Butterfly - Doorways Of Time

Review von baarikärpänen vom 10.03.2021 (6390 mal gelesen)
Butterfly - Doorways Of Time Stellt man in illustrer Runde die Frage, was einem so einfällt, wenn es um Musik und Australien geht, dann fällt zuallererst der Name AC/DC. Klar, die Band um die Young-Brüder war und ist der wichtigste Export aus Down Under. Aber in Sachen ehrlicher und handgemachter Rock darf man dann auch WOLFMOTHER nicht vergessen. Okay, sagen wir lieber WOLFMOTHER und ihr selbstbetiteltes Debüt von 2005. Denn danach verzettelte sich Andrew Stockdale mit immer wechselnden Bandformationen und einem verlorenen Fokus. Unbestritten bleibt aber, dass "Wolfmother" dem Classic Rock weltweit einen nötigen Tritt in den Allerwertesten verpasst hat. Zeigt sich an der Masse an Bands, die seitdem den Plattenteller, CD-Schacht oder die Festplatte belagern. Und unter dieser Schwemme könnten auch die Australier BUTTERFLY leiden, die jetzt ihr Debüt "Doorways Of Time" veröffentlichen. Wohlgemerkt könnten! Denn was BUTTERFLY auf ihrem Album abliefern, sollte wirklich jedem qualitätsbewussten Freund des Classic Rock bestens reinlaufen und lässt selbst WOLFMOTHER ganz alt aussehen.

imgcenter


Allgemein heißt es ja, man könnte den wahren Spirit der 70er und 80er nicht mehr wiederbeleben, aber genau das machen diese vier Herren von BUTTERFLY, die allesamt zu den Szeneveteranen gehören und unter anderem bei EARTH, ABRAMELIN oder HOBB'S ANGEL OF DEATH aktiv waren. Das fängt schon beim Cover-Artwork an, das von Rodney Matthews stammt (NAZARETH, PRAYING MANTIS) und nicht von ungefähr auf den ersten Blick an Chris Achilleos' Arbeit auf "Fallen Angel" von URIAH HEEP erinnert. Naturgemäß wird auch auf "Doorways Of Time" das Rad nicht neu erfunden, aber BUTTERFLY haben so ihre ganz eigene Art und Weise, die zur Verfügung stehenden Ingredienzen zu einem völlig neuen Cocktail zu vermischen, der schon beim ersten Schluck gar köstlich mundet. Sozusagen das Schirmchen auf dem Ganzen ist die tolle Produktion. Ich hab schon ewig nicht mehr so einen geilen Bass gehört, die Gitarren nicht mehr so herrlich bratend. Da muss man sich nur die ersten Minuten des eröffnenden 'Desert Chase' geben, um zu verstehen. Der Song beantwortet auch gleich mal die Frage, was dabei herausgekommen wäre, wenn Tony Iommi sich mit Robert Plant und Jimmy Page im Proberaum getroffen hätte. Spannend, aber halt nur eine der besagten Zutaten. Ein Riff, das nicht von ungefähr an 'Love Removal Machine' von THE CULT erinnert, eröffnet 'Climbing A Mountain', bevor der Song eine Wendung hin zum Psychedelic nimmt und mit einem völlig abgefahrenen Chorus aufwartet. Der darauffolgende Titelsong ist dann ein Groover vor dem Herrn und besticht einmal mehr mit einem Aufbau, den man so nicht erwartet hätte. Sozusagen ein sechsminütiger Trip. Auch wenn der Fokus deutlich auf den 70ern und 80ern liegt, gönnen sich BUTTERFLY mit 'The Night Is In Its Way' einen kleinen Ausflug in die 60er und klingen so, als wäre der Song selbst eine Hommage an Syd Barrett (PINK FLOYD), vor allem dessen Solo-Aktivitäten. Was mich aber dann völlig geflasht hat ist 'The Sin'. Da hat doch tatsächlich jemand 'Superstition' von STEVIE WONDER einer protometallischen Verjüngungskur unterzogen. Egal, ob bewusst oder unbewusst, aber das muss man ja auch erst mal so bringen und auch noch damit durchkommen. Das härteste Kaliber der Scheibe folgt direkt im Anschluss mit, nomen est omen, 'Heavy Metal Highway', auf welchem early JUDAS PRIEST ganz locker auf der Überholspur cruisen. Bei 'The Crawling' musste ich dann doch tatsächlich an 'Rumble' von LINK WRAY AND HIS RAY MAN denken (bekannt vom "Pulp Fiction"-Soundtrack), natürlich in einer deutlich heftigeren Version. Das kurze Instrumental 'The Scorpion' beendet "Doorways Of Time", eine Scheibe, die eines bestimmt nicht ist: langweilig. Dicker Pluspunkt sind übrigens die Vocals, die die Jungs untereinander aufteilen, je nachdem, was der Song verlangt.

Dass "Doorways Of Time" die offensichtlichen Hits fehlen, drauf gepfiffen. Wenn das Endergebis so spannend klingt, hat's die nämlich gar nicht nötig. Mir ist schon seit Ewigkeiten keine Scheibe mehr untergekommen, die so perfekt protometallische Klänge mit Classic Rock der verschiedensten Ausführungen kombiniert. Bisher war das ja eher ein Entweder-Oder. Und dass BUTTERFLY sowohl super auf's Billing des Freak Valley Festivals, des hippie-esken Burg Herzberg Open Airs oder gar auf die Bühne des HOA passen würden, ohne auch nur einen Zuschauer zu langweilen, das sagt ja wohl genug. Knapp an der Höchstnote vorbei und auf Grund des tollen Covers noch eine klare Kaufempfehlung für die Vinyl-Version.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood blood blood dry
Trackliste Album-Info
01. Desert Chase
02. Climbing A Mountain
03. Doorways Of Time
04. The Night Is In Its Way
05. Nobody
06. The Sin
07. Heavy Metal Highway
08. Crawling
09. The Scorpion
Band Website: www.facebook.com/butterflybandaustralia
Medium: CD, LP
Spieldauer: 36:58 Minuten
VÖ: 05.03.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten