Hell Boulevard - Not Sorry

Review von Stormrider vom 03.11.2020 (4498 mal gelesen)
Hell Boulevard - Not Sorry Früher wäre "Not Sorry" das Make it or break it-Album für die Schweizer Goth 'N Roller von HELL BOULEVARD gewesen. Das alte Credo ist zwar schon seit geraumer Zeit ziemlich aufgelöst, dennoch bin ich mir nicht ganz sicher, inwieweit der Dreher den Durchbruch gebracht hätte, gäbe es das berühmte Szenario des dritten Albums noch. Der Grund ist, dass sich das Album doch sehr deutlich in eine größtenteils wirklich gelungene erste Hälfte und eine doch recht durchschnittliche zweite Hälfte separieren lässt. Eröffnet wird "Not Sorry" vom starken Opener 'I Should Be Dead By Now', der sich als Tanzflächenfüller im Club hervortun könnte, also wenn es nach Ende der aktuellen Lage noch Clubs gibt oder welche, die sich den Luxus einer kleinen aber feinen Zielgruppe leisten. Wenn man Referenzen für den Sound von HELL BOULEVARD sucht, dann kommt man nicht umhin die finnischen Vampire von THE 69 EYES zu erwähnen, aber auch END OF GREEN dürften sich im Plattenschrank der Band wiederfinden. Als Unterscheidungsmerkmal zu den genannten Bands lässt sich grob der Einsatz von elektronischen Spielereien und einem immer mal wieder hörbaren Industrialeinschlag ausmachen, den man sich in der Schweiz etwas mehr gönnt, der das Material aber eben auch sehr groovig macht. Der folgende Titeltrack schlägt in eine ähnlich tanzbare Kerbe und dürfte mit seinen Lyrics die Fanschar sehr glücklich machen, denn man möchte sich ja nur ungern entschuldigen, für die Person die man ist. Auf jeden Fall ein sehr starkes Eröffnungsdoppel, welches die Messlatte recht weit nach oben legt.

Aber zu einer Kapelle, die sich dem düsteren Sound mit morbiden Gothic-Charme verschrieben hat, gehören eben nicht nur die Tanzbeinschwinger, sondern auch die Tränentreiber. Und mit 'Ropes And Candies' beginnen HELL BOULEVARD dann auch damit, etwas weniger zu rocken und mehr zu Tränen rühren zu wollen. Und hier beginnt leider der kritische Teil der Rezension. Schlecht sind die Balladen auf "Not Sorry" nicht, aber eben doch auch keine richtigen Gänsehautverursacher. Teilweise mit sehr viel Zuckerguss überzogen gibt es dann in der Folge einfach zu viel Durchschnitt. Das mögen manche traurige Herzen anders sehen, aber mir gefällt das Quartett immer dann am besten, wenn es musikalisch nach vorne geht. Zur Albummitte gibt es mit 'Death To The Future' (bei dem FADERHEAD ein Gastspiel gibt) und 'Where Is Your God Now' zwei Tracks die man recht gut auf die aktuelle soziale, gesundheitliche und politische Lage der Welt projizieren kann und die auch wirklich noch gutklassig sind. Danach flacht es dann, zumindest für mein Empfinden, doch hörbar ab und man kann mit 'Hate Me' zwar nochmal einen Hit platzieren, aber alles in allem lässt mich "Not Sorry" mit etwas gemischten Gefühlen zurück.

Das erklärte Ziel, Songs zu schreiben, für die sie sich in ihrem Leben niemals entschuldigen werden (müssen) ist HELL BOULEVARD dennoch geglückt, denn Fans von Goth 'n' Roll machen mit dem Album ganz bestimmt nichts falsch. Dafür sind HELL BOULEVARD mittlerweile einfach zu routinierte Songwriter, und auch für nicht ganz in Rüschen gekleidete Rocker gibt es gutklassige Tracks, die einfach Spaß machen. Dass am Ende nicht mehr Blutstropfen unter dieser Review stehen ist in der Tat den doch eher durchschnittlichen Tracks der zweiten Albumhälfte geschuldet.

Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. I Should Be Dead By Now
02. Not Sorry
03. Speak Of The Devil
04. Ropes And Candies
05. Death To The Future
06. Where Is Your God Now
07. You Had Me At Fuck Off
08. Queen Paranoia
09. Hate Me
10. Like Romeo And Juliet
11. Lilies And Roses
12. To Hell And Beyond
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 54:22 Minuten
VÖ: 18.09.2020

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