Avenged Sevenfold - Nightmare

Review von Stradivari vom 08.09.2010 (4594 mal gelesen)
Avenged Sevenfold - Nightmare Zugegebenermaßen haben mich die bisherigen Öffentlichungen von AVENGED SEVENFOLD nicht wirklich vom Hocker gehauen. Aber bereits das Cover-Artwork vom aktuellen Output "Nightmare" hat mich enorm fasziniert. Kein Kitsch kein Pathos, kein Blut, keine Brutalität und doch kann man das Thema Alptraum wohl kaum passender visualisieren. Wie gerne hätte ich die Dimension der guten, alten Langspielplatte, um jedes Detail noch besser erkennen zu können...

Nun gut, Cover hin oder her, es kommt schließlich auf den Inhalt an. Das erste Stück ist bereits der Titeltrack 'Nightmare'. Mein Gott, genau so würden SAVATAGE heute klingen. Nach ein paar Sekunden fiesen Glöckchenspiels blasen AVENGED SEVENFOLD gnadenlos aus den Boxen. Soviel Wucht, Power und Dynamik, gepaart mit fantastischen, filigranen Instrumentalisten und einem wütenden, ausdruckstarken Sänger - Geil hoch zehn! Es folgt 'Welcome To The Family'. Nicht ganz so brachial, aber dafür tolle Melodien und Gesangslinien. Hätte auch problemlos auf jeder AVANTASIA-Scheibe Platz gefunden. 'Danger Line' besticht vor allem durch die grandiosen, zweistimmigen Gitarrenlinien, welche sich in verschiedensten Variationen wie ein roter Faden durchs komplette Album ziehen. In dem Moment, als der Song droht, etwas eintönig zu werden, nimmt die Band den Fuß vom Gas und das Stück lebt nun primär von rein organischen Instrumenten, wie Piano, Gesang und Marschtrommel. Gerade noch die Kurve bekommen, auch wenn das Ilse Werner-Gedächtnispfeifen nicht unbedingt hätte sein müssen...

Mit 'Buried Alive' haben A7X (das recht bekannte Kürzel der Band) ihr eigenes 'One' geschrieben. Dem getragenen Auftakt, erneut mit nahezu schwebenden, doppelläufigen Gitarren, folgen Strophe und Bridge mit imposanten Gesangslinien sowie ein harter Refrain. 'Buried Alive' steigert sich ab Mitte des Songs sekündlich und mündet schließlich in bestem METALLICA-Riffing. Ganz großes Kino! Mit diesem Härtegrad geht es auch weiter. 'Natural Born Killer' ist ein Nackenbrecher in bester PANTERA-Tradition. Leider schwächelt der Refrain ein wenig, so dass der Song nicht so wirklich im Ohr hängen bleiben will, auch wenn Sänger M. Shadows mit grandioser Vocal-Akrobatik glänzt. Wobei es jammern auf hohem Niveau ist, viele andere Combos bekommen so ein Stück gar nicht zustande. Mit der Ballade 'So Far Away' nimmt Gitarrist Synyster Gates Abschied vom kürzlich verstorbenen Drummer Jimmy "The Rev" Sullivan. Sehr würdig und bodenständig werden hier Gefühle transportiert, ohne jedoch in billige Gefühlsduseleien zu verfallen. Tolle Nummer, da ehrlich und erkennbar ohne "wir brauchen noch eine Ballade für´s Airplay"-Hintergedanken. Als Kontrast folgt mit 'God Hates Us' die härteste Nummer von "Nightmare". Thrash in Reinkultur. Einerseits erstaunlich, wie breit gefächert das Spektrum von AVENGED SEVENFOLD ist, andererseits will das Stück so gar nicht zum Rest des Silberlings passen. Zwiespältig...

Quasi als Wiedergutmachung kommt 'Victim' gerade recht. Sieben Minuten Brückenschlag zu PINK FLOYD. Wäre eines der besten (und härtesten) Stücke auf "The Wall" gewesen. Mehr braucht man wohl nicht zu sagen, um einen Song zu adeln. Auch 'Tonight The World Dies' schlägt in diese Kerbe, nur dass der positive Überraschungseffekt nun weg ist und man allmählich doch sehnsüchtig wieder auf das volle Brett hofft. 'Fiction' ist das musikalische Vermächtnis von dem oben bereits angesprochenen Drummer Jimmy Sullivan. Er schrieb dieses Stück kurz vor seinem Tod. Schön produziert mit Klavier und Orgel, aber leider das inzwischen dritte getragene Stück hintereinander... Ein echtes Highlight haben sich A7X dann noch für den Schluss aufgehoben. 'Save Me' sind elf Minuten DREAM THEATER mit Eiern. Will sagen, progressiv, aber straight nach vorne, ohne sich in endlosen Breaks und Soloeskapaden zu verhaspeln. Wobei der Vergleich mit den Prog-Göttern nicht von ungefähr kommt. Immerhin hat deren Drummer Mike Portnoy die entstandene Lücke bei AVENGED SEVENFOLD geräuschlos und unauffällig geschlossen und so einen großen Anteil am Gelingen dieses Albums gehabt.

Als Fazit bleibt, "Nightmare" ist - trotz eines kleinen Hängers gegen Ende und einer Prise zu viel Crossover - ein überdurchschnittliches Werk, welches jedem Schwermetaller gefallen sollte. Insbesondere wenn er SAVATAGE, KAMELOT oder QUEENSRYCHE zu seinen Favoriten zählt. Ein kleiner Kritikpunkt ist widersinnigerweise übrigens der zu gute Sound. Der Mix ist für meinen Geschmack eine Spur zu kalt und steril geraten. Um bei der am Anfang bereits erwähnten LP zu bleiben - ein Bisschen mehr Wärme und Grundrauschen hätte den Songs noch deutlich mehr Dichte und Atmosphäre verliehen.

Wer diese musikalische Achterbahnfahrt mal antesten möchte - auf www.myspace.com/avengedsevenfold sind 'Nightmare' und 'Buried Alive' zu hören. Außerdem sind für den Herbst drei Headliner-Gigs in Deutschland (München, Köln und Hamburg) geplant, auf die man sicherlich außerordentlich gespannt sein darf.


Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Nightmare 6:14
02. Welcome To The Family 4:05
03. Danger Line 5:28
04. Buried Alive 6:44
05. Natural Born Killer 5:15
06. So Far Away 5:26
07. God Hates Us 5:19
08. Victim 7:29
09. Tonight The World Dies 4:41
10. Fiction 5:12
11. Save Me 10:56
Band Website: www.avengedsevenfold.com
Medium: CD
Spieldauer: 64:09 Minuten
VÖ: 27.08.2010

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten