Mass - Back To The Music (1977)

Review von baarikärpänen vom 10.10.2021 (4402 mal gelesen)
Mass - Back To The Music (1977) 31.05.1985, Gaststätte "Zum Rebstock" in Großen Linden (nahe Gießen). Ein geschichtsträchtiges Datum, zumindest für den Autor. Denn an diesem Tag durfte ich endlich die von mir verehrten CELTIC FROST bewundern. Die wurden in einem mehr als merkwürdigen Billing auf Reise geschickt, um ihre EP "Morbid Tales" zu promoten beziehungsweise das später im Jahr erscheinende "To Mega Therion". Warum merkwürdig? Weil neben Warrior & Co. noch BEAST und MASS auf dem Programm standen. Also zwei Bands, die zum Sound von CELTIC FROST nun mal absolut gar nicht passten. MASS waren mir zumindest vom Namen her bekannt, aber auch nicht weiter beachtet, weil in Metal-Kreisen auch eher mitleidig belächelt. Dass CELTIC FROST an diesem Abend mächtig abräumten, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Was mir aber nachdrücklich in Erinnerung blieb war der Auftritt von MASS. Denn die lieferten just an diesem Tag eine mehr als beeindruckende Show ab (vor allem, wenn man die eher suboptimalen Rahmenbedingungen der Location mit in Betracht zieht). Seit diesem Tag hat vor allem das Album "War Law" bei mir einen meterdicken Stein im Brett.

Nun waren MASS ja bei Gott keine Frischlinge, allen voran Bassist Günther V. Radny. Der nämlich gründete die Band bereits 1970, damals noch unter dem Namen BLACK MASS. Die ersten Jahre der Band waren geprägt von ständigen Wechseln in der Bandbesetzung, zum Teil begründet durch Selbstmord oder übermäßigen Drogenkonsum einzelner Musiker. Nachdem ein einigermaßen stabiles Line-up gefunden war, machte sich die mittlerweile unter dem verkürzten Namen MASS agierende Band 1975 daran, ihr erstes Album in München aufzunehmen. Aber auch hier war letztlich wieder Sand im Getriebe, denn der damalige Sänger Josef Hartl litt unter starken Drogenproblemen und so kam es nie zur Veröffentlichung. Leider sind die Bänder der damaligen Aufnahme auch nicht mehr aufzufinden. MASS schrumpften auf Triogröße und hatten endlich das Glück, dass sie von weiteren Schwierigkeiten verschont wurden. So kam es dann schließlich 1977 zur Aufnahme des Debuts "Back To The Music" auf United Artists, Radny und der Gitarrist Detlef Schreiber teilten sich die Vocals auf dem Album. Und eben jenes "Back To The Music" erfährt nun endlich eine wirklich wertige Wiederveröffentlichung auf Golden Core. Dazu lag Patrick Engel eine neuwertige Original-LP vor, die von ihm gesäubert und überpielt wurde, anschließend von Neudi remastert.

imgcenter


Dass man hier keinen reinen Hard Rock oder Proto Metal (wie es so schön heißt) erwarten darf, sollte klar sein. Vielmehr bietet der Großteil der Songs härteren Boogie Rock, der zuweilen auch mal kräftig gen Blues schielt, wie 'When I Remember' eindrucksvoll zeigt. Mich erinnert vor allem das Eröffnungsdoppel 'Highway Road' und 'Living In My Hometown' an eine Mischung aus BACHMAN-TURNER OVERDRIVE und ganz besonders an härtereduzierte FOGHAT zu "Fool For The City"-Zeiten. Das im gleichen Jahr wie "Back To The Music" erschienene "Taken By Force" der SCORPIONS ist beispielsweise deutlich härter. Dass MASS auf "Back To The Music" ihre Vergangenheit nicht komplett ausklammern konnten, belegt ein Stück wie 'Devil Song', das eindeutig noch im Kraut Rock verwurzelt ist. Was uns dann auch prompt zu den fünf Bonus-Songs auf "Back To The Music" führt. Die gehen nämlich als kleine Sensation durch, sind sie doch Aufnahmen der legendären LP, die niemals veröffentlicht wurde. Gefunden wurden diese Aufnahmen auf einer Kassette, die auf bestmögliche Weise restauriert wurde. Vier der fünf Songs haben trotz der nachträglichen Bearbeitung leider einen etwas mumpfigen Sound, lediglich 'Broken Mans Revolution' tönt sauberer. Nichtsdestotrotz unerwartet und sehr willkommen. Was alle fünf Stücke aber gemein haben ist die Verwurzelung im Kraut Rock, was für die Länge der Songs und ihre ausladenden Instrumentalparts spricht. Wobei ich es ganz spannend finde, dass gerade 'Broken Mans Revolution', wenn man sich das Ganze deutlich langsamer vorstellt, an die hippiesken Stücke von SAINT VITUS erinnert.

Wieder mal ist es Golden Core gelungen, eine längst vergessene Perle der metallischen Frühzeit aus Deutschland auszugraben, die sicher ihre Freunde finden wird, zumal es wieder ein höchst informatives Booklet gibt. Jetzt wäre es nur schön, wenn Golden Core sich daran machen könnten, "Rock 'N' Roll Power At 25th Hour" und "Slaughter House" - beide mit dem unterbewerteten Jack E. Burnside am Mikro und Letztgenanntes mit 'Back To The Music' der Quasi-Titelsong des hier vorliegenden Albums - eine längst verdiente Wiederveröffentlichung zu gönnen. Kleiner Tipp am Ende noch, weil es 2019 irgendwie untergegangen ist: MASS sind wieder da und haben mit "Still Chained" ihren besten Songs der Metal-Jahre eine Neuaufnahme gegönnt.



Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Highway Road
02. Living In My Hometown
03. When I Remember
04. Reflections
05. Under The Sun
06. Painter Man
07. Devil Song
08. Game To Play
09. Annabell Lee
10. ABC
11. Broken Mans Story (Black Mass Bonus)
12. Hey world What Is Wrong (Black Mass Bonus)
13. Keep On Moving (Black Mass Bonus)
14. Spread Your Wings (Black Mass Bonus)
15. Broken Mans Revolution (Black Mass Bonus)
Band Website: www.facebook.com/MASS.since.1973
Medium: CD, Vinyl
Spieldauer: 71:14 Minuten
VÖ: 09.10.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten