Eschenbach - Eschenbach

Review von Elvis vom 07.01.2010 (4692 mal gelesen)
Eschenbach - Eschenbach ESCHENBACH - mit diesem Namen kann man die unterschiedlichsten Personen, Worte und Plätze assoziieren. Der klangvolle Name steht in diesem Fall für den Bandkopf Phillip Eschenbach, der der Band neben der Gitarre den Namen gibt. Hervorgegangen ist der Vierer aus der Band ULTIMA RATIO REGIS, die Eschenbach 2005 mit einem leicht chaotischen jungen Herrn namens Bernd Tewaag gründete, der zunächst auch als Sänger fungierte. Der medial an allen Fronten mit allen Wassern gewaschene Leser weiß natürlich, dass es sich dabei um niemand anderen als den skandalumwitterten Sohn der bundesdeutschen Schauspiel- und Antiagingcreme-Ikone Uschi Glas handelt. Da Tewaag grade aufgrund eines seiner zahlreichen Zwischenfälle hinter schwedischen Gardinen weilt und Apanatschis Sohn dementsprechend nicht aktiv teilnehmen kann, ist nur noch Eschenbach übrig, der sich mit Riitchy Schwarz (Gesang), Nils Berger (Schlagzeug), Mark Hofmann (Gitarre) und Paul Bart (Bass) verstärkt hat. Als Produzent und Mentor hat sich eine der polarisierendsten Gestalten der deutschen Rockszene ESCHENBACHs angenommen, nämlich niemand geringerer als der Ex-BÖHSE ONKELZ-Chef Stephan Weidner alias DER W., der auch bei zwei Songs selbst den Gesang übernommen hat.


Das selbstbetitelte Intro verheißt mit unheilschwangeren symphonischen Klängen, was jetzt jedoch nicht folgt, stattdessen wird nämlich recht knackiger deutschsprachiger Hard Rock aufgefahren. Als Gäste neben Stephan Weidner und Ben Tewaag (bei den Songs 'Russisch Roulette' und 'Warum nur?') unterstützen Nina C. Alice (SKEW SISKIN) auf 'Bist Du Deutschland?' und Yen bei 'Frag Dich selbst' Riitchy am Gesang mit jeweils einer eigenen Performance. Dass Mrs. Alice dabei eine gewohnt gute Figur am Mikrofon macht, braucht an sich nicht extra erwähnt zu werden, der Song selbst rechnet ansonsten ganz nett mit der im Zuge der WM 2006 gestarteten (m.E. ziemlich unsäglichen) "Du bist Deutschland"-Imagekampagne ab. Yen wiederum klingt - wie schon des öfteren geschrieben - tatsächlich ein bisschen wie Mieze von MIA, wobei der Song an sich zwar etwas poppig, jedoch sicher nicht übel ist. Ben Tewaag lässt dagegen einen auf eine gewisse Weise fast charmanten Sprechgesang auf den Hörer los, der aufgrund der eher mäßigen Qualität der beiden Songs (v.a. textlich doch eher platt) etwas untergeht, allerdings auch die klare gesangliche Limitierung der Skandalnudel aufzeigt und damit immerhin nicht traurig stimmt, dass der Mann aktuell an weiteren gesanglichen Ergüssen gehindert ist. Respekt immerhin dafür, dass man ihm beide Titel auf dem Album gelassen hat. Während die Musik insgesamt ordentlich ist, schwanken die Texte doch ein bisschen zwischen besagter Plätte (die gesuchte Auseinandersetzung mit Amokläufen in 'Warum nur?' bzw. die krampfige Evilness in 'Russisch Roulette', jeweils zu Buche Tewaag zu schlagen) und ansonsten höherer Qualität (z.B. 'Zwischen Schuld & Sühne', 'Selbstmedikation'). Im Ergebnis merkt man ziemlich deutlich den klaren Einfluss von Weidner - und den mag man eben oder kann ihn nicht abhaben. Die beiden kompletten Solo-Songs des ehemaligen ONKELZ (der im übrigen auch bei den meisten anderen Titeln zu hören ist) sind dann bezeichnenderweise auch die besten Titel des Albums 'Mach's gut' und 'Halt aus' ziehen das Niveau deutlich nach oben, wenn man mit dem letztjährigen Album von DER W. etwas anfangen konnte. Gerade 'Halt aus' dürfte wohl der Parade-Song des Albums sein.

Freunde von deutschsprachiger Rockmusik dürfen ESCHENBACH gerne ihre Ohren leihen, auch wenn sicherlich noch Steigerungsmöglichkeiten bestehen, handelt es sich im Ergebnis um eine Veröffentlichung, die v.a. alle Fans von Weidner und seiner ehemaligen Kapelle (deren unbestreitbares Niveau der letzten Jahre nicht erreicht wird) ansprechen dürfte. Wer weder mit Weidner noch den BÖHSEN ONKELZ warm werden kann, dürfte vielleicht ein paar Schwierigkeiten haben und sicherlich einige Punkte abziehen. Aber Polarisierung ist ja nicht zwangsläufig schlecht, auch in kommerzieller Hinsicht. Von daher insgesamt eine Empfehlung für ESCHENBACH, wenn auch unter dem obigen Vorbehalt.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Eschenbach Intro (Instrumental) (1:53)
02. Zwischen Schuld & Sühne (3:35)
03. Schwarze Löcher Im System (3:06)
04. Allein (3:10)
05. Bist Du Deutschland? (Feat. Nina C. Alice) (4:00)
06. Russisch Roulette (Feat. Ben Teewag) (2:19)
07. Reise Zur Sonne (4:12)
08. Machs Gut (Feat. Stephan Weidner) (2:56)
09. Selbstmedikation (4:35)
10. Frag Dich Selbst (Feat. Yen) (3:08)
11. Nachtlicht (2:52)
12. Halt Aus (Feat. Stephan Weidner) (3:46)
13. Warum Nur? (Feat. Ben Teewag) (4:23)
14. Blick In Den Spiegel (3:52)
Band Website: www.myspace.com/eschenbachband
Medium: CD
Spieldauer: 47:47 Minuten
VÖ: 18.12.2009

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