Keys Of Orthanc - Of The Lineage Of Kings

Review von Zephir vom 22.02.2021 (4250 mal gelesen)
Keys Of Orthanc - Of The Lineage Of Kings Die Kampfszene, die zugegebenermaßen ein wenig trashig das Cover schmückt, dürfte dem Zielpublikum mehr als bekannt vorkommen: Die blonde Schildmaid von Rohan erhebt ihre Waffe gegen den Hexenkönig von Angmar, neben ihr ein tapfer kämpfender Hobbit in Rittermontur. So episch wie sich das Coverart versucht, so versucht sich auch das mittlerweile vierte Album der Kanadier KEYS OF ORTHANC. Die Outputrate der erst 2018 gegründeten Formation ist beachtlich, liegt denn auch das Release ihres letzten Werkes erst ein gutes halbes Jahr zurück.

Das Ziel der Reise, auf die sich Dorgul und Harslingoth gemacht haben, ist mir alldieweil nicht so ganz klar. Klangen die ersten beiden Alben "Dush Agh Golnauk" (2018) und "A Battle In The Dark Lands Of The Eye …" (2019) nach leicht von SUMMONING, EMYN MUIL und Co. inspiriertem Ambient Black Metal, handelte es sich beim 2020 veröffentlichten "Unfinished Conquests" plötzlich um ein rein instrumental gehaltenes Synthie-Soundscape-Werk, das möglicherweise von DIE VERBANNTEN KINDER EVAS beeinflusst wurde. Nun waren auch DIE VERBANNTEN KINDER EVAS ein geistiges Kind von SUMMONINGs Protagonisten Protector und Silenius, aber der Verzicht auf Gitarren schien unter dem Namen KEYS OF ORTHANC dann doch überraschend. Das neue Album "Of The Lineage Of Kings" schlägt nun abermals eine andere Richtung ein.

Auch 2021 hören wir wieder erzählerische Geräuschkulissen, natürlich führt der Opener und Titeltrack gleich direkt nach Mittelerde und zwar selbstredend zu Pferde. Ganz im Zeichen von SUMMONING aus der Ära "Let Mortal Heroes Sing Your Fame" erschallt eine Trompete, die - gemeinsam mit schwer marschierenden Drums - von der plötzlich hereinbrechenden melodischen Aggression von 'Shards Of Narcil' zerrissen wird. Zum dominanten Gekreisch mischen sich mehr denn je heldenhafte Chöre und tiefes Gegrowl zwischen Gitarrengeschredder und Drumgedresche; zwischenzeitlich experimentieren KEYS OF ORTHANC mit Harmonie und rhythmischem Gefüge.

Der heldenhaften Chöre sind es viele. Gemeinsam mit epischen Monologen, derer auch weiblicher Natur (so es sich bei der Heldin der auf dem Cover dargestellten Episode ja auch um eine als Mann getarnte Frau handelt), klingt "Of The Lineage Of Kings" zwischenzeitlich fast, nun ja, episch. Da das harsche Kreischen nach wie vor stark im Vordergrund steht (und zwar, wie ich meine, mehr denn je) und die Saiten ordentlich schrammeln, sind die Wurzeln durchaus nicht gekappt, aber mit Tracks wie 'Her Mighty Heart' oder 'The Last Alliance' schleicht sich dann doch ein ganz leises Gefühl von ENSIFERUM ein. Das ist nicht schlecht, die Stilmischung trifft mich nur erstens unerwartet und zweitens nicht immer den Nerv, den sie treffen könnte, wenn sie sich doch lieber zwischen den Welten zu entscheiden geruhte. Zuweilen wird das wüste Schlachtentreiben nämlich zur Quelle (un-)strukturell schlichtweg überfordernder musikalischer Auswüchse - so geht es mir beispielsweise mit 'King Of The Reunited Kingdom', einem ausladenden rhapsodischen Brocken, den ich hörend schlechterdings nicht zu bezwingen vermag. Als KEYS OF ORTHANC zu guter Letzt ein Cover von CALADAN BROOD auffahren, habe ich vollends die Richtung verloren. 'Book Of The Fallen' ist im Original von 2013 ein Meisterwerk, und meiner Ansicht nach werden KEYS OF ORTHANC dem nicht gerecht. Neben der Atmosphäre und der Instrumentierung haben vor allem die einstigen Gänsehaut-Vocals des letzten Parts, Strap on your shields and raise your banners ..., schwer gelitten.

Kurzum: Auch als Freundin von gewagten Mixturen werde ich aus "Of The Lineage Of Kings" nicht schlau. Der lineage des fantasyinspirierten Ambient Black Metal folgen KEYS OF ORTHANC ganz offensichtlich nicht bedingungslos, aber um als Experiment aufgefasst zu werden, ist das Album auch nicht spannend genug. Ich bin ein wenig enttäuscht und warte auf den nächsten Wurf, vielleicht sehe ich dann klarer.

Gesamtwertung: 6.0 Punkte
blood blood blood blood blood blood dry dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. Of The Lineage Of Kings
02. Shards Of Narcil
03. Her Mighty Heart
04. To The Paths Of The Dead
05. The Last Alliance
06. King Of The Reunited Kingdom
07. I've Seen The Dragons Fly
08. Book Of The Fallen (Caladan Brood Cover)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 53:22 Minuten
VÖ: 05.02.2021

Besucher-Interaktion

Name:
Kommentar:
(optional)
Meine Bewertung:
(optional)
(Hinweis: IP-Adresse wird intern mitgespeichert; Spam und Verlinkungen sind nicht gestattet)

Artikel über soziale Netzwerke verbreiten