die Bands des Anreisetages am 03. JULI:

*** BANNKREIS *** DRONE *** KREATOR *** MONUMENT *** ROSS THE BOSS *** WINTERSTORM ***


Die Bands (04. bis 06. JULI):

*** AMON AMARTH *** ANVIL *** BURNING WITCHES *** CHILDREN OF BODOM *** COMBICHRIST *** COPPELIUS *** CRADLE OF FILTH *** DIMMUR BORGIR *** DRAGONFORCE *** ELVELLON **** ELVENKING *** EPICA *** FEUERSCHWANZ *** FREEDOM CALL *** GRAND MAGUS *** GRAVE *** HÄMATOM *** HARDLINE *** HELL BOULEVARD *** HYPOCRISY *** JBO *** KÄRBHOLZ *** KORPIKLAANI *** LACRIMAS PROFUNDERE *** LEGION OF THE DAMNED *** LORDI *** MILKING THE GOATMACHINE *** MONO INC. *** MR. IRISH BASTARD *** NAILED TO OBSCURITY *** NERVOSA *** OMNIUM GATHERUM *** OVERKILL *** RUSSKAJA *** SALTATIO MORTIS *** SOILWORK *** THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA *** THE O'REILLYS AND THE PADDYHATS *** THE UNGUIDED *** U.D.O. *** VAN CANTO *** VISIONS OF ATLANTIS *** WARKINGS *** WINTERSUN *** WITT ***

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