Hellhead - Niemals zurück

Review von Judvine vom 08.01.2016 (3815 mal gelesen)
Hellhead - Niemals zurück Oh, was haben wir denn hier? Bisher ist die Existenz der Band HELLHEAD aus Wilhelmshaven komplett an mir vorbei gegangen. Umso schöner, dass ich jetzt in die aktuelle Platte "Niemals Zurück" reinhören darf.

Der Opener 'Frühling' wirkt erstmal etwas unaufgeräumt und glänzt mit mediokerer Gitarrenarbeit. Danach wird's wesentlich punkiger, die Gitarren klingen sauber genug, aber nicht zu sauber und es wird mit Energie nur so um sich geworfen. Lyrisch befinden wir uns häufig in Bildern der Seefahrt, in der Weite des Meers. Das hätte ich mir so jetzt nicht ausgesucht, aber als alter Käpt'n Blaubär Freund kommt es auch nicht ungelegen. Dass die Jungs allerdings auch kritisch können, beweisen sie mit dem Stück 'Guantanamo Express', in dem mit Angstmache von PEGIDA und Co. abgerechnet wird. Dabei kommen HELLHEAD komplett ohne Kraftausdrücke und direkte Bosheit aus. Chapeau! Stücke wie 'Schwarzer Rabe' oder 'Black To Black' punkrocken vor sich hin - inklisive kleinerer Überraschungen. Die maritime Stimmung strotzt vor Freiheitsdenken und kollegialer Bruderschaft.

Schlagzeuger Ralle tut, was er soll, nämlich treiben und scheppern. An einigen Stellen ist da mehr Beckenarbeit als aus meiner Sicht reingehört, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Gesanglich schafft Mattes es, eine rohe, maskuline Stimmung zu erzeugen. Klingt erstmal nach kernigem, pfeiferauchendem Hausboottyp. Was besonders gefällt ist, dass der Bass hier und da mal ein bisschen besser rauskommt. Akzentuierte Basslines sind ja etwas, was leider häufig zu kurz kommt. Rein fachlich ist die Gitarre so gespielt, wie sie in deutschem Ostsee-Punkrock gespielt zu sein hat. Rau, mal schnell, mal nicht, aber immer auf die Zwölf. Fuxx ist kein herausragender Gitarrist, das muss er aber auch nicht sein, denn er transportiert Stimmungen. Und das ist genau das Richtige für diese Musik.

Die Männer von HELLHEAD ergänzen sich musikalisch hervorragend. Dadurch ist "Niemals Zurück" an keiner Stelle stumpfsinniger Spaßpunk, sondern immer ausgearbeitet und durchdacht - ohne dabei das Herz zu verlieren. Also doch eher Deutschrock, aber ohne die negative Konnotation.

Mein Nörgelbalken gilt vor allem dem Sound. Der soll vermutlich so und wird auch seine Jünger finden. An manchen Stellen ist er mir aber selbst für kernige Testosteronmusik zu dünn und nicht sauber genug.

Nichtsdestotrotz, liebe Seefahrer und Blaubärfreunde: Segel setzen, Bier auf und "Niemals Zurück" kehren.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Frühling
02. Sucker
03. Neuer Morgen
04. Guantanamo Express
05. Monster
06. Damals
07. Schwarzer Rabe
08. Black to Black
09. Das Meer
10. Hardpunk
11. Denkmal – Männer vom Meer
Band Website: www.hellhead.de
Medium: CD
Spieldauer: 45:52 Minuten
VÖ: 11.12.2015

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