Edge Of Ever - The Assent

Review von derkleinekolibri vom 23.02.2024 (1230 mal gelesen)
Edge Of Ever - The Assent Berlin im Jahre 1961: Eine Geburt im Neuköllner Krankenhaus sorgt für kein bisschen Aufsehen in den Medien. Nur die Eltern freuen sich über das quäkende männliche Etwas, das sich in relativ kurzer Zeit seinen Weg nach draußen in die Freiheit gebahnt hat. Mehr als fünf Jahrzehnte später, das Männlein hatte es längst nach Franken verschlagen, sorgen sechs Männer, drei griechischer und drei deutscher Herkunft, immerhin für kleinere Schlagzeilen: EDGE OF EVER haben sich gegründet! Das sollte sich zwei Jahre später schlagartig ändern, als das Debütalbum "Global Ignition" in fast allen Magazinen positive Resonanz erfuhr. Das Sextett tourte dann munter durch Deutschland und angrenzende Länder, bevor es 2017 zum nächsten Schlag ausholte und "We Came With The Flood" der nach guter Musik dürstenden Metal-Fangemeinde präsentierte.

Mit einiger Verzögerung - aus welchen Gründen auch immer - traf die schick aufgemachte CD "The Assent" bei mir ein. Neugierig, wie Berlin-Geborene nun mal sind, wanderte der Silberling sofort in einen meiner CD-Player. Seitdem müssen - nein! - dürfen meine Nachbarn am musikalischen Genuss der Berliner Band teilhaben. Bereits nach wenigen Sekunden nahm mich die Musik gefangen und meine Aufmerksamkeit wuchs wie die einer Katze, die eine flinke Maus fangen will. Der Titelsong 'The Assent' ist als Einsteiger gut gewählt, bereitet er doch den Hörer auf das vor, was ihn erwartet. 'My Invisible Me' ähnelt dem ersten Stück ein wenig, macht aber noch deutlicher, dass die sechs Mannen keinem Genre eindeutig zugeordnet werden können - Entschuldigung, das wollen sie auch gar nicht, denn das überlassen sie lieber den Rezensenten und den Magazinen. Dann beginnt das dritte Stück, mit 'Silent Beggar' betitelt, relativ seicht, der Bassist hat eine seiner allerbesten Phasen, sanft erschallen erste Gitarrenklänge und in die sich aufbauende wundervolle Atmosphäre hat man einen heulenden Wolf gemischt, bevor es dann ordentlich zur Sache geht. Ist es Blasphemie, zu sagen, ich würde diesen Titel in den Rang der drei besten IRON MAIDEN-Songs erheben? Nicht genug damit, auch das nächste (ebenfalls fast acht Minuten lange) Stück, 'A Farewell To My Beloved Mind', beginnt mit Klängen einer Truppe, die live in den letzten Jahren zwar nur noch grottenschlecht ablieferte, aber deren Studioalben immer tadellos waren: Es sind eindeutig THE SISTERS OF MERCY mit 'More' zu hören. Zufall? Egal. Es passt wie der berühmte Arsch auf den Eimer.

Ich traue mich gar nicht, weiter solche Lobeshymnen zu verteilen, aber es geht halt nicht anders. Auch die zweite Hälfte des Albums - bitte, EDGE OF EVER, bringt ein Vinyl heraus - lässt kein bisschen nach. Es kracht und poltert im Gebälk, stakkatoartige Riffs peitschen zum Beispiel 'Now I Know' in die Eustachischen Röhren, begleitet von schweißtreibenden Drums, die es unmöglich machen, still sitzen zu bleiben. Bombastisch, mit ständigen Tempowechseln, sprechen sie 'A Social Dilemma' auf unnachahmliche Weise an. Oh ja, die Truppe ist auch sozialkritisch. Hierzu ein Beispiel, das aus dem Titelsong stammt: "One world - and another for the rich. One love - and a lobby for the supreme." All ihr Können zeigen EDGE OF EVER dann erneut mit dem letzten und gleichzeitig längsten Song 'When I’m Dead' - man könnte ihn als "Genre-Hüpfer" bezeichnen.

EDGE OF EVER sind ein Beweis dafür, dass auch ein Keyboard zum guten Ton gehören kann. Zurückhaltend und so "sparsam" eingesetzt, wie es hier gehandhabt wird, führen dessen Klänge bei mir sogar zu kurzen Gänsehautphasen. Den drei Saitenzupfern muss ich ebenfalls ein Kompliment machen. Ihr Spiel wird niemals langweilig, egal ob sie nun mit vier oder sechs Saiten zu kämpfen - äh, zu klampfen - haben. Auch dem Schlagzeuger sowie dem Sänger gebührt ein dickes Lob.

Leute, gebt dieser Truppe aus meiner Heimatstadt eine Chance! Die Jungs haben es sich verdient!

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
01. The Assent
02. My Invisible Me
03. Silent Beggar
04. A Farewell To My Beloved Mind
05. It's In The Water
06. A Social Dilemma
07. Now I Know
08. When I'm Dead
Band Website: edgeofever.com/
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 50:20 Minuten
VÖ: 12.01.2024

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten