Saxon - The Carrere Years (1979 - 1984)

Review von Opa Steve vom 26.04.2012 (5153 mal gelesen)
Saxon - The Carrere Years (1979 - 1984) Das fette 4-CD-Package der ersten 7 (!) SAXON-Scheiben kommt unter dem etwas reduzierten Motto "The Carrere Years 1979-1984". Angesichts einer Band, die ihr Lebenswerk bis heute fortsetzt und vor allem Live stets für begeisterte Fanscharen sorgt, ist die Reduzierung auf die Frühzeit ein enzyklopädisch korrekter Anfang, szenebezogen allerdings ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der noch fehlenden Jahrzehnte.

Eigentlich wäre ein Review dieser Scheiben überflüssig. Jeder Metalhead und Hardrocker, der sich ernsthaft um die Wurzeln seiner Musik gekümmert hat (sofern er nicht ohnehin "damals" dabei war), kennt SAXON. Keine Frage. Aber es gibt ja auch immer noch Nachwuchs, der noch vor der Frage steht: Was gehört wohl zum Pflichtprogramm dazu? Und da muss man ganz klar sagen: Jeder Sammler, jeder Chronist des harten Rocks und jeder neue Fan von Hard'n'Heavy bis NWOBHM muss dieses Material einfach kennenlernen. Und eine günstigere Möglichkeit gibt es nicht, da der Inhalt von 7 einstigen LPs nebst einiger Bonustitel hier zum Preis einer (!) CD im Laden zu finden ist!

Das Debütalbum ist noch stark Blues-beeinflusst. Ausufernde Soli, wie damals im Heavy-Rock üblich, sind hier zu finden. Ansonsten pendeln SAXON irgendwo zwischen den STONES und SWEET. Ein wenig viel Balladen für meinen Geschmack, 'Judgement Day' und 'Still Fit To Boogie' sind auch etwas käsig.

"Wheels Of Steel" war 1980 dann ein Erdbeben. Der Opener 'Motorcycle Man' gehörte für damalige Verhältnisse mit zum Härtesten, was man im Metal-Sektor finden konnte. Und zwar bevor die NWOBHM noch richtig durchstartete. Und über den NWOBHM-Überhit '747 (Strangers In The Night)' muss man ja wohl kein Wort mehr verlieren. Die ursprünglichen Wurzeln lagen weit zurück, eine neue Ära brach an.

Auch auf "Strong Arm Of The Law" gab es mit 'Heavy Metal Thunder' einen unsterblichen Song als Opener. 3 Jahre bevor METALLICA "Kill 'em All" herausbrachten, hat dieser Titel schon alles, was den später aufkommenden Thrash ausmachen sollte: aggressive Vocals, schnelle Riffs und einen Drive wie geschaffen für den freien Highway. Hört euch den Anfang von 'Heavy Metal Thunder' an und danach METALLICAs 'Phantom Lord'. SAXON waren definitiv visionär mit dieser Scheibe, auch wenn 3 Jahre später heftigere Distortions möglich waren. Interessanterweise haben SAXON auf den alten Scheiben mit vergleichsweise vielseitigen Gitarrensounds gearbeitet, weswegen die Scheibe etwas inhomogen klingt. Offenbar hatten sie Angst, die Leute mit zu viel dauerhafter Härte zu verschrecken. Aber immerhin wagten sie zudem einen der ersten Double-Bass-Einsätze im frühen Metal ('20.000 Ft.').

Ein Jahr später - SAXON waren nach nur 2 Alben bereits in aller Munde. Und sie machten alles richtig. "Denim And Leather" hat eine enorme Hitdichte. Angefangen vom Gänsehaut-Song 'Princess Of The Night' bis zum Headbanger 'Fire In The Sky' beinhaltet das Album alles, was SAXON bis dahin ausmachte: etwas Blues, stellenweise eine sehr ordentliche Härte, hymnenhafte Songs. Die besten Voraussetzungen, um Stadien kurzweilig zu unterhalten.

Stadien? War ein gutes Stichwort. Denn schon geht es weiter. Wenn man Anfang der 80er Geld sparen musste, aber dennoch die besten SAXON-Songs bis dahin besitzen wollte, kam man an einem Album nicht vorbei: "The Eagle Has Landed". Die besten und härtesten SAXON-Songs rau und authentisch in einer Liveshow. Hit folgt auf Hit, und das Vollgas-Finale aus 'Fire In The Sky' und 'Machine Gun' mündet in einer einzigen Lärmorgie, wie sie seinerzeit neben SAXON lediglich MOTÖRHEAD bei ihren Auftritten auf der Pfanne hatten. Zwei Minuten lang ein treibendes Bass-Fundament, kreischende Gitarren, Explosionen, Feedbacks, Luftschutzsirene. Mann, damals wusste man noch, was ein Publikum bei einem Konzert erwartet! "The Eagle Has Landed" ist für mich eine der wichtigsten Metal-Scheiben ever! Und sie hat auch nach 30 Jahren nichts an Ausstrahlung eingebüßt.

