Emperor - Prometheus

Review von Opa Steve vom 00.00.0000 (8097 mal gelesen)
Emperor - Prometheus Emperor wollen gehen, solang's am Schoensten ist. Prinzipiell eine akzeptable Entscheidung, wenngleich man beim Equilibrium-Album doch keinerlei Verschleisserscheinungen feststellen konnte und gespannt war, in welche Richtung der Zug mit den 3 Ausnahme-Knirpsen weiterfahren wuerde.

Als altem Emperor-Huldiger war es natuerlich Pflicht, die Sammlung zu vervollstaendigen. Fuer die Leute, denen das Vorgaengeralbum zu komplex war, wollten Emperor eine Mischung der fies-raeudigen Erstlingswerke mit der Progressivitaet des Equilibrium-Album paaren und so einen wuerdigen Schlussstrich ziehen. Hmmm, merken die schon nix mehr, oder war das Ernst gemeint? Also wenn ich mir den Opener "The eruption", der alles andere als ein "Ausbruch" ist, anhoere, frage ich mich, ob die nicht eher bezwecken, mit dem ersten Track schon alle Die-Hard-Blackmetaller vergraulen wollen? Ein kompliziertes Machwerk eroeffnet den Reigen, der nicht nach norwegisch-blasphemischer Zerstoerung klingt, sondern nach einer etwas duesteren Ausgabe von den hypergenialen Kanadiern "Black Symphony". Sperrige Melodien, die sich auch nach dem 4. Hoeren nicht erschliessen lassen, sind nicht gerade geeignet, einen (unbedarften) Testhoerer weiter an die CD zu fesseln. Fast ausnahmslos clean ist der Gesang, streckenweise schon fast schief anmutend.

Es wird schon klar, dass es dem Trio schwerfaellt, das musikalische Niveau zurueckzuschrauben, um alte Fans zufriedenzustellen. Man kann es versuchen, aber nicht ueber seinen Schatten springen. Auch bei dem zweiten Track "Depraved", der zwar bemueht nach simplen Riffs klingen will, springen einem tausend Details ins Ohr, die nicht mit alten Emperor zu tun haben: komplizierte Gitarrenproduktion, Overdubs (OK, davor war man nur zu Dritt nie gefeit), Samples.... lediglich Meisterklopper Trym raeumt etwas das Feld, um den mindestens 4 Gitarren, Keys und Bass genuegend Spielraum zu lassen. Ist es etwa Sinn und Zweck, dass die Drums im Gegensatz zum mordmaessig druckvollen IX Equilibrium etwas "luftiger" und druckloser gemixt worden sind?

Bei "Empty" und "The Prophet" kommen die Fans der "Anthems..."-Aera endlich voll auf ihre Kosten: treibend und mit Kapriolen schlagenden Riffs (die aber recht griffig sind), sympathisch pathetisch vorgetragenen mehrstimmigen Choeren, hetzen sich die Songs durch die Gehirnwindungen - und wenn nicht die bessere Produktion und die akzentuierten, ausgereiften Keyboardsprenkler waeren, koennte man diese Titel glatt als Bonustracks zur Anthems auffassen. Ach ja, die Keyboards: es ist doch immer von Vorteil, wenn man keinen profilierungssuechtigen Keyboarder mit im Boot hat, der sich auch austoben will. Im Gegensatz zu Kollegen von Dragonlord, Dimmu Borgir und den ueberall praesenten Cradle setzen die Emperor-Keys wirklich interessante Soundtupfer und Effekte, ohne alles in Grund und Boden zu orgeln. Sehr angenehm, und mittlerweile haben die Jungs auch gelernt, wie man Sounds programmiert, und lassen endlich die Finger von den 08/15-Bontempi-Programmen.

Einer meiner persoenlichen Favoriten ist der von Samplern (z.B. RockHard) bekannte Song "In the worldless chamber": von verzweifelt irren Vocals untermalt brettert dieser Titel beinhart durch die Botanik, erinnert in Harmonien und Struktur manchmal an Soundtracks zu alten Monsterfilmen der 60er. Vor allem das aus der ferne schallende Horn schafft eine herrlich nostalgische Dramatik, bevor das Album mit "Grey" und "He ho sought the fire" seinen komplexen Hoehepunkt schafft, der den Hoerer nach dem mitreissenden Vorgaengertitel gnadenlos auf den Boden zurueckholt. Mann, was muss man sich einwerfen, um Riffs zu entwerfen, die ueber 8 Takte im Midtempo (!!!) reichen? Das ist Dark-Jazz-Prog-Metal...., was anderes faellt mir nicht dazu ein.

Der weissgeschminkte Nietenfetischist - sofern er bis hierhin durchgehalten hat, wird erleichtert ueber den Schlusstrack "Thorns on my grave" (immerhin der letzte Song Emperors - der Titel ist Programm ;-)) aufatmen. Kontrollierte Blastbeats und Doublebass treiben einen klassischen Emperor-Song als Versoehnung fuer die Kopfanstrengungen der letzten 50 Minuten durch die Speaker. Perfektes Timing auf allen Instrumenten sorgt fuer ein wohltuendes Geratter ohne den geringsten Anflug von Laerm. Praezise wie eine Maschine funktioniert die ganze Band als Einheit so schnell, dass manches Riff wie ein akustischer Strobo-Blitz durch die Bude zittert. Geil!

Haben Emperor das gemeint? Wir mischen Songs des alten und neuen Stils? Keine Ahnung. Unter dem Strich ist es auf jeden Fall eine sehr progressive Scheibe, die mit dem alten typischen "norwegischen" Black Metal nicht mehr allzuviel zu tun hat. Ich kann nur den Tip geben, sich nicht von den Songs abschrecken zu lassen. Wenn ihr nur Geknueppel wollt, bleibt bei Marduk und Konsorten. Wenn ihr aber auch mal ein hartes Album in Ruhe und konzentriert anhoeren wollt, seid ihr bei Emperor richtig. Fernab von allen Trends, Anbiederung, kommerzieller Absichten, fragwuerdiger Klischees oder Erwartungshaltungen fabrizieren hier 3 junge, unglaublich begabte, Musiker ein Ding, welches ausschliesslich ihrer Ueberzeugung entspricht. Und davor ziehe ich - gerade in heutigen manchmal doch etwas uninspirierten Zeiten - den Hut. Gaebe es nur noch solche Originalitaet (und damit 70% weniger Bands auf dem Markt), koennten wir wieder in kleine Plattenlaeden gehen, wuerden alle Alben kennen, und jeden Text auswendig mitsingen - wie damals Anfang der 80er.

Danke, Emperor!

So. CD ist aus. Mein Review fertig. Mein Bier schon wieder leer. Und ich muss jetzt wirklich dringend pinkeln.

Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
Band Website: www.emperorhorde.com
Medium: CD
Spieldauer:
VÖ: 00.00.0000

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten