Richie Ramone - Live To Tell

Review von Opa Steve vom 18.05.2023 (986 mal gelesen)
Richie Ramone - Live To Tell Wenn man mit dem großen Namen "Ramone" weiter Musik macht, ist das zwar irgendwie verlockend, aber triggert damit auch extrem hohe Erwartungshaltungen, die einem eigentlich keine künstlerische Freiheit mehr einräumen. Natürlich wartet man von Anfang an darauf, dass sich die Trademarks der unsterblichen Seventies-Bubblegum-Punkband auch im Soloprogramm wiederfinden lassen. Und das ist das Problem, denn Richie Ramone liebäugelt zwar mit diesem Erbe, aber im Kern spielt er doch andere Musik - und die Band THE RAMONES lässt sich nun mal nicht im Alleingang reproduzieren.

Deutlich softer und lethargischer als die Großtaten des kompromisslosen Quartetts spielt Richie hier auf, und beim Opener 'Live To Tell' hat er starke Indie-Vibes und ein bisschen MISFITS-Feeling in den Vocals, während die Bridge zum Chorus ein bisschen was von Sixties hat. Guten Punkrock gibt es in 'Who Stole My Wig' und 'Master Plan', wobei er beim Erstgenannten sogar die RAMONES-Vocals recht gut imitiert. Ebenfalls ein paar Wurzeln seines Namensgebers findet man im entspannten 'Find Our Place', welches stark an eine langsame Variante einiger früherer Titel erinnert.

Ansonsten war's das aber auch schon, was den Namen "Ramone" verdient hätte. Es gibt auch recht merkwürdige Songs - wie 'I Sit Alone (Yeah Yeah)' mit seiner gelegentlichen Hawaii-Gitarre -, 'Cry Little Sister' ist purer Rock 'n' Roll in Form einer Power-Ballade, während 'Suffocate' deutlich aggressiver in die Punk-Kerbe schlägt - aber eben nicht in die RAMONES-Kerbe.

Vielleicht war die stilistische Flexibilität durchaus gewollt, aber dann wäre die prominente Namensgebung eben ein rein wirtschaftlicher Gesichtspunkt. Hätte Richie vermutlich nicht nötig gehabt. Ob ich die Scheibe unter neutralem Namen aber als innovativer wahrgenommen hätte, steht auch in den Sternen.

Gesamtwertung: 5.5 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Live To Tell
02. When The Night
03. Who Stole My Wig
04. Old Ways
05. Find Our Place
06. I Sit Alone (Yeah Yeah)
07. Not Afraid
08. Cry Little Sister
09. Suffocate
10. Other Things
11. Master Plan
12. The Last Time (Remix)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 38:31 Minuten
VÖ: 21.04.2023

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