Black Anvil - As Was

Review von T.Roxx vom 12.01.2017 (3812 mal gelesen)
Black Anvil - As Was BLACK ANVIL aus New York bringen mit "As Was" ihr mittlerweile 4. Studioalbum an den Start. Apropos Start: die Band wurde von Mitgliedern der New Yorker Hardcore-Band KILL YOUR IDOLS gegründet. Hätte ich das vorher gewusst, hätte mich das sicher abgeschreckt - und das vollkommen unbegründet. Denn dieses Album ist der erste Knaller des noch jungen Jahres 2017, denn die Herrschaften spielen eine auf den ersten Blick etwas seltsame Black/Death-Metal-Mischung auf sehr hohem spielerischem Niveau. Und die Studioproduktion ist wirklich allererste Sahne! SO muss heute ein modernes Album klingen, und eben nicht mehr wie im Kinderzimmer mit dem heimischen Kassettenrekorder aufgenommen. Aber kommen wir nun zur Musik:

Der Opener 'On Forgotten Ways' beginnt dramatisch und hat eine ordentliche WATAIN-Schlagseite. Schon hier fällt positiv auf, dass der Bass erfreulich gut in Szene gesetzt ist, die Drums mächtig knallen und die Gitarren messerscharf durch die Boxen schneiden. Einige nachvollziehbare Tempowechsel und melodiöse Leads zeichnen den Song aus und die wirklich fiesen Leadvocals korrespondieren mit dem geradezu süß klingenden Backgroundgesang. Ja, ihr lest richtig: was sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, ist ein cleaner Backgroundgesang (bzw. eigentlich ist es eine 2. Stimme), die irgendwo zwischen BORKNAGAR, CREMATORY und DEPECHE MODE rangiert. Auch von der Musik ist das kein Black/Death der reinen Schule, es finden sich schon im ersten Track Gitarrenparts, die man eher dem "normalen" Metal zuordnen würde. Das folgende 'May Her Wrath Be Just' ist von Anfang an schneller als der Opener und auch hier treten die Einflüsse von WATAIN deutlich zum Vorschein; auch hier setzen melodiöse Leads und cleane Gesangpassagen interessante Akzente. Kleine Randnotiz: Im Gegensatz zu vielen anderen Bands des Genres sind bei dem vorliegenden Werk von BLACK ANVIL die Vocals gut verständlich. So ruhig, wie 'May Her Wrath Be Just' endet, beginnt der Titeltrack 'As Was'. Die Nummer wird anfangs durch Arpeggios, Keyboards und cleanen Gesang dominiert, bevor sich der Song langsam zu einem echten Monster aufbaut - allerdings wird das Anfangsthema immer wieder in Szene gesetzt. Der fast 7-minütige Titeltrack ist musikalisch ganz großes Kino. Jeder der beteiligten Musiker stellt hier eindrucksvoll unter Beweis, was er kann, ohne jedoch den Song zu überfrachten. Das gilt im übrigen auch für das gesamte Album. Jeder Song hat das, was er braucht - es gibt keine Ego-Shows, obwohl alle beteiligten Musiker hörbar nicht von schlechten Eltern sind.

'Nothing' beginnt tempomäßig als echtes Black-Metal-Stück, überrascht aber dann plötzlich sehr melodiös und fast schon kitschig, um dann mit MAIDEN-mäßigen Twingitarren um die Ecke zu kommen und einem Gitarrensolo, das diversen Flitzfingern der 80er alle Ehre macht und ordentlich rockt. 'As An Elder Learned Anew' hat ein Riff, das mich süchtig macht und zeigt, wie geil Kompositionen sein können, wenn sich Gitarre und Bass ergänzen - ein sehr geiler Groove, wo man einfach mitgehen muss. Dazu dann die geradezu hymnischen Chöre, da kommt schon mal Gänsehaut auf. Musikalisch werden hier wieder sehr viele Stile miteinander verheiratet, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Aber im Gegensatz zu vielen Frickel-Kapellen, die sich als progressiv feiern und feiern lassen, weil sie zusammenhangslose Parts aneinanderreihen, klingt bei BLACK ANVIL alles aus einem Guss, jedes Lied ist musikalisch problemlos nachvollziehbar und hört sich völlig "natürlich" an. 'Two Keys: Here's The Lock' überrascht am Anfang mit an 'Blue Hotel' erinnernde Gitarren und einem warmen Bass, aber auch dieser Song baut sich schnell zu einem Midtempo-Monster auf, zu dem man einfach headbangen muss. Mit über 9 Minuten ist der Song der längste des Albums, aber überhaupt nicht langweilig, da er genauso abwechslungsreich ist wie die bisherigen Songs. Auch hier blitzt immer wieder WATAIN-lastiges Riffing auf, genauso wie ruhige Parts.

Bei 'The Way Of All Flesh' ist es dann soweit. Ich habe mich länger gefragt, was die Herrschaften denn machen würden, wenn man ihnen wohl akustische Klampfen in die Hand drückt? Es wird balladesk und instrumental, aber kurz. Auch die Akustik-Gitarren sind absolut großartig im Studio in Szene gesetzt. Den Abschluss des Albums bildet das fast 7-minütige 'Ultra', das noch mal alles gibt und mich dazu verleitet, das Album noch mal zu hören. Mittlerweile habe ich es insgesamt bestimmt schon ein Dutzend Mal gehört und es wird einfach nicht langweilig - ich kann mich nicht satt hören und diese Breitwand-Produktion nicht oft genug loben. Ich habe bisher nicht viele Alben mit einer so perfekten Produktion gehört. Jedes Detail klingt absolut großartig. Ein perfektes Zusammenspiel von guten Musikern und guten Studioleuten.

Für so was kann ich nicht anders als die Höchstnote zücken - wenn man berücksichtigt, das BLACK ANVIL den Mut haben, musikalisch neue Wege zu gehen (was vielleicht nicht jedem gefällt), ist eigentlich die Höchstwertung schon dafür gerechtfertigt. Großartiges Album, das alle antesten sollten, die ihren musikalischen Horizont erweitern wollen, ohne auf Heaviness und böse Vocals verzichten zu wollen.

Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. On Forgotten Ways
02. May Her Wrath Be Just
03: As Was
04. Nothing
05. As An Elder Learned Anew
06. Two Keys: Here's The Lock
07. The Way Of All Flesh
08. Ultra
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 51:06 Minuten
VÖ: 13.01.2017

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