Old Ruins - Always Heading East

Review von derkleinekolibri vom 01.10.2023 (1712 mal gelesen)
Old Ruins - Always Heading East Berlin, Internationale Funkausstellung 1973: Fasziniert stehe ich am Stand von ITT Schaub-Lorenz. Unzählige mit Röhren hinten und einer Bildröhre vorne bestückte Fernseher, so weit das Auge reicht. Das ist aber nicht das Besondere an diesem Tag, denn es ist nach 1969 und 1971 bereits mein dritter Besuch der größten Unterhaltungsmesse der Welt. Ein Jahr zuvor wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika die erste Spielekonsole auf den Markt gebracht, für auf heutige Verhältnisse umgerechnete stolze 650 €. ITT Schaub-Lorenz übernahm 1973 den Vertrieb für Deutschland und stellte diese Konsole dem interessierten Publikum auf der Funkausstellung vor. Und wisst ihr was? Meine Freunde und ich spielten an diesem Tag ganze sechs Stunden an einem der vielen Geräte, die man aufgebaut hatte. Ich höre noch das "Ping" und das "Pong", als wäre es erst vor zehn Minuten gewesen.

Warum also eine solch langatmige Einführung zu einem Album einer Band der Jetztzeit? Ganz einfach: Lest weiter und ihr werdet es verstehen.

Am 15. September 2023 ging "Always Heading East", das Debütalbum des Gelsenkirchener Quartetts OLD RUINS an den Start. Die acht Songs darf man mit Fug und Recht dem Black Metal zuordnen, auch wenn die Jungs einen eigenen Stil an den Tag legen, der durch Heavy, Doom und Melodic Metal beeinflusst ist. Eine explosive Mischung, die von "Doc Gator Records" als Digipak-CD und in diversen farbigen Vinylausgaben in limitierter Auflage unter die Leute gebracht wird.

OLD RUINS war ursprünglich als reines Studioprojekt von Alexander Czernik und Christian Krajewski gedacht, das sich dann aber verselbstständigte, als der Sound immer düsterer und atmosphärischer wurde. Es kam wie es kommen musste, Oliver Krajewski und Ersin Kara komplettierten die Formation, die auch einen Tag nach dem Erscheinen des Albums beim Treffen der Facebookgruppe "Heavy Metal Fans" im Siegener "Vortex Surfer Musikclub" einen höllisch guten Auftritt hinlegte.

Die Texte der brachialen Stücke beschreiben Handlungsstränge aus dem Videospielklassiker "Diablo". Womit der Zusammenhang zur Einführung klar wird. Wer hätte vor fast exakt 50 Jahren gedacht, dass sich Musiker mal daran machen würden, die Welt eines Videospiels in einem Musikstil umzusetzen, an den vor 50 Jahren ebenfalls noch nicht zu denken war? Mal episch, mal melodiös, dann wieder brachial und fast melancholisch, so wird der Zuhörer verwöhnt, während sich die Truppe auf der Suche nach dem Endgegner - wie Computernerds wohl sagen - befindet. Die großartigen Melodien sind überwiegend im Midtempo angesiedelt, haben Ecken und Kanten, die hoffentlich auch auf späteren Alben nicht glattgebügelt werden. Auch sollte dem guten Christian seine Stimme noch lange erhalten bleiben. Diese setzt dem Ganzen nämlich die Krone auf.

Wer die Diskografie der Band vollständig in seinem Besitz haben möchte, sollte sich bemühen, die EP "Old Ruins" aus dem Jahre 2020 irgendwo zu ergattern. Das war ihr erster Output, auf dem sich sechs Titel befanden.

Du möchtest für 45 Minuten der realen Welt entfliehen und dich am Gemetzel bei "Diablo" beteiligen, um nicht in Versuchung zu kommen, das in Wirklichkeit zu tun? Dann ergreife die Gelegenheit und gib den Gelsenkirchener Debütanten von OLD RUINS die Chance, ihre Form des Black Metals einer größeren Öffentlichkeit darbieten zu können.

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. The Dark Wanderer
02. Tristram
03. The Desert Sands
04. Risen From The Grave
05. The Fallen Temple
06. Mephisto
07. Lord Of Hell
08. Sescheron
Band Website: www.facebook.com/OldRuinsGE
Medium: CD, LP
Spieldauer: 45:26 Minuten
VÖ: 15.09.2023

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