Hans Platz - Timestamps

Review von Zephir vom 24.11.2013 (5017 mal gelesen)
Hans Platz - Timestamps Hoppla, da ist aber jemand für Überraschungen zu haben! Der Prog-Rocker HANS PLATZ entsprießt nämlich - man sollte es nicht für möglich halten - der Parodie-Band FEUERSCHWANZ, die seit 2004 mehr oder weniger bekannterweise mit platten Kalauern die Mittelalterszene auf die Schippe nimmt. Jetzt frappiert der Gitarrist einer Band, deren konsequent peinliche Trivialcomedy zu den größten Nervensägen unserer Zeit gehört, mit einem Instrumentalwerk, das an kompositorischer Gekonntheit und progressiver Improvisationsfreude kaum zu überbieten ist. Betitelt hat er das Mosaik aus Prog Rock, Fusion und einer ordentlichen Portion Verspieltheit mit dem schönen Namen "Timestamps"; an die Drums wurden unter anderen Marco Minnemann (2009 bis 2010 Live-Musiker bei KREATOR) und der viel in populären Sphären verkehrende Wolfgang Haffner geladen. Den Bass besetzt HANS PLATZ mit Kalibern wie T. M. Stevens (Zündkerze des Heavy Metal Funk), Fabio Trentini (Produzent der GUANO APES) und Pete Griffin (ZAPPA PLAYS ZAPPA) und präsentiert sich selbst - logisch - mit allen Gitarrenstimmen, die auf dem Album zu hören sind.

'Birdrange' nennt HANS PLATZ selbst einen perfekten Opener, und in der Tat liefert der Track einen freundlich-luftigen Einstieg mit synkopischem Groove, der sich sofort in einem festsetzt, und phantasievollen Impros. Komplexer geht es im 'Spanish Race On A Devil's Highway' zu, für das sich PLATZ von Joaquin Rodrigos Concierto de Aranjuez inspirieren ließ - ein kleiner musikalischer Exkurs in der Mischung von Hardrock und Progressive, aber bei Weitem nicht der einzige. (Der Titel ist übrigens eine sympathische Adaption von AL DI MEOLAs 'Race With Devil On Spanish Highway'.)

Kontrastreich kommt Track Nummer 4 ('Father'), den HANS PLATZ in Erinnerung an den Tod seines Vaters schrieb - unsentimental, aber traurig und sorgenvoll und sehr persönlich. 'Axetasy' hingegen, nach nicht einmal zwei Minuten auf den Punkt gebracht, ist mehr ein technisches Experiment im wahrsten Sinne des Wortes. 'Deadman' kracht mit waschechten Hardrock-Riffs, während 'Timestamps' mit krummem Metrum und orientalisch angehauchten Skalen wieder die unbedingte Zugehörigkeit zur Progressive-Schiene beweist. 'Alive' beendet das Werk überraschend romantisch und nachdenklich-verträumt.

Das facettenreiche Kaleidoskop steckt voller faszinierender Ideen, die sich zum Teil erst nach mehrmaligem Hören erschließen und für Freunde des Progressive Rock garantiert nicht langweilig werden. Wieso hat HANS PLATZ sich bis dato hinter der Szenerie von Quatschauftritten versteckt? Dass dieses erste Soloalbum nun für Staunen sorgt, erscheint mehr als natürlich. Und doch sollte man eigentlich keine Zeit darauf verschwenden, sich über den scheinbar plötzlichen musikalischen Ausbruch des Komponisten zu wundern - sondern lieber reinhören und sich über die Entdeckung freuen.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Birdrange
02. Spanish Race On A Devil's Highway
03. Pull It Out
04. Father
05. Red Room Nine
06. Axetasy
07. Freak Sauna
08. Deadman
09. Timestamps
10. This Is War
11. Alive
Band Website: www.hplatz.de
Medium: CD
Spieldauer: 35:37 Minuten
VÖ: 11.10.2013

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten