Obscurity - Tenkterra

Review von Vikingsgaard vom 18.11.2010 (6006 mal gelesen)
Obscurity - Tenkterra Kann man heutzutage noch Viking/Black Metal zelebrieren, ohne in irgendwelche Klischee-Fettnäpfchen zu treten? Jo, man kann. Die Bergischen Löwen beweisen das mit ihrem bislang bestem Output "Tenkterra" auf eine sehr kluge Art und Weise. Während sich die Einen mit jedem neuen Album nur selbst kopieren oder mit nervigem Gedudel auch noch die hart gesottensten Fans vergraulen, so zieht man im Hause OBSCURITY mit eiserner Miene eine Streitaxt namens "Tenkterra" blank und mäht eine gewaltige Schneise in die Reihen der Pseudo-Viking-Pagan Schnösel, derer es leider immer mehr gibt.

"Tenkterra" ist ein Konzeptalbum und befasst sich mit der Zeit zwischen ca. 200 v. Chr. und 800 n. Chr. und umfasst damit eine Zeitspanne von ca. 1000 Jahren. Inhaltlich behandelt das Konzept die keltischen Wurzeln des Bergischen Landes, einer Region in Ruhrpott-Nähe, die germanische Ausbreitung, den Kampf gegen den übermächtigen Gegner Rom und die Spaltung der späten germanischen Völker durch die Christianisierung, welche im epischen Kampf zwischen Franken und Sachsen gipfelte. Das klingt so natürlich alles etwas trocken und so dachten sich die Jungs, dass man diese Thematik doch, fein säuberlich in ein metallisches Gewand verpackt, nicht nur dem hiesigen zänkischen Bergvolk kredenze, sondern gleich dem gesamten langhaarigen Volke weltweit. "Tenkterra" ist nun Streich # 5, nach "Bergisch Land" (2000), "Thurisaz" (2004), "Schlachten & Legenden" (2007) und "Várar" (2009), der wuchtig in diese Kerbe schlägt und dem Einen oder Anderen seine Heimatgeschichte in dieser schicklichen Form näher bringt.

War mir "Schlachten & Legenden" noch einen Tick zu räudig und "Várar" zu glatt, so haben die 5 Jungs um Producer Bony (JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE) bei "Tenkterra" genau das richtige Maß an Natürlichkeit und Modernität gefunden, um in ganzer Linie glaubwürdig zu überzeugen. Einen gewaltigen Schritt nach vorne hat Shouter Agalaz gemacht, den man mittlerweile getrost sogar als Sänger bezeichnen kann. Eher aus der Not heraus geboren hat man den armen Kerl, damals noch Gitarrist, zu den Aufnahmen zu "Várar" vor's Mikro geschubst und siehe da: Der Sack hat ein richtig fieses und kraftvolles Organ. Seinen Part an den 6 Saiten übernahm darauf hin OBSCURITY-Altgeselle Dornaz, dem man die paar Jahre Auszeit absolut nicht anhört und der wohl auch ein paar der amtlichen Leads zu verantworten hat. Nee nee, kein Gefiedel und Gedudel, alles schön im Rahmen. Denn da funke ich mit Gitarrist Cortez auf einer Welle, der da mal treffend bemerkte: "Ich hasse Gitarren-Soli!" Drummer-Tier Arganar prügelt sich gewohnt knackig durch das Set und hat sogar hier und da noch ein paar stilistische Angewohnheiten abgelegt, was dem ganzen rhythmischen Gefüge mehr Solidität und Groove verleiht. Bleibt noch Basser, Banger-Tier und Wortakrobat Ziu zu erwähnen, der sich wieder für fast alle Texte verantwortlich zeichnet und eigentlich langsam mal ein Buch schreiben sollte.


Fazit: Mit "Tenkterra" vereinen die Bergischen Löwen musikalische Klasse mit pädagogisch wertvollen Texten zu einem der besten Alben 2010 aus deutschen Landen. Wie auch die Kollegen von AMON AMARTH verzichten die Velberter komplett auf Keyboard-Untermalungen oder ähnlichen Schnick Schnack, sondern setzen auf reine Gitarren-Power und das Konzept geht auf. Wäre meine CD-Sammlung nicht alphabetisch nach Bands geordnet, so würde sie wie folgt heißen: OBSCURITY, AMON AMARTH, ENSLAVED, BATHORY, IMMORTAL etc. Wer diese Herrschaften auch im CD-Regal stehen hat, für den ist "Tenkterra" ein Muss!

Songs: 'Blut für Blut', 'Tenkterer' und der 'Bergische Hammer'.

Zitat: "Halte deine Freunde nah, doch eher, halte deine Feinde noch viel näher."
aus 'Wer Wind sät' aus dem Album "Vàrar".


i.d.S.

skàl





Gesamtwertung: 10.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Keltilwald
02. Tenkterer
03. Keldagau
04. Blut für Blut
05. Raubzug der Sugambrer
06. V Legion
07. Germanicus' Rache
08. Brukterer
09. Grenzland
10. Bergischer Hammer
Band Website: www.obscurity-online.de
Medium: CD
Spieldauer: 43 Minuten
VÖ: 19.11.2010

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