Carnivore - Retaliation

Review von TadMekka vom 04.08.2008 (4980 mal gelesen)
Carnivore - Retaliation Oh ja, ich erinnere mich gut an das Jahr 1987, in dem dieser Meilenstein das düstere Leuchten der Hölle erblickte. Schliesslich kam in diesem Jahr auch DEATHs Götterdebut 'Scream Bloody Gore' raus und ich entdeckte die wirklich harte Musik für mich.

EINSCHUB!
"Geehrter Leser, wenn Du kein Interesse hast, dich an der alten, bekannten, immer gleichen Diskussion über politische Ansichten, mit denen sich Peter Steele ewiglich auseinandersetzen muss, zu beteiligen, überspringe den folgenden Text bis..." (scoll down)

Ungefähr zu dem Zeitpunkt, an dem ein szenebekannter Redakteur in selbstdarstellerisch-signalwortaufspringerischer Weise Nibelungentreue gegenüber allen bis heute gängigen Denkverboten bewies und diesen Brutalohammer mit 2 mageren Punkten bedachte, kam ich endlich dahinter, daß die Redaktion des Metal Hammer (damals konnte man den noch lesen!) Punkte nicht nach Härtegraden verteilte sondern nach dem, was sie für Qualität hielt. Der benannte Redaktuer jedoch hatte wenigstens den Mut, zu zugeben, daß diese Scheibe rein musikalisch zum Besten zählte, was der härtere Teil der Szene, noch mehr oder weniger in der wiege liegend, zu bieten hatte. Was denn das Signalwort gewesen ist? Nun, das selbe, mit dem man auch heute noch jede political-correctness-Nutte zum Aufstehen und Arm, sorry, Stimme erheben bringen kann. Nein, nicht 'Autobahn'! Genau, noch viel schlimmer! HITLER! Oh Gott, oh Gott!

Ok. Es gibt Songtitel wie 'Race War' oder 'Jesus Hitler' und das einzige tatsächlich ein wenig zweifelhafte Teil 'USA for USA' zu hören. Aber die Texte liegen bei. Die darf man lesen. Und wer lesen kann, wird schnell erkennen, was Lord Petrus Steele, heute Kopf und Herz der unnachahmlichen Gothic-Doomcoreler TYPE O NEGATIVE sagen wollte. Aber Signalwortaufspringer lesen eben nicht. Aber genug davon. Ich denke, die Message ist klar!

AUSSCHUB! "... exakt hier! Ab jetzt geh's um Musik!"

Superb und bis heute einzigartig produziert, boten die Brooklyner CARNIVORE auf ihrem Zweitwerk ein wirkliches, wirkliches Inferno, eine Melange aus brutalstem Hardcore und fettem Old-School-Thrash, die, nochmal, bis heute ihres Gleichen sucht. Hier paßte einfach alles! Die laute, rauhe und penetrante Ultra-Aggro-Stimme des Lords Steele, begleitet von seinem dominanten, verzerrten Bass, der tatsächlich nicht selten mehr Melodie transportierte als die Gitarre. Hier wiederum billierte Keith Alexander mit geilen bösen, melodisch passenden Soli, hielt sich ansonsten aber eher begleitend im Hintergrund. Als drittem im Bunde gelang es Louie Beateaux, die Maschine im Hintergrund zu geben, jeder Break, jeder Roll, jeder Fill paßte.

Was CARNIVORE so einzigartig machte, war die vollkommene und durchgehende Kompromisslosigkeit. Scheissegal waren Meinungen, Empfindlichkeiten oder stilistische Restriktionen der Szene. Abwechslung war Trumpf, Brutalität auf der einen Seite, amerikanisches Country-Flair, (Flair! Rein stilistisch ist hier nix Country! Glaubt ihr nicht? Hört euch mal das Instrumental 'Five Billion Dead' an!) metallisiert bis ins Letzte, auf der anderen und immer wieder ganz plötzlich die Auflösung der Aggressivität durch eine einfach nur passende und geile, dennoch vollkommen überraschend ums Eck kommende Melodie, die selbst intensivste und anstrengendste Kompositionen wie das Albumhighlight 'Inner Conflict' veredelten... ich verliere den Faden!

Was bleibt also zu sagen? CARNIVOREs 'Retaliation' ist und bleibt sämtlichen vorher und nachher auftretenden Hardcore- und Metal-Crossovern haushoch überlegen. Dieses Album setzt bis heute Maßstäbe, ist in Sachen musikalische originalität und Durchschlagskraft sowie textlicher Mut und, ja verdammt, Cleverness bis heute nicht überboten worden. Wenn man sich vor Augen hält, daß seit 'Retaliation' bis heute 21 Jahre vergangen sind, ist das einfach beeindruckend!

Zwei mal PS zum Abschluss:
1. damals hatte ich mir 'Retaliation' zusammen mit MEGADETHs 'So far, so good, so what' auf Vinyl besorgt. Letzteres war catchier, natürlich, und ich hör's mir gerne auch heute noch an. Aber 'Retaliation' hatte mit einigen anderen 1987er Klassikern zusammen die deutlich höhere Langzeitwirkung.
2. Laßt euch mal das Jahr 1987 auf der Zunge zergehen. Erstaunlich, was seither alles passiert ist, nicht wahr? Und wieviel davon man vorher kaum erwarten, geschweige denn erhoffen konnte. 'Retaliation' entstand damals auch unter dem Eindruck eines unausweichlich erscheinenden Dritten Weltkriegs. Und fing die damalige Stimmung aus Angst und Trotz sehr überzeugend ein. In der Schule hat es mich immer genervt, aber hier paßt es: man muß dieses Werk innerhalb der kulturellen Periode betrachten, in der es entstand. Macht das mal, da bekommt das Gefühl 'Beklemmung' wieder eine neue Bedeutung...


Gesamtwertung: 10.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood blood
Trackliste Album-Info
01. Jack Daniel's and Pizza
02. Angry Neurotic Catholics
03. S.M.D.
04. Ground Zero Brooklyn
05. Race War
06. Inner Conflict
07. Jesus Hitler
08. Technophobia
09. Manic Depression
10. U.S.A. for U.S.A.
11. Five Billion Dead
12. Sex and Violence
Bonus:
13. World Wars III and IV [*][Demo Version]
14. Carnivore [*][Demo Version]
15. Subhuman [*][Demo Version]
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 65:00 Minuten
VÖ: 01.08.2008

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