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Interview mit Hanno von Mantar

Ein Interview von Eddieson vom 16.06.2020 (18779 mal gelesen)
Das erste, aber doch irgendwie zweite Cover-Album vom Duo MANTAR steht in den Startlöchern. Hanno erzählt wie es zu dem Titel gekommen ist, außerdem sprechen wir über die Songauswahl und die 90er-Jahre.

Hi, Hanno! Wie geht es dir?

Hanno: Moin, Jan! Eigentlich alles frisch soweit. Die Welt dreht mal wieder völlig frei, alle bekloppt, somit geht es so gut, wie es einem halt in diesen Zeiten gehen kann. Ich versuche, zu lächeln. Jeden Tag ein bisschen.

Du lebst ja seit einiger Zeit in Florida. Nun ist in den USA ja z. Zt. Einiges los. Corona, Massenproteste und Trump. Wie erlebst du die Situation dort?

Hanno: Ja, keine gute Stimmung. Ein Land demontiert sich selbst. Die Stimmung ist aggressiv und gewalttätig. Der Präsident gießt Öl ins Feuer, wo er nur kann, und eine immer noch nicht zu unterschätzende Masse folgt dem Typen völlig blind. Die Presse hier ist ein Witz. Man muss schon sehr genau schauen, wo man seine News bezieht. All das untermauert mein Misstrauen in die Welt, jegliche politische Führer und eine wie auch immer geartete "Vernunft" des Menschen nur noch mehr. Wir werden sehen. Ich muss aber auch sagen, dass ich die Stimmung auch in Europa als nicht gerade angenehm empfinde und muss mir nachträglich für den Albumtitel der letzten MANTAR-Platte (The Modern Art Of Setting Ablaze) nochmal selber auf die Schulter klopfen. Die Menschen legen sich immer noch gerne gegenseitig Feuer in ihre Köpfe und Häuser. Ich bin leider nicht überrascht.

Aber kommen wir zu einem angenehmeren Thema. Ihr veröffentlicht bald "Grungetown Hooligans II". Erkläre doch noch mal eben, warum "II" in dem Titel steht und was mit "I" passiert ist.

Hanno: Endlich. Danke. Da wir absolute Profis sind haben wir Version "I" aus Versehen beim Recorden gelöscht. Nun haben wir eben Version II, welche auch deutlich besser ist. Somit alles okay. Kann blind gekauft werden. Außerdem passte die "II" zum ansonsten auch sehr beschissenem Arbeitstitel, den wir dann offensichtlich, aus Ermangelung an Alternativen, beibehalten haben. Es erfüllt mich mit Stolz, dass wir uns als Band so etwas leisten können und sogar noch damit durchzukommen scheinen. Erwartet also nur noch das Schlimmste von uns.

Ihr habt euch ja keine alltäglichen Songs zum Covern ausgesucht. Etliche andere sind ja nun schon ziemlich ausgelutscht. Woran habt ihr festgemacht, welche Songs es werden sollten?

Hanno: Wir haben in erster Linie eine Epoche, ein gewisses Zeitfenster festgelegt, aus dem wir Musik covern wollten. Das waren eben die frühen 90er. Eine Zeit, die für uns beide sehr prägend war und in der ein großer Teil unserer musikalischen Sozialisation stattfand. Das grenzte dann eben bei uns auch schnell die Musikrichtungen ein, da die Bands, die auf der Platte zu finden sind, eben großen Einfluss auf uns hatten. Außerdem war uns klar, dass wir nicht mit irgendwelchen 08/15-Gassenhauern ankommen wollten. Das sollen andere machen. Gibt genug abschreckende Beispiele. Ich bin der Meinung, dass keiner das 1000. halbherzige Cover von BLACK SABBATH oder BLACK FLAG braucht. Wer MANTAR kennt, weiß, dass er ein bisschen "guten" Geschmack und keine Stangenware erwarten darf. Ein gutes Coveralbum hat ja auch immer einen Bildungsauftrag. Ich hoffe sehr, dass unsere Fans durch die Platte geile neue (alte) Bands entdecken, die es heute allemal noch wert sind gehört zu werden. Vielleicht mehr denn je. imgright

Gab es Diskussionen, weil Erinc zum Beispiel ein paar völlig andere Songs spielen wollte oder seid ihr da direkt auf einer Linie gewesen?

Hanno: Nein, wir haben jeder Vorschläge gemacht und dann haben wir uns gemeinsam daran ausprobiert. Um genau zu sein, war Erinc es, der diese Art von Musik überhaupt erst in ein Leben gebracht hat. Ich kannte als Teenager nicht eine einzige von diesen Bands, bevor ich mit Erinc rumhing. Aber natürlich haben wir über die Jahre jeder individuellen Geschmack entwickelt und somit unterschiedliche Bands vorgeschlagen. Dann wurden die Songs probiert und die besten wurden dann aufgenommen. Ein guter Coversong muss ja nicht nur vom Prinzip her geil sein, sondern muss ja auch Spielraum bieten, den Song selber neu zu interpretieren. Nichts ist langweiliger als anderer Bands Songs einfach nachzuspielen. Das war nicht unser Ziel. Wenn man sich die Originale anhört, stellt man fest, dass wir die teilweise schon sehr durch den MANTAR-Schredder gedreht haben, jedoch nie den Respekt vor dem Künstler oder den Kern der Songs verloren haben. Darum sollte es gehen finde ich.

Es sind Songs aus dem Punk-/Alternative- und Rock-Bereich. Warum keine Metal-Songs?

Hanno: Weil uns die, von uns gecoverten Bands einfach deutlich mehr geprägt haben als die meisten "Metalbands". Schlicht und einfach. Wir lieben Metal, versteh mich nicht falsch. Wir spielen extrem gern für ein Metal-Publikum und auch auf Metal-Festivals ... ich weiß aber nicht ob MANTAR eine Metalband im klassischen Sinne ist. Wohl eher nicht. Ich habe aber das Gefühl, die Leute empfinden das als erfrischend. Und irgendwie ist das sowieso auch alles ein bisschen egal. Geile Musik ist geile Musik ist geile Musik, oder?!

Das Coveratwork der Platte hat schon mal zehn Punkte verdient. Was kannst du mir zu dem Cover erzählen?

Hanno: Ist 'n Kumpel von mir mit Hassi und 'ner Wumme vor 'nem Assi-Hochhaus bei uns in Bremen. Erklärt sich doch von selbst, oder? Ich fand das Bild einfach so geil und wollte es immer schon mal verwenden. Habe es vor zehn Jahren selber mit einer Wegwerf-Analogkamera geschossen, die ich dann für Wochen auf die Heizung gelegt hatte, damit das Material noch asozialer wird und die Quali deutlich abnimmt. Paar Jahre später habe ich dann die Filme wiedergefunden und entwickelt. Ich bin sehr stolz auf das Bild und erwarte einen Preis dafür. Ich nenne es "Her mit dem schönen Leben!"

Wenn ihr ein Coveralbum nur mit Metalsongs aufnehmen würdet, welche Bands/Songs würdet ihr covern?

Hanno: Die Frage stellt sich irgendwie gerade nicht. Es ist auch ein Unterschied, welche Bands man "geil findet" und welche sich zum Covern eignen. Aus oben genannten Gründen. Gern hören tue ich zum Beispiel: BOLT THROWER, OBITUARY, ASPHYX, DARKTHRONE, SEPULTURA, MOTÖRHEAD, MANOWAR, BATHORY, TYPE O NEGATIVE, EMPEROR und so weiter. Aber ob ich die covern wollen würde? Ich weiß nicht ...

Eure musikalische Sozialisation startete, ebenso wie meine, in den frühen Neunzigern. Wenn du jetzt mal an dieses Jahrzehnt und auch an die Bremer, an was denkst du da so?

Hanno: An meine Heimat, die ich sehr liebe. Daran ein Kind/Teenager zu sein und die Magie, all das, was mich bis heute maßgeblich geprägt hat, zum allerersten Mal zu erleben. Musik, Sex, Drogen, Liebe, Trauer, Hass. Viel zu süße Früchte von viel zu hohen Bäumen. Ich denke oft und gern daran. Bremen war in den 90ern ein geiles und sehr lebendiges Pflaster. Viele Bands, Venues und Konzerte. Ich habe Erinc damals im legendären Freizi Wehrschloss kennen gelernt, welches gegenüber von meinem Elternhaus lag. Gibt es heute leider auch nicht mehr. Es war echt was los damals und ich fand fast alles geil. Ich bin auf jedes Konzert gegangen, wo meine Eltern mich hingelassen haben. Ich war ja erst 14,15 Jahre alt und habe alles, was ich konnte, gierig aufgesogen. Ich weiß nicht, ob die 90er so besonders waren ... aber sie waren es eben für mich. Da man eben nur einmal jung ist und die Welt einen jeden Tag aufs Neue überrascht. Im Guten, wie im Schlechten.

Das Coveralbum dient unter anderem als Überbrückung zum neuen Album. Wie weit seit ihr mit dem neuen Longplayer und was kannst du mir dazu schon sagen?

Hanno: Ich schreibe immer Musik. So oder so. Nicht wirklich "gezielt", deshalb weiß ich eigentlich auch gar nicht, wie viel Material ich schon angesammelt habe. 'n bisschen was wird da aber sicherlich schon sein. Irgendwann werden Erinc und ich das dann alles sichten und entscheiden was zu tun ist. Ich verspüre keinen Druck. Und wie immer lassen wir uns lieber Zeit, als halbherzige Scheisse vom Band zu lassen. Mir hat das Cover-Album sehr viel Spaß gemacht und ich hoffe, es färbt ein wenig ab. Die Produktion war sehr entspannt. Außer den Drums haben wir alles hier zu Hause in Florida in meinem Wohnzimmer gemacht. Mir gefällt diese Punk-Attitüde und der DIY-Aspekt sehr. Ich finde, der Sound steht uns gut.

Hanno, vielen Dank für deine Zeit und das Interview. Viel Erfolg für das kommende Output und die letzten Worte gehören dir.

Hanno: Danke dir für dein Interesse und für's Nachfragen. Ich hoffe, das Coveralbum macht euch Spaß. Die meisten Bands haben ihre Veröffentlichungen verschoben, aber wir dachten "jetzt erst recht". Ich glaube, die Leute da draußen können gute Musik gerade ganz gut gebrauchen, somit passte das. Wann wir wieder live spielen, ist leider unklar. Bis dahin also: Reinhaun.

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