Alchemist - Austral Alien

Review von Opa Steve vom 04.10.2003 (5448 mal gelesen)
Alchemist - Austral Alien Relativ unbekannt dürfte die australische Band "Alchemist" hierzulande sein, die sich schon seit geraumer Zeit vom brutalen Death-Act zu einem innovativen Wesen gemausert hat. Das nun vorliegende aktuelle Album "Austral Alien" dürfte dank einiger Presse hierzulande mittlerweile auch bei ordentlich sortierten Mailordern erhältlich sein.

Der Stil von Alchemist lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Nebelumwaberte Hallfahnen, Echos, Gesang zwischen Brüllerei und hypnotisierender Trance, und dazu immer wieder diese fantastischen Melodien, die nicht von dieser Welt sind. Ein Album, zu dem man sich ruhig hinsetzen und je nach Vorliebe auch mal ein wohlschmeckendes Kraut entzünden sollte. Die Gitarren sind definitiv Metal, sprengen aber alle Grenzen und wagen sich in sehr experimentelle Gefilde vor. Fesselnde Wiederholungen packender Melodien oder Grooves hämmern Ministry-gleich (ohne deren industrielle Kälte nachzuahmen) und sehr hypnotisch die "Mit-der-Welt-im-Einklang-sein"-Texte der Alchemisten in das Ohr des Zuhörers.

"First Contact" ist ein Space Metal Song und ein Opener allerhöchster Güte. Ein schweinecooler rhythmusbetonter Midtempo-Banger, der sich durch völlig zugekiffte Flanger-Gitarren langsam auf den einen und wieder anderen Höhepunkt hervorarbeitet. Die Bridge im letzten Drittel trägt dich auch ohne bewußtseinserweiternde Substanzen in schwindelerregende Höhen.

Geschwindigkeit ist generell ein Fremdwort - aber dennoch haben die Songs allesamt Drive. Selbst das sehr schleppende und originell durch Digeridoo untermalte "Great southern wasteland" schleicht sich sanft in den Nacken und man ertappt sich, wie man langsam wie auf leichtem Wellengang mitschwankt. Jeder Song ist ein Traum für sich. "Solarburn" orientiert sich an Gitarrensounds, wie sie U2's Edge in den frühen 80ern liebte, bleibt aber SciFi-mäßig modern. Voivod-Fans sei hier oder auch bei "Older than the ancient" der vorsichtige Vergleich mit dem Outer Limits empfohlen.

Pure Metaller werden mit der Verträumtheit mancher softeren Stücke wie "Alpha Capella Nova Vega" so ihre Probleme haben, aber dennoch darf man die Augen nicht davor verschließen, dass es sich hierbei um ganz große Musik handelt, die nichts mit Mainstream zu tun hat. Zwischen Stoner-Rock, Space-Metal und Wave tut sich hier ein Universum an neuen bewundernswerten Klängen auf.

Einzig mit dem stockenden "Backward Journey" hab ich so meine Probleme. Dieser Durchhänger und ein paar klitzekleine verstreute Schwächen kosteten das Album leider die Höchstnote. "Nature on a leash" belohnen allerdings das Durchhaltevermögen. Und so läuft die Soundmaschine weiter gut geölt, majestätisch, befehlend, fesselnd. Das Album klingt dann noch sehr gothic-lastig aus. London After Midnight lassen bei "Speed of life" grüßen. Vocoder-Effekte gehen weit zurück in die 80er, bevor der Ender "Letter to the future" nochmal sehr tief in gewaltige Bratpfannenriffs greift und sehr modernen Metal mit viel Headbangerpotential bietet.

Die Stärken spielt dieses Album auf jeden Fall in der ersten Hälfte geballt aus. Klasse produzierter Experimentalsound mit Melodien, die alle Sinne im Körper zum Vibrieren bekommen. Sagen wir es mal so: die erste Hälfte ist nicht von dieser Welt, die zweite Hälfte einfach nur superklasse. Ein ganz großes, souveränes Ding.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
First contact
Great southern wasteland
Solarburn
Alpha cappella nova vega
Older than the ancients
Backward journey
Nature on a leash
Grief barrier
Epsilon
Speed of life
Letter to the future
Band Website: www.alchemist.com.au
Medium: CD
Spieldauer: 46:22 Minuten
VÖ: 01.06.2003

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