Paradise Lost - Ascension | |
|---|---|
| Review von Damage Case vom 16.09.2025 (1030 mal gelesen) | |
In meinem Review zum Vorgänger "Obsidian" schrieb ich vor fünf Jahren, dass das damalige Albentrio seit "The Plague Within" starke Parallelen zur legendären Neunziger-Phase "Shades Of God" bis "Draconian Times" aufwies. Auf Letzteres folgte 1997 der stilistische Befreiungsschlag "One Second", mit dem PARADISE LOST ihren Sound ordentlich durchlüfteten und sich rockigen wie elektronischen Klängen öffneten und begannen, dem Doom Metal für viele Jahre zu entschwinden. "Ascension" folgt nun dem damaligen Pfad in keiner Weise, denn 2025 wird als weiteres Jahr der schweren, doomigen Metalriffs in die Bandgeschichte eingehen. Müsste ich das neue Album im Bandkanon einsortieren, würde ich es grob als den verschollenen Zwischenschritt zwischen "Shades Of God" und "Icon" beschreiben, mit zeitgemäßer Produktion vergleichbar der von "Medusa". Greg, Nick & Co. bleiben sich hierbei einmal mehr treu und variieren ihren Stil und Sound erneut, denn nie klang ein Album der Engländer wie sein Vorgänger. Bemerkenswert ist nur, dass obwohl die Band spätestens seit dem unerwartet bockstarken "Tragic Idol" (2012) sich mehr oder weniger nur noch Variationen des eigenen Backkatalogs bedient, sie dennoch kreativ und frisch wirken und nicht wie eine Band, die stagniert und sich der Selbstkopie ergibt. Denn obwohl das Repertoire begrenzt ist - Nick kann den Grunzer, den Hetfield und den Klarsänger, Greg lässt seine Gitarre immer ähnlich leiden zu entweder fiesem Gothic Metal, rockigem Gothic oder metallischem Riffing, während Aaron, Steve und der jeweils aktuelle Schlagzeuger zuverlässig den Rückraum decken - kommt eins nie auf: Langeweile. Da Hauptsongwriter Mackintosh es inzwischen auch treffsicher versteht, die Stile innerhalb der Songs zu mischen, insbesondere den Gesang, anstatt nacheinander einen Stampfer, einen Groover, einen Death Doomer, einen melodiösen Hit und einen 'Once Solemn'-Rocker zu komponieren. Los geht's auf dem neuen Album mit den beiden grimmigen Eröffnungssongs, die eine ähnliche Death-Doom-Stimmung wie schon "The Plague Within" und "Medusa" auffahren. Doch ganz ehrlich: Mit 'Solitary One', ' Crucify', 'No Hope In Sight' oder 'Darker Thoughts' starteten die vergangenen Alben spürbar mitreißender. Im folgenden 'Salvation' krähen zu Beginn die gleichen Krähen wie in 'The Longest Winter' auf "Medusa", bis dann im Verlauf des Lieds Chopins 'Trauermarsch' zitiert wird - ein Sinnbild dafür, dass die englischen Chefzyniker ihren nihilistischen Humor nicht verloren haben. Doch dann geht das Album endlich in seine beste Phase, denn Nick Holmes ist immer dann am stärksten, wenn seine Stimmbänder den inneren Hetfield rausholen, so wie in den beiden eigentlichen Albumhits 'Silence Like The Grave' und 'Diluvium'. Die beiden sich mit den vorgenannten Songs abwechselnden, teilakustischen Halbballaden 'Lay A Wreath Upon The World' und 'Savage Days' gehören ob ihrer hinreißenden Melodien zu den Höhepunkten von "Ascension" und zeugen von großer Songwritingreife. 'Sirens' und das flotte 'Deceivers' geraten anschließend etwas unspektakulär, ehe sich die Band getragen von ergreifenden Leads und Nicks bösestem Gegrunze mit 'The Precipice' aus dem regulären Album verabschieden. Die beiden den Deluxe-Versionen vorbehaltenen Bonussongs 'This Stark Town' und 'A Life Unknown' wurden zu Recht auf die Extrameile gepackt, denn sie kommen etwas profan und austauschbar daher. Glücklicherweise kann man das nicht über die Produktion sagen, die nicht der letzten Studioarbeit, der in vielerlei Hinsicht furchtbaren Neueinspielung von "Icon" von vor zwei Jahren, gleicht. Dieser damals dünne und von blechernem Schlagzeug sabotierte Krach weicht 2025 wieder einem warmen Sound, den Greg erstmals komplett allein verantwortet. Quasi-Stammproduzent Jaime Gómez Arellano ist dieses Mal erstmals seit zehn Jahren nicht an einer Albenproduktion