Heavy Temple - Lupi Amoris

Review von Rockmaster vom 07.07.2021 (4843 mal gelesen)
Heavy Temple - Lupi Amoris Man könnte meinen, HEAVY TEMPLE meinten es ernst mit ihrer religiös anmutenden Attitüde und dem Thema "Lupi Amoris" - den Wölfen der Liebe. Und man könnte damit durchaus Recht haben. Im HEAVY TEMPLE predigt High Priestess Nighthawk die Lykanthropie und und untermalt das mit ihrem vier- oder fünfsaitigen Kircheninstrument. Assistiert wird sie von Lord Paisley an der elektrischen Laute und Baron Lycan am Schlagwerk (Wir wollen hoffen, dass für den Bau seiner Instrumente keinem Tier das Fell über die Ohren gezogen wurde). Zusammen produzieren die lupi-reinen Werwolfkleriker einen heavy, fuzzy Psychrock-Sound, der schon in den 60er-Jahren seine Anhänger gefunden hätte. Die doomige Note erinnert hier und da auch an die ersten beiden SABBATH-Scheiben, ein 'Iron Man' hat in der erotischen Erzählung, die sich zwischen 'The Wolf' und 'The Maiden' abspielt, aber nichts verloren. Die Hohepriesterin singt stark und hat einen anständigen Stimmumfang. Einzelne Textzeilen sind aber in sehr wenigen Noten gesungen und erwecken so den Eindruck einer kirchlichen Litanei - was wieder perfekt den Habitus der Band unterstreicht. Wer also gerade auf der Suche nach einer neuen Lieblingsband ist, oder wer gerade konfessionslos ist und nach einem passenden Bekenntnis sucht, der könnte im HEAVY TEMPLE gut aufgehoben sein.

Die Geschichtsschreibung will, dass High Priestess Nighthawk mit ihren damaligen Mitstreitern Rattlesnake und Bearadactyl ihr Unterfangen zur Wintersonnenwende 2012 starteten. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, eine Band oder eine Religion zu gründen? Die Gebete wurden flott erhört, und so ging es bald auf Festivals wie das Maryland Doom Fest oder Psycho Las Vegas, die vermutlich die perfekte Bühne für das Trio waren (mir persönlich hätte sicher auch das Decibel Metal & Beer viel Freude bereitet). Obwohl noch ohne Veröffentlichung, hinterließen die drei zumindest als Liveband schon mal einen bleibenden Eindruck. Lange gab's dann nur EPs, eine Split und zwei Singles, und nun firmiert "Lupi Amoris" offiziell als ihr erster, leider etwas kurz geratener Longplayer. Die beschworene Live-Qualität der Band kann man auch den fünf neuen Studionummern anmerken. Das ausufernde Solo am Ende von 'Isabella' zum Beispiel hat eher Improvisationscharakter. Der Drive variiert, aber die Band nimmt den Zuhörer bei jedem Tempo mit, der dann beim Instrumental 'Howling' spätestens nach draußen schaut, ob schon Vollmond ist - zum Veröffentlichungstermin jedenfalls war gerade Halbmond.

Retro ist das neue Modern, und das bedient die Band aus Philadelphia perfekt. Thematisch inspiriert von Angela Carters "Die Gesellschaft der Wölfe" wird der moralische Zeigefinger aus Grimms Märchen herumgedreht und die Stärke der Frauen und Erotik in den Vordergrund gestellt. Drum wollen wir hier auch die Meinung einer Fachfrau zur Geltung kommen lassen: Rotkäppchen gefällt das! Und der Jäger hat im HEAVY TEMPLE Hausverbot.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. A Desert (5:21)
02. The Wolf (5:32)
03. The Maiden (5:39)
04. Isabella (9:30)
05. Howling (6:56)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 32:59 Minuten
VÖ: 18.06.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten