Pound - Pound

Review von Metal Guru vom 28.07.2018 (4728 mal gelesen)
Pound - Pound Och nö, nich' schon wieder! Gerade eben noch hab' ich TORN THE FUCK APARTs "A Genetic Predisposition To Violence" rezensiert (deren Titel auch eine Folge von 'Aktenzeichen XY - ungelöst' bezeichnen könnten) und jetzt das hier: scheinbar willkürlich aneinandergereihte kleine Xe, Punkte und Bindestriche in jeder erdenklichen Konstellation - na super! Diese abstoßend anonyme Art der Titulierung passt ohne Zweifel zur geschlechtlosen, konstruierten, mathematischen Musik, aber ist der Band (siehe hierzu auch den letzten Absatz) nichts Besseres eingefallen? Und so wirken die beliebten binomischen Formeln oder die sagenhaften Sätze des pyramidonalen Pythagoras gegen POUNDs "Pound" wie Kopfrechnen für Kinder, wie Zählen für Zurückgebliebene. Nein, hier werden akustisch anspruchsvolle Integrale berechnet und multifrequente Kurven diskutiert!

'Weniger ist mehr' trifft auf "Pound" 100%ig zu - sowohl Abwechslung (Arrangement/Komposition/Produktion) als auch Besetzung als auch Rotationsdauer der Scheibe halten sich in minimal(istisch)en Grenzen. Beeindrucken/faszinieren/imponieren/schockieren/verschrecken die acht tieffrequenten Schwermetallkonstruktionen anfänglich noch, atmet man durch, braucht man erstmal Abstand, fühlt man sich irgendwie erlöst, wenn diese völlig vokal-, ruhe- und melodielose Abhandlung technischer Unspielbarkeiten nach einunddreißig Minuten und drei Sekunden vorbei ist - endlich! Der Infozettel informiert: 'The music's machine-like nature is reflected in the song titles - each title is a symbolic representation of a rhythm contained in the song.' Genial oder genial daneben - ich weiß es nicht. Und das, obwohl ich durch Belegung von Mathe und Physik als Leistungskurse selbst mal versucht habe, mit Zahlen & Co. auf Friedensfuß zu stehen!

Was Ryan Schutte mit seiner neunsaitigen Baritongitarre (und seinen vielen Verzerrern) und David Stickney mit seinem vielfälligen Schlachzeuch (und seinen drei Armen und vier Füßen) auf ihrem pfundigen Debüt anzetteln, kann und muss wohl als 'Männermucke' bezeichnet werden: metallische Musik von mathematisch motivierten Männern für ebensolche (selbstverständlich männliche) Minderheiten. Das (Vor-)Urteil, 'richtige' Musik könne nur von 'richtigen' Kerlen gemacht werden, scheint mit POUNDs "Pound" einmal mehr bestätigt zu werden - oder kann sich auch nur ein einziges Mädel da draußen vorstellen, Musik wie diese zu komponieren, zu exekutieren, zu reproduzieren? Wenn ja - auf der Stelle melden, wenn nein - wie ich schon sagte ...

Können zwei zusammen musizierende Menschen eigentlich als '(Musik-)Gruppe' bezeichnen werden? Hm, laut Reinhard Mey nicht, denn (Zitat aus seinem Lied 'Bevor Ich Mit Den Wölfen Heule'): '... worum es geht, ist mir schnuppe, mehr als Zwei sind eine Gruppe, jeder Dritte ist ein Mann zuviel ...' - ok, Reinhards Meinung. Aber ist es nicht eigentlich wurscht, wieviele oder wenige Menschen wieviel oder wenig Krach verbrechen - solange der verbrochene Krach gefällt? In Zeiten von All-Star-Produktionen, Ein-Mann-Projekten oder weltweiten Zwangsverlinkungen hat eben auch POUND als (noch) doppelköpfiges Metallmonster seine Daseinsberechtigung, Produktionen wie "Pound" ihren Sinn. Also, mir gefällt solch krasser Krach und dafür vergieße ich gerne und gute acht Tropfen!

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood dry dry
Trackliste Album-Info
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08. -x--x--x--x--x.x-x.x-x.x-x.x
Band Website: www.pound.bandcamp.com
Medium: CD
Spieldauer: 31:03 Minuten
VÖ: 13.07.2018

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