Chapel Desecrator - Out to get you

Review von Opa Steve vom 19.02.2005 (11879 mal gelesen)
Chapel Desecrator - Out to get you Während das alte Demo der CHAPEL DESECRATOR recht cooler Thrash war, hat die neue Scheibe "Out to get you" schon fast einen punkigen Touch. Wie immer in minimaler Besetzung unter Zuhilfenahme elektronischer Trommelknechte (aber nett und natürlich programmiert) produziert schaukeln die Jungs diesmal nicht nur Nieten und Leder, sondern auch eine gute Portion Suff und Party.

Gitarrensound und Stimme sind permanent auf dem genügsamen Level der alten deutschen 80er Produktionen. Man probiert Gesangsmelodien ohne wirklich singen zu können. Die Schreie sind herrlich künstlich, als würde man im Kellerstudio die Nachbarn, die nebenan auf dem Rasen sitzen, nicht allzusehr beunruhigen, aber trotzdem hart klingen wollen.

Stampfer wie der Titelsong erinnern mich an verrauchte Kneipen vor vielen Jahren, wo man zu billigen 5-Akkorde-Standardriffs sein Bier inmitten von 15-jährigen kurzhaarigen Kuttenträgern, die noch Zusatzlöcher in das Nietenarmband bohren mussten damit es an den dünnen Ärmchen hielt, reinkippte. Jaja, diese Zeit, es gab sie. Und CHAPEL DESECRATOR sind dermaßen retro, dass man sich unweigerlich an diese Zeit erinnert fühlt. Der Metal war anspruchlos, technisches Können rar, Klischees überwiegten alles, Prog war verpönt, und trotzdem fanden wir das toll.

Das primitive 'The Gathering' bietet Ansätze uralter Speed-Kapellen, 'My Innerself' trieft nur so vor Dorfcombo-Charme. 'Rippin Corps' geht als Rausschmeißer nochmal richtig schön mit Doublebass voll auf die Zwölf.

Es ist unglaublich, dass heutzutage noch solche Mucke produziert wird. Der Geist der Metal-Urzeit schwebt über CHAPEL DESECRATOR, als säße man in einer Zeitmaschine. Aus nostalgischen Gesichtspunkten ein voll gelungenes Werk. Man darf darüberhinaus aber nicht verdrängen, dass der Metal in der Anfangszeit zwar wegweisend war, aber auch wirklich oft auf einem Niveau verharrte, welches heute in allen Belangen überholt ist. Während man damals alles begierig wie ein trockener Schwamm aufsog, was harte und schnellere Riffs besaß, kann man sich schon seit über 10 Jahren qualitativ hochwertige Rosinen aus allen Stilrichtungen herauspicken. Ob CHAPEL DESECRATOR das Niveau dabei mithalten können, wage ich zu bezweifeln, denn der einzige Song, der mir wirklich 100-prozentig zusagt, ist 'Rippin Corps'. Bewerten muss ich die Scheibe aber im Verhältnis zur heute ansonsten gebotenen Leistung und Originalität, und so bleibt leider nicht mehr als Mittelmaß. Diese Scheibe ist für Leute, denen der Metal heute zu verspielt, zu klinisch, zu überproduziert und zu trendy ist. Wer noch in den Wurzeln lebt, sollte hier blind zugreifen.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
Hysteria
Tormentor
Out To Get You
The Gathering
My Inner Self
Metal Revolution
Chapel Desecrator
Ripping Corps
Band Website: www.chapel-desecrator.de
Medium: CD
Spieldauer: 36:55 Minuten
VÖ: 00.00.0000

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