Antarktis - Ildlaante

Review von Zephir vom 22.10.2017 (4014 mal gelesen)
Antarktis - Ildlaante Was für ein sublimer Trümmerbrocken! Unendliche Tonnen schwer wiegt "Ildlaante", das Debüt der schwedischen Post-Sludge-Doomer ANTARKTIS. Volltönend-raues Gebrüll zerschellt als wilde Brandung an den eisigen Felsen brachialen Riffings, gleichzeitig ist "Ildlaante" an vielen Stellen faszinierend verträumt, entrückt wie die schwarzen Tiefen der kalten Ozeane. Einiges an Melodiösität haben die beiden Bandgründer und Gitarristen Björn Pettersson und Tobias Netzell wohl aus ihren Formationen IN MOURNING und OCTOBER TIDE mitgebracht, und es ist ein bisschen schade, dass seit der Band-Komplettierung durch den Bassisten Daniel Jansson und den Drummer Jonas Martinsson - das war 2013 - so viel Zeit versandet ist, bis endlich der erste Langspieler von ANTARKTIS die Sedimente erzittern lässt.

Der Opener 'Aurora' walzt sich zunächst wuchtig und mit vielen eigenwilligen Harmonie- und Rhythmusbrechungen durch die Sphären, verzichtet aber durchaus nicht auf kontemplative Zwischentöne mit reduzierter Instrumentierung und feinen Synthie-Effekten, die klingen, als würden Wind und Licht im Wasser zergehen. 'Svalbard' führt uns weit über den nördlichen Polarkreis hinaus und liefert jene Mischung aus Death-Brutalität und Melo-Panorama, die man wohl nur in Skandinavien derart zur Perfektion gebracht hat. Ins gleiche Horn stößt 'Notes From Underground', das im Akkompagnement widrig verminderter Harmonien zunächst schonungslos alles niederbrüllt, um schließlich mit post-metallischen Lichtblicken die düsteren Naturgewalten zu erleuchten. Der Titeltrack 'Ildlaante', dessen Bedeutung mir leider nicht bekannt ist, scheint die brutalen Klanglandschaften aufbrechen zu wollen und leitet seinerseits schwersten Doom-Sludge in vieldimensionale Post-Sphären über. Es kommt, nebenbei bemerkt, den Klangbildern sehr zugute, dass alle drei Saitenspieler von ANTARKTIS sich auch vokal einsetzen.

'Ildlaante' leitet musikalisch über in den als krönenden Abschluss gesetzten Zweiteiler 'Cape Meteor', der sich zunächst mit wohldosiert eingesetzten Industrial-Elementen donnernd einen Weg in Richtung Südpol ebnet. Alsbald löst sich die gewichtige Maschinerie auf in unendliche Weiten unbekannter Welten, die in einer Mischung aus Melo-Death und Post Metal nachgezeichnet ihren Weg direkt vor das geistige Auge des Hörers finden. Part 2, großteils instrumental, verbleibt in diesen ewig weiten Sphären, um mit einem letzten Ausbruch mehrstimmigen Vokaleinsatzes in unermesslicher Erhabenheit zu enden.

Kurz zusammengefasst: Das Debüt von ANTARKTIS ist ein Brett. Wer zwischen Vertretern wie NEUROSIS und CULT OF LUNA mal wieder nach etwas Neuem sucht, sollte den Jungs unbedingt eine Chance geben.

Und noch einige Trivia zu streuen: Mixing und Mastering hat Karl Daniel Lidén übernommen, der auch für das eine oder andere Mastering bei TERRA TENEBROSA zuständig war. Das Artwork stammt von Emy Rojas, in dieser Funktion bereits für SUNN O))) tätig geworden. Doch derlei Namedropping ist überhaupt nicht nötig, um von ANTARKTIS zu überzeugen. "Ildlaante" ist eine Naturgewalt, die alle Post-Sludge-Liebhaber ergreifen muss, die sich ihr stellen.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Aurora
02. Svalbard
03. Notes From Underground
04. Ildlaante
05. Cape Meteor Pt 1
06. Cape Meteor Pt 2
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 51:58 Minuten
VÖ: 06.10.2017

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