Mit "Power & The Glory" hielt erstmals zeitgemäß eine bessere Produktionstechnik Einzug. Ansonsten hört man dem Album eine deutlich gewonnene Souveranität an - was sicher nicht zuletzt durch das mittlerweile dickere Finanzpolster ermöglicht wurde. Richtige Kracher fehlen auf dieser Scheibe, dafür ist die Klasse auf gleichbleibendem ordentlichen Niveau. Man muss dabei auch beachten, dass SAXON innerhalb 3 Jahre so viel Songs rausgebracht haben wie andere Bands heute in 10. Vor allem 'This Town Rocks' haut einem die Schuppen aus der Matte. Wohl der schnellste Studio-Song, den SAXON bis dahin aufnahmen. Aber kein Wunder, haben doch die Kollegen MOTÖRHEAD mit "Ace Of Spades" und "Iron Fist" in dieser Zeit vorgemacht, dass so was tatsächlich auch gehört wird. Für den US-Markt wurde dann noch eine poppige Version von 'Suzy Hold On' aufgenommen, die wohl dem aufstrebenden Glam- und Hair-Metal in Übersee den Eintritt in den Markt erleichtern sollte.

"Crusader" ließ dann 1984 leider viel von dem vermissen, was SAXON ausmachte. Der Metal war nun weltweit richtig groß, und britische Bands bekamen sowohl aus USA sowie Mitteleuropa Konkurrenz. Dabei waren wir Deutschen nicht ganz unschuldig, denn ACCEPT hatten den Markt mit "Balls To The Walls" erobert. Die stampfenden Hymnen als Teutonenexport waren das große Ding, und die Einflüsse merkt man beim für SAXON-Verhältnisse extrem spröden 'Crusader' deutlich. Für den mit BON JOVI, RATT und GREAT WHITE durchstartenden US-Rockmarkt gab's entsprechend hohen Schmalz-Faktor in Form zuckersüßer Karies-Vocals bei 'A Little Bit Of What You Fancy', 'Bad Boys', 'Rock City' und - nomen est omen! - 'Sailing To America'. Man muss es einfach sagen: In seiner eiskalten Berechnung und seiner Käsigkeit ist dieser Titel einfach unerträglich. Die einzige klassische SAXON-Nummer auf dieser Scheibe ist 'Set Me Free'. Keine Frage, SAXON haben Jahre später wieder wesentlich bessere Alben aufgenommen. "Crusader" ist quasi der Lückenfüller auf dieser Compilation, auch wenn er vielleicht kommerziell noch recht erfolgreich war.

Fazit: Die meisten Scheiben dieser Box hat man, oder muss sie noch haben. Wer sie noch nicht hat, hat jetzt die ultimative Gelegenheit. Denn diese Alben sind eine Zeitreise über 4 der spannendsten Jahre der Metal-Geschichte.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
Saxon
01. Rainbow Theme
02. Frozen Rainbow
03. Big Teaser
04. Judgement Day
05. Stallions Of The Highway
06. Bakcs To The Wall
07. Still Fit To Boogie
08. Militia Guard
09. Judgement Day (Live B-Side)

Wheels Of Steel
01. Motorcycle Man
02. Stand Up And Be Counted
03. 747 (Strangers In The Night)
04. Wheels Of Steel
05. Freeway Mad
06. See The Light Shining
07. Street Fighting Man
08. Suzie Hold On
09. Machine Gun
10. Stallions Of The Highway (Live B-Side)

Strong Arm Of The Law
01. Heavy Metal Thunder
02. To Hell And Back Agai
03. Strong Arm Of The Law
04. Taking Your Chances
05. 20.000 Ft.
06. Hungry Years
07. Sixth Form Girls
08. Dallas 1 PM

Denim And Leather
01. Princess Of The Night
02. Never Surrender
03. Out Of Control
04. Rough And Ready
05. Play It Loud
06. And The Bands Played On
07. Midnight Rider
08. Fire In The Sky
09. 20.000 Ft. (7" Remix)
10. Bap Shoo Ap (Live)

The Eagle Has Landed
01. Motorcycle Man
02. 747 (Strangers In The Night)
03. Princess Of The Night
04. Strong Arm Of The Law
05. Heavy Metal Thunder
06. 20.000 Ft.
07. Wheels Of Steel
08. Never Surrender
09. Fire In The Sky
10. Machine Gun

Power & The Glory
01. Power And The Glory
02. Redline
03. Warrior
04. Nightmare
05. This Town Rocks
06. Watching The Sky
07. Midas Touch
08. The Eagle Has Landed
09. Suzy Hold On (US LP Version)
10. Denim And Leather (Live B-Side)

Crusader
01. The Crusader Prelude
02. Crusader
03. A Little Bit Of What You Fancy
04. Sailing To America
05. Set Me Free
06. Just Let Me Rock
07. Bad Boys
08. Do It All For You
09. Rock City
10. Run For Your Lives
Band Website: www.saxon747.com/
Medium: 4fach CD
Spieldauer: ca. 260 Minuten
VÖ: 20.04.2012

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