Twilight Force - At The Heart Of Wintervale

Review von Stormrider vom 19.01.2023 (1023 mal gelesen)
Twilight Force - At The Heart Of Wintervale TWILIGHT FORCE polarisieren, und das tun sie schon seit ihrem Debütalbum. Dass ihr symphonischer Power Metal mit vielen neoklassischen Einsprengseln ohne jeglichen Dreck, Schmutz, ja nicht einmal einem Körnchen Staub daherkommt, darf man dennoch genauso als Trademark werten wie den 387sten Song über Drachen. Dass die Schweden sich ihre eigene kleine Fantasywelt geschaffen haben, in der sie mit ihren gezückten Schwertern die Welt retten und Drachen, Trollen und sonstigen Fantasiewesen den Garaus machen und sich dabei gegen jedweden Hohn und Spott von nietenbesetzten Speckkuttenträgern unangreifbar zeigen, auch dem gebührt Respekt. Ob man die Musik nun mag oder nicht. Apropos Musik: "At The Heart Of Wintervale" liefert schon mit der eröffnenden Bandhymne (ja, auf Album Nummer vier gibt es nun den Track 'Twilight Force'!) so ziemlich alles, was man erwartet hat. Der Track ist eine rasend schnelle, mit einer eingängigen (man könnte auch sagen cheesy) Melodie versehene Hymne, die ein wenig an die Landsmänner von HAMMERFALL erinnert. Okay, die hatten allerdings in ihrem Trademarksong kein weihnachtliches Glockenspiel integriert. Hätte ich wohl vor den Feiertagen rezensieren müssen, das Album. Wie dem auch sei, man ist beim Mitschmettern des Heldentenors fast immer geneigt, die ganz große Geste für die noch größere Bühne zu starten. Mein Arm reckt sich ständig nach oben, um die Götter zu besänftigen. Wer nach diesem Song den Player noch nicht ausgeschaltet hat, der wird dann entsprechend auch das ganze Album abfeiern, denn auch der nachfolgende Titeltrack schlägt in die gleiche Kerbe, hat aber eher eine leichte STRATOVARIUS-Note im Schlepptau. Bei 'Dragonborn' wird es allerdings noch seichter, was man angesichts der bisher gehörten Melodien kaum glauben kann. Denn im Vergleich dazu kommen die Happy-HELLOWEEN-Melodien fast schon garstig daher, um nicht zu sagen metallisch. 'Dragonborn' klingt wie ein Disneysoundtrack. Wenn es also jemals in einem dieser Filme eine metallisch-musikalische Untermalung benötigt: TWILIGHT FORCE haben sie bereits in petto. Aber es ist ja auch nichts Verkehrtes daran, dass man die Kids bereits frühzeitig an die richtige Musik gewöhnt. Ansonsten wären HEAVYSAURUS wohl kaum so erfolgreich. Und nicht selten sind es ja die melodisch zugänglichen Bands, die einem die Tür in den Metalkosmos öffnen und für ein später breit aufgestelltes Metalleben die Basis legen.

Da bis dato hauptsächlich das Gaspedal durchgetreten wurde, gibt es zu Beginn von 'Highlands Of The Elder Dragon' erst mal eine balladeske Verschnaufpause, ehe der Track was liefert? Richtig: Melodien für Millionen, Geschwindigkeit und ... Weihnachtschöre! Schon wieder Weihnachtschöre! Wer es hingegen etwas mehr mit Schlachten hat, also Schwerterschlachten, nicht Geschenke- oder Käseschlachten (Racletteschlachten! Nicht käsige Melodien!), der findet sich bestimmt im zehnminütigen 'The Last Crystal Bearer' wider. Denn hier wird ganz offen der Herr-der-Ringe-Soundtrack als Vorlage genommen. Mehr Kitsch, mehr Pomp, mehr Chöre! Aber es passt ja, warum also auch nicht. In Summe bietet "At The Heart Of Wintervale" neun Tracks, die jeden Fan erfreuen werden, denn an der technischen und instrumentalen Umsetzung sowie der Gesangsleistung von Alessandro Conti gibt es wirklich nichts zu mäkeln. Man darf halt keine Aversion gegen extremst kitschigen Metal haben. Aber dann legt man sich auch nicht TWILIGHT FORCE auf. Ob man bei den schon in den Originalversionen sehr orchestral angehauchten Tracks nun auch noch zwei Bonustrack braucht, die dann in der Orchestralversion angeboten werden ('Skynights Of Aldaria' und 'The Last Crystal Bearer'), sei indes mal dahingestellt. Wer es mag, für den ist das Album eine Acht. Wer mit dem Kitsch nichts anfangen kann, der wird kaum mehr als eine Zwei zücken. Ich kann mir das durchaus mal gut anhören und die objektiv gut ausgearbeiteten und umgesetzten Tracks für eine Weile mitträllern. Danach muss ich dann aber erst mal irgendwas auflegen, was etwas weniger penetrant in die Gehörgänge fliegt. Aber dafür bietet unser metallisches Paralleluniversum ja genügend Auswahl. TWILIGHT FORCE polarisieren, und das werden sie auch mit ihrem vierten Album tun.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Twilight Force
02. At The Heart Of Wintervale
03. Dragonborn
04. Highlands Of The Elder Dragon
05. Skyknights Of Aldaria
06. A Familiar Memory
07. Sunlight Knight
08. The Last Crystal Bearer
09. The Sapphire Dragon Of Arcane Might Is Back Again
10. Skyknights Of Aldaria (Orchestral version)
11. The Last Crystal Bearer (Orchestral version)
Band Website:
Medium: CD, Digital
Spieldauer: 64:08 Minuten
VÖ: 13.01.2023

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