Axel Rudi Pell - Game Of Sins

Review von Akhanarit vom 10.01.2016 (6880 mal gelesen)
Axel Rudi Pell - Game Of Sins Es ist wahrlich nicht einfach, nach 15 Studioalben noch immer auf Kurs zu bleiben und Songs ins Publikum zu feuern, die Leuten womöglich noch nach Jahren im Gedächtnis verbleiben. Da macht auch Axel, der blonde Saitenvirtuose aus Bochum, keinen Unterschied. Ja, es ist wieder soweit. AXEL RUDI PELL veröffentlicht in diesem Jahr sein sechzehntes (!!!) Album "Game Of Sins". Lasst uns erstmal direkt in die Musik eintauchen und heben uns das Fazit bis zum Ende auf, ok?

Wir bekommen ein Intro ('Lenta Fortuna'), welches mich erstmal total an BLIND GUARDIAN erinnert, denn was ich hier höre, ist 'Majesty'-Gedudel in Vollendung. So übel wurde noch bisher keines seiner Alben eröffnet! Kirmes-Keyboards dominieren das Geschehen. 'Fire' haut dann erstmalig in die Saiten und schon bei den ersten Riffs wundere ich mich über den leicht übersteuerten Gitarrensound. Ok, das hatten wir beispielsweise mit 'Follow The Sign' in der Vergangenheit, doch diesmal wirkt der Song blass, uninspiriert und beinahe wie ein Pflichtprogramm. Auch Frontmann Johnny kann mit seiner charismatischen Stimme nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Track das Feuer irgendwie fehlt. Dann hat sich Axel offenbar von den "Sons Of Anarchy" inspirieren lassen und geht einmal mehr auf Bikerpfade, indem 'Sons In The Night' aus den Boxen drückt. Hier fällt vor allem der furchtbar platte Text auf und auch das Markenzeichen des Masterminds, seine überragenden Solis, wirken eher wie in der Eile runtergerotzt. Wird schon irgendwie passen. Etwas besser wird es dann zum Glück mit dem Titelsong, der mit (leider etwas blechernen) Cleangitarren und Ohhhhhhohhhhhhhohhhhhhhh-Keyboards in eine schleppende, doomige Atmosphäre eintritt und man sich über Gioelis Performance freuen kann, bis einem auffällt, dass die ganze Nummer vom Aufbau her nahezu komplett 'The Masquerade Ball' entliehen ist. Erkennt ihr nicht? Dann vergleicht doch mal: It's the Masquerade Ball (Game of sins), See the wizard fly (We're out on the road), There is no tomorrow (Game of sins), On the other side (It's now or never), The Masquerade Ball (Game of sins) ... Der Song wäre also an sich nicht schlecht, wenn es ihn nicht vom selben Interpreten schon einmal gegeben hätte. 'Falling Star' gefällt mir da schon um ein Vielfaches besser, ist er doch der erste Track auf "Game Of Sins", der sich würdig in die epischen Rocknummern der Vergangenheit einfügt und tatsächlich "frisch" wirkt. Die obligatorische Ballade serviert uns Axel dann mit 'Lost In Love'. Nur so zum Spaß habe ich mir an dieser Stelle mal eine Liste mit all seinen Balladen zusammengestellt und mal blind reingeklickt. Quasi als Gegencheck. Ich bin bei 'Falling Tears' gelandet. Wenn ich jetzt ganz ehrlich zu mir selbst bin, dann vermisse ich diese unglaubliche Magie dieser Tage ganz besonders, denn wieder erinnert mich der "Game Of Sins"-Kandidat verdammt stark an 'Northern Lights' oder meinetwegen auch an 'Glory Night' von früheren Veröffentlichungen. Dann kommt das schon vorab auf YouTube als Lyric-Video veröffentlichte 'The King Of Fools'. Für mein Dafürhalten einer der größten Fehler seiner Karriere, denn diese Flachheit ist dermaßen gravierend, dass mir die Armhaare zu Berge stehen. Was ist denn das bitteschön für ein plakativer Text? Als langjähriger Fan ist man da dann doch extrem enttäuscht, denn man ist von AXEL RUDI PELL andere Qualitätsstandards gewohnt. Während man sich dann mit 'Till The World Says Goodbye' schon wieder selbst kopiert ('Before I Die'), habe ich die Hoffnung auf ein richtig gutes neues PELL-Album schon nahezu aufgegeben. Meine Güte, die Nummer ist nicht mal vier Jahre alt und das ist bei den Aufnahmen nicht aufgefallen? Unfassbar ... langweilig wird es dann mit 'Breaking The Rules', das erneut derart wenig Biss hat, dass man es als Filler bezeichnen kann? Was ist nur los mit diesem Album? Ein PELL-Album war für mich lange Zeit wie eine Offenbarung, und auch wenn es bessere und schlechtere Outputs von AXEL RUDI PELL gibt, ließ sich das Gesamtkonzept stets genießen. Es kann ja nicht immer alles ein bedingungsloses Highlight sein und das leuchtet auch wirklich ein. Doch selbst 'Forever Free' (nein, kein W.A.S.P.-Cover) haut mich so gar nicht vom Hocker. Beim ersten Hören war mein Fazit noch: Die letzte Nummer (der Bonussong 'All Along The Watchtower') ist bisher der beste Track. Dann dämmert es einem langsam. Moment mal, die Coverversion ist die beste Nummer? Au weia! Da hat man endlich mal wieder ein wenig 'Sweet Lil' Suzie'-Vibes ... und dann sind sie nicht einmal von ihm! Das ist traurig.

Natürlich wird auch "Game Of Sins" wieder in drölfzig Versionen erscheinen (Das Boxset kommt sogar mit einer ECHTEN Miniatur der weißen Fender-Strat! Wo gab es denn sowas zuvor? Wohl gar nicht, weil braucht keiner!) und während die Plattenfirma weiterhin Perlen vor die Säue wirft (Diesmal gibt es nicht einen einzigen Füller!) und behauptet, Routine treffe auf Können und "Game Of Sins" sei härter, das Songwriting noch besser und alles in allem ist das Album nicht nur eine runde Sache (was ich bei einer CD oder LP ja wohl bitteschön erwarten darf!), sondern auch noch griffiger ... Nun, für dieses PELL-Album ist das wohl zutreffend, wenn man die Finger in Richtung Keramikabteilung streckt! Das Coverartwork gehört zudem auch noch unter die Top 5 der schlechtesten Cover der Bandhistorie und ihr merkt schon, dass ich aus dem Schimpfen gar nicht mehr herauskommen mag. Muss ich aber, denn so redet man einfach nicht über seine Lieblingsband. Mit dem Wunsch nach mehr "back to the roots" waren nicht die blutigen Anfänge gemeint. Reißt euch Herrgott nochmal zusammen, denn ich will euch beim nächsten Album wieder lieb haben. Ganz gleich ob mit oder ohne Miniatur!

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Lenta Fortuna (Intro)
02. Fire
03. Sons In The Night
04. Game Of Sins
05. Falling Star
06. Lost In Love
07. The King Of Fools
08. Till The World Says Goodbye
09. Breaking The Rules
10. Forever Free
11. All Along The Watchtower (Bonus)
Band Website: www.axel-rudi-pell.de
Medium: CD
Spieldauer: 01:04:42 Minuten
VÖ: 15.01.2016

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