Reach Us Endorphine - Fuel Of Confidence

Review von Zephir vom 15.08.2013 (3692 mal gelesen)
Reach Us Endorphine - Fuel Of Confidence REACH US ENDORPHINE. Der Name weckt zwiespältige Assoziationen: Indierock, Hardcore oder am Ende das, was zurzeit unter dem Namen Modern Metal abgefeiert wird? Schwer zu sagen, auch nach dem ersten Hören. Dass die Konstruktion der "Metal Band From The Alps" ihrerzeit nicht hundertprozentig nach Metal-Manual verlief, mag dazu beigetragen haben, dass ihr erstes Album "Fuel Of Confidence" entschlossen den Mittelweg einschlägt und sich nicht so willig kategorisieren lässt. Zwei Jungs aus Südtirol, Gitarrist Markus "Fuss" Aichner und Schlagzeuger Stefan "Steve" Gantioler, gründeten 2005 eine Coverband, die vier Jahre später einen eigenen Stil zu entwickeln begann. Nach erfolgreicher Teilnahme am International Live Award (sie belegten den 11. Platz) durfte die Band ihren Bekanntheitsgrad auf einer zweiwöchigen Tour mit FREI.WILD steigern. Musikalisch bewegen sich REACH US ENDORPHINE zwischen Metalcore und melodischen Passagen, die sich ein wenig an heroisches Altmetall anzulehnen versuchen und vor allem in multikompatiblen Kehrversen zu finden sind.

"Fuel Of Confidence" wurde mit sagenhaften zwölf Tracks im ansprechend gestalteten Digipack auf den Markt gebracht. Über solch ein Erstlingswerk muss man staunen und hat einige Erwartungen; die musikalische Produktion ist denn auch entsprechend sauber und anständig. Allerdings fehlt es dem Ganzen trotz zweier harter Gitarren einfach an Kraft. Dominant sind sehr eingängige Hooklines, die gut ins Ohr zischen und dort hängen bleiben, aber ein wenig zusammengeklaubt klingen, so als hätte man sie schon vielfach andernorts gehört. 'War', der Opener, der auch als Single ausgekoppelt wurde, ist im Refrain beinahe poppig. Sänger Alexander Stein klingt hier und da noch bemüht; ihm liegen vor allem die Shouting-Parts. Die gern eingebauten mehrstimmigen Vokalarrangements kommen ganz gut rüber, auch wenn sie nicht sehr innovativ sind.

Wütende Lyrics in 'Bleeding Heart' (hier geht es um höchst maskulin verarbeiteten Liebeskummer) finden zu wenig Unterstützung von der Musik, hier dürfte noch mehr Power dahinter stehen. Sozial engagierte Themen (wie in 'Why') werden das Publikum sicher spalten in solches, das zustimmend nickt und ein Tränchen in den Augenwinkeln zerdrückt, und solches, das Gutmenschentum zum Vorwurf erhebt. Aber man kann es eben nicht allen recht machen und darf bei solcher sozial orientierter Attitüde die Texte ehrlich und ungeschliffen von Herzen kommen lassen: Wer anspruchsvolle Lyrizität in Rock und Metal als störend empfindet, kann sich in REACH US ENDORPHINEs unpolierten, aber ernsthaften Worten austoben. 'Neoplasie' ist plötzlich deutsch gedichtet, woran man sich in der Core-geprägten Richtung erst einmal gewöhnen muss. In der schnell geshouteten Bridge kommt es gut, mit der Silbenverteilung in Strophe und Refrain kann ich mich persönlich schlechter anfreunden. Trotzdem: Das ist einer der stärkeren Titel, der noch ein paar weitere Überraschungen bereithält. Der Abgang kann mit dem teils balladesken 'Addicted' dann sogar ein wenig goutiert werden. Der traurig schwerverliebte Text ist unangenehm schwülstig, aber die erstmals dunkel raunende Stimme berührt in ihrer Authentizität ganz eigentümlich.

Paten im Geiste von REACH US ENDORPHINE müssen unter anderem BULLET FOR MY VALENTINE gewesen sein, deren Song 'Suffocating Under Words Of Sorrow' die fünf Südtiroler auch in ihrem Cover-Programm archiviert haben (nicht Bestandteil des vorliegenden ersten Studioalbums). An manchen Stellen wird man an vergangene Emergenza-Events erinnert, denen häufig ein ähnliches Bemühen mitschwingt. "Fuel Of Confidence" ist gewollt und gekonnt - was stört, ist das Gewollte. Insgesamt klingt die Platte noch juvenil, es besteht Entwicklungspotential. Davon einmal abgesehen wird das Debüt ganz sicher sein Publikum erreichen, zumal die fünf mit Sympathie punkten können. Ob die junge Band sich auch weiterhin auf dem hochgesättigten Markt wird durchsetzen können, bleibt abzuwarten.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. War
02. The Grim Reaper
03. 24 Hours
04. Why
05. Bleeding Heart
06. Fuel Of Confidence
07. Forever Alone
08. Behin Illusions
09. Convictions
10. Society
11. Neoplasie
12. Addicted
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 51:34 Minuten
VÖ: 28.06.2013

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