Slaegt - Goddess

Review von Humppathetic vom 24.04.2022 (3695 mal gelesen)
Slaegt - Goddess SLÆGT aus Kopenhagen haben eine durchaus interessante Reise hinter sich. Gegründet 2011 als Einmannprojekt von Oskar J. Frederiksen (Gesang und Gitarre, bis 2014 auch Bass), wuchs man bei Veröffentlichung des ersten, im September 2015 bei Final Agony Records erschienenen Albums, "Ildsvanger", das witzigerweise von Olle Bergholz, der kurz darauf als Bassist zu SLÆGT dazustoßen sollte, produziert wurde, auf zwei Leute an (Adam Kjær "Ccsquele" Nielsen kam als Drummer hinzu). Gespielt wurde da noch rauer, garstiger Black Metal. Nur zwei Monate später, im November 2015, veröffentlichte man über Necroshine Records die EP "Beautiful And Damned", schmiss die dänische Sprache als Hauptbestandteil der Lyrics über Bord, bestand schon aus vier Leuten (der eben genannte Olle Bergholz wurde Bassist und zweiter Sänger, und Anders M. Jørgensen wurde als Leadgitarrist verpflichtet) und spielte nun einen Mix aus Heavy und Black Metal, wobei der Fokus definitiv auf Heavy Metal lag und liegt. Gewissermaßen ist man damit, zumindest musikalisch, sowas wie eine kleine Antithese zu den Norwegern von IMMORTAL. Auch die spielten zunächst garstigen, in kurzen Songs vorgetragenen Black Metal, wechselten dann aber zu ausschweifenden Liedern, deren Grundgerüst immer noch aus Schwarzmetall bestand, die aber um Heavy Metal-lastigere Gitarrenriffs erweitert wurden. 2017 veröffentlichte man dann über das renommierte deutsche Label Ván Records das Zweitwerk "Domus Mysterium", dem nur ein Jahr später und über dasselbe Label die Scheibe "The Wheel" folgte. Dies war auch die Zeit, in der ich selbst die Band entdeckte, und zwar auf dem Party San-Festival 2019, als ich mich ohne Erwartung aber mit viel Gerstensaft im System in eine der vordersten Reihen stellte und den vier Dänen beim Musizieren zuschaute. Ich war durchaus weggeblasen von der Energie, dem Elan, der Spielfreude und auch der manchen vielleicht sauer aufstoßenden Attitüde, die die "Kinners" da an den Tag legten.

Nun also, vier Jahre später, in denen man außer der EP "Black Bombs" (2019) nichts von sich hören ließ und in denen man gezwungenermaßen nicht live spielte - die Pandemie stoppte ja nicht an der skandinavischen Grenze und sagte sich, "mit Dänen lege ich mich nicht an" -, veröffentlicht man also, diesmal über Century Media Records, das vierte Werk, das auf den Namen "Goddess" hört. Fünf Songs und ein Interludium über 40 Minuten werden geboten, und man fragt sich natürlich: Wird das Niveau der beiden großartigen Vorgänger gehalten? Hat sich was am Stil getan? Und wieso kürzen manche Menschen Schwangerschaft mit SS ab?

Geändert hat sich tatsächlich so einiges. Die Scheibe wurde diesmal nicht in Dänemark, sondern in Stockholm, Schweden aufgenommen und produziert, genauer gesagt wurde sie im Studio Cobra von Martin "Konie" Ehrencrona (produzierte unter anderem auch schon Scheiben von GEHENNAH, TRIBULATION und NIFELHEIM) aufgenommen und gemixt, während das Mastering von Magnus Lindberg in den Redmount Studios übernommen wurde. Bis dato (will sagen: bei beiden EPs und beiden Alben zwischen 2015 und 2019) hatte der Däne Lasse Ballade verantwortlich gezeichnet. Das hört man dem Album auch sofort an. Der druckvolle, beinahe als schön zu bezeichnende Sound, der vorher gewissermaßen omnipräsent war, weicht einem reduzierteren, direkteren und deftigeren Klang. Ob man das goutiert oder die vormalige Weise präferiert, ist am Ende - für diese Binsenweisheit gibt es 5€ in das Phrasenschwein - eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich fand daran Gefallen, aber das tat ich auch, als der Sound noch wärmer war.

Und auch der Klang der Band selbst, respektive ihrer Kompositionen hat sich verändert. Originell ist selbiger weiterhin - unter anderem gibt es, nebst der Weirdness, die SLÆGT inhärent zu sein scheint, ein schräg aus der Zeit gefallenes Solo im Song 'Hunt Again', abgespacte Töne im Mittelteil von 'Fealty, Thunder Whip' und eines der am kürzesten zu hörenden Saxophone im Opener 'Deceived By An Amethyst' zu bewundern - aber so aggressiv und wild (aber niemals kopflos) musizierten die Kopenhagener lange nicht mehr. Die Musik ist merklich schneller geraten, der Fingerzeig auf Black Metal ist hier präsenter (unter anderem und besonders im Opener und im Titeltrack), und die die Vorgänger so bestimmenden Leadgitarren sind hier nicht nur in den Hintergrund gemischt, sie erscheinen auch seltener auf der Bildfläche (dafür hat der Bass seine Momente; ein wie immer selten zu begutachtender, jedoch jedes Mal willkommener Moment). Aber als ich schon anfing, mit der Vermutung "something was forgotten in the state of Denmark" schwanger zu gehen, belehrte mich der letzte und Titeltrack eines Besseren. 'Goddess' vereint die für SLÆGT so bekannten, aber verloren geglaubten Trademarks dann doch. Leadgitarren allenthalben. Man fühlt sich glatt wie Charlie in der Schokoladenfabrik, nur dass Charlie ein bierbäuchiger Norddeutscher ist und die Schokoladenfabrik der angeschwärzte Heavy Metal Marke Dänemark.

Und so ist man, nehme ich mal frech an, nach 40 Minuten zufrieden ob des abermals sehr guten Werks der noch so jungen Burschen. Aber wirklich überraschend ist diese Erkenntnis letzten Endes dann doch nicht, denn was aus Dänemark erschallt, kann ja gar nicht SLÆGT sein ...

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Deceived By An Amethyst
02. Kiss From A Knife
03. Hunt Again
04. Fealty, Thunder Whip
05. Stabat Bloody Stabat
06. Goddess
Band Website: www.facebook.com/Slaegt
Medium: CD, LP
Spieldauer: 40:10 Minuten
VÖ: 18.03.2022

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