Loather - Eis

Review von Humppathetic vom 03.07.2023 (1160 mal gelesen)
Loather - Eis 2016 gründete sich in Wien die Band LOATHER, die seitdem eine Mischung aus Black, Sludge und Doom zelebriert. Neben der Veröffentlchung eines Demos und zweier EPs, die letzte dabei "Haganvelt" genannt, spielte man zudem auch live vor, so hoffe ich zumindest, Publikum, und das unter anderem mit solch Kapellen wie GGGOLDDD (warum fliegen mir bei dem Namen Erinnerungen an "DuckTales" zu?), ULTHA, WIEGEDOOD und WINDHAND. Nun also, nach sieben Jahren Existenz, folgt das Debüt über volle Länge dieser als Vierergespann umherlärmenden Gruppe.

Je nachdem, ob man den Titeltrack des "Eis" betitelten Albums dabei als Song sieht oder eher als Interludium, präsentiert uns das Quartett aus Wien, Österreich, fünf respektive sechs Songs, die es auf fast 38 Minuten bringen. Das macht, sollte es tatsächlich jemanden so sehr wie mich Statistikfanatiker interessieren, sechs Minuten und 19 Sekunden pro Lied. Das ist schon mal eine Ansage, in den Genres Sludge, Doom und auch Black aber auch keine riesige Überraschung. Und Fans von SUNN O))) oder auch MOONSORROW lächeln bei solchen Zahlen wohl eh müde. Ja ... das war's dann auch schon an technischen sowie anderweitigen Hintergrundinformationen. Wirklich. Ich wollte mich diesmal aus freien Stücken einfach mal zurückhalten. Ganz ehrlich, aus freien Stücken. Okay ... ich gebe es zu: Viel mehr interessante Details lagen mir zu LOATHER schlicht nicht vor. Verbuchen wir das trotzdem mal als Gewinn für unsere Aufmerksamkeitsspanne. Aber wichtiger ist ja wie immer sowieso die Qualität der Musik.

"Eis" beginnt dabei direkt schon mal ziemlich gut bis sehr gut. Die Produktion ist kratzig-undergroundig gehalten, wobei sie trotzdem über genügend Druck verfügt, um die luxusverwöhnten Ohren des Jahres 2023 nicht komplett zu verschrecken; wir haben es hier also nicht mit dem inoffiziellen zweiten Teil von SORT VOKTERs "Folkloric Necro Metal" zu tun - übrigens ein ausgezeichnetes aber leider doch irgendwie sträflich vernachlässigtes Werk des norwegischen Black Metals der 90er-Jahre, aber das nur am Rande. 'Ephemeral', der erste Song, besticht durch in den Hintergrund gemischten, schwarzmetallischen Gesang, der, wenn er die Technik zu überlasten scheint, entfernt an die Stimme von Richard David James, seines Zeichens Mastermind des Intelligent Dance Music-Projekts APHEX TWIN, und, wenn er im prägnanter produzierten Klargesang unterwegs ist, etwas weniger entfernt an Quorthon von BATHORY erinnert. Dabei groovt und treibt der Song in der ersten Hälfte, dass es den geneigten Hörer erfreuen dürfte, um in der, wenig überraschend, zweiten Hälfte in einer melodischen Leadgitarre zu enden. 'Mortuary' wiederum stampft geduldig durch die Pampa und trumpft mit wuchtigem Schlagzeug und einem Bass, der sympathisch nach losen Basssaiten klingt, auf, während das Songwriting in Addition zum Gesang ebenfalls nach BATHORY zu deren Viking Metal-Zeiten schielt. Über allem aber schwebt - fast wichtiger als die Kompositionen an sich, so scheint es - eine recht schwierig zu greifende Atmosphäre, die mit dem Titeltrack (oder eher: "Titelinterludium") vollends das Ruder zu übernehmen scheint. Durch den Einsatz eines Pfeifens (also des Pfeifens, das aus dem menschlichen Mund kommt, nicht aus einem Teekessel) fühlte ich mich hier dezent an Filme aus dem Bereich des Westerns erinnert. Sergio Leone drehte sich im Grabe um, sofern er sich vorher ob schlechter Westernfilme bereits umgedreht haben sollte, was natürlich heißen soll, dass ihm das Pfeifen hier gefällt. Nicht, dass ich wütende Protestbriefe von noch wütenderen Fans, die mich missverstanden haben, erhalte. Last but not least erhält der Song / das Zwischenspiel dank eines leider zu kurz geratenen Keyboardteppichs nochmal eine weitere Schippe an Atmosphäre. Gerne mehr davon!

Bis dato ist das Werk also durchaus hörenswert, jedoch will der längste Song der Scheibe, 'Lost Sight', bei mir nicht so richtig zünden. Das liegt vor allem daran, dass für acht Minuten Spielzeit erstaunlich wenig (oder eher: wenig Memorables) passieren möchte. Der Rausschmeißer namens 'Proper Burial' gleicht das aber direkt wieder aus, treibt die gewollten oder ungewollten Westernreferenzen dann nochmal weiter und hätte so auch ohne Probleme einen Platz auf einem Filmsoundtrack eben dieses Genres gefunden.

Insgesamt ist "Eis" ein solides, vernünftiges und angenehm minimalistisches Werk, dessen kleinere Schwächen - neben den genannten auch das bei aller Variation doch etwas repetitive Songwriting - absolut verzeihlich sind, zeigt das Album doch mehr als gute Ansätze für einen ausgefeilten Nachfolger, ob nun in Form einer EP oder einer weiteren Full-Length.

Gesamtwertung: 6.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Ephemeral
02. Holler You Name
03. Mortuary
04. Eis
05. Lost Sight
06. Proper Burial
Band Website: https://www.facebook.com/Loatherband
Medium: CD
Spieldauer: 37:57 Minuten
VÖ: 23.06.2023

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