beteiligt. Fun Fact zum Schluss: Eingeprügelt wurde das Album noch von Guido Zima, der kurz vor Albumveröffentlichung von seinem Vorvorvorgänger Jeff Singer ersetzt wurde. Der Schlagzeugposten, die ewige Bandunkonstante ... Fazit: Böse alte Männer machen böse alte Musik, die nicht altbacken klingt. Für alle, die PARADISE LOST mögen, wird "Ascension" zwar keine Offenbarung sein, aber viele wohlige Flashbackmomente bereithalten. Die Band hat ihren Baukasten an Zutaten aus den Jahren 1991 bis 1997 inzwischen so sattelfest im Griff, dass bei der Variation diverser Elemente hiervon zuverlässig kraftvolle und packende Songs herauskommen - wenn auch nicht mit hundertprozentiger Treffergarantie. Aber 80 %, mindestens. Was sich dann in der untenstehenden Note eins zu eins widerspiegelt, die allerdings auch gefühlt eineinhalb Punkte unter der des die glorreiche Vergangenheit bislang am besten rezitierenden "Tragic Idol" durchs Ziel geht. Um sich ehrlich zu machen, soll aber auch erwähnt werden, dass die Band selbst nur zu gut weiß, dass sie auf Albumdistanz qualitativ nie wieder ein zweites "Icon" oder "Draconian Times" wird veröffentlichen können. Schon allein das Momentum dieser Jahre des Aufbruchs und der jugendlichen Wildheit ist heute nicht mehr ansatzweise existent. Anspieltipps: Inzwischen haben PARADISE LOST ihre Songwritingformel so sehr geschärft, dass für Fans fast aller Bandphasen (sorry "Host" ...) stets etwas dabei ist. Die ersten sieben Songs plus der Abschluss des regulären Zehntrackers müsste eigentlich allen, die etwas mit dem Schaffen der Band anfangen können, locker runtergehen. Gesamtwertung: 8.0 Punkte
| |
| Trackliste | Album-Info |
| 01. Serpent On The Cross 02. Tyrants Serenade 03. Salvation 04. Silence Like The Grave 05. Lay A Wreath Upon The World 06. Diluvium 07. Savage Days 08. Sirens 09. Deceivers 10. The Precipice 11. This Stark Town (Deluxe Bonus) 12. A Life Unknown (Deluxe Bonus) | Band Website: www.paradiselost.co.uk Medium: CD, LP Spieldauer: 60:48 Minuten VÖ: 19.09.2025 |
Alle Artikel
In meinem Review zum Vorgänger "Obsidian" schrieb ich vor fünf Jahren, dass das damalige Albentrio seit "The Plague Within" starke Parallelen zur legendären Neunziger-Phase "Shades Of God" bis "Draconian Times" aufwies. Auf Letzteres folgte 1997 der stilistische Befreiungsschlag "One Second", mit dem PARADISE LOST ihren Sound ordentlich durchlüfteten und sich rockigen wie elektronischen Klängen öffneten und begannen, dem Doom Metal für viele Jahre zu entschwinden. "Ascension" folgt nun dem damaligen Pfad in keiner Weise, denn 2025 wird als weiteres Jahr der schweren, doomigen Metalriffs in die Bandgeschichte eingehen. Müsste ich das neue Album im Bandkanon einsortieren, würde ich es grob als den verschollenen Zwischenschritt zwischen "Shades Of God" und "Icon" beschreiben, mit zeitgemäßer Produktion vergleichbar der von "Medusa". Greg, Nick & Co. bleiben sich hierbei einmal mehr treu und variieren ihren Stil und Sound erneut, denn nie klang ein Album der Engländer wie sein Vorgänger. Bemerkenswert ist nur, dass obwohl die Band spätestens seit dem unerwartet bockstarken "Tragic Idol" (2012) sich mehr oder weniger nur noch Variationen des eigenen Backkatalogs bedient, sie dennoch kreativ und frisch wirken und nicht wie eine Band, die stagniert und sich der Selbstkopie ergibt. Denn obwohl das Repertoire begrenzt ist - Nick kann den Grunzer, den Hetfield und den Klarsänger, Greg lässt seine Gitarre immer ähnlich leiden zu entweder fiesem Gothic Metal, rockigem Gothic oder metallischem Riffing, während Aaron, Steve und der jeweils aktuelle Schlagzeuger zuverlässig den Rückraum decken - kommt eins nie auf: Langeweile. Da Hauptsongwriter Mackintosh es inzwischen auch treffsicher versteht, die Stile innerhalb der Songs zu mischen, insbesondere den Gesang, anstatt nacheinander einen Stampfer, einen Groover, einen Death Doomer, einen melodiösen Hit und einen 'Once Solemn'-Rocker zu komponieren.

