Manowar - The Absolute Power

Review von Opa Steve vom 24.11.2006 (9669 mal gelesen)
Manowar - The Absolute Power MANOWAR neigen ja dazu, sich in den letzten Monaten etwas zum Kasper zu machen. Der Earthshaker-Gig 2005 hat die Besuchergemeinde gespalten wie selten ein Festivalauftritt einer vergleichbaren Band zuvor. Dazu äußerst zwiespältige Interviews mit lächerlichen Ansichten und immer wieder geplatzte Tourankündigungen fügten der Band einen Schaden zu, der für viele andere Combos in der öffentlichen Meinung das "Aus" bedeutet hätte. Doch was machen unsere selbstbewussten Fellträger? Bringen ohne mit der Wimper zu zucken den umstrittenen Festivalauftritt auf DVD heraus. Und das - muss man sagen - in ihrer typisch großspurigen Art. Gewinner ist der Fan, denn auf 2 DVDs gibt es eine absolute Vollbedienung. Der Earthshaker-Gig wurde in hervorragender Qualität gefilmt und sehr gut geschnitten. Closeups, Bühnenperspektiven, Publikum - alles im harmonischen Wechsel dabei. Auch der Sound kann sich absolut hören lassen. Wie üblich handelt es sich bei der 5.1-Tonspur natürlich nicht um einen akustischen Mitschnitt, sondern eher einen künstlichen Remix des Konzerts. Gitarre und Bass teilen sich die beiden Stereo-Seiten bis hinten in die Surrounds, die daneben natürlich ein paar Ambient-Mikros für den Publikumbeifall und ein paar Hallfahnen auferlegt bekamen.

27 Songs werden geboten - womit der Gig vollständig sein dürfte. Die Jungs entern mit Elan die Bühne, müssen sich aber trotz glorreicher Posen erst einmal warmspielen. Vor allem Eric glänzt beim Opener 'Manowar' noch nicht in voller Form, und Joey guckt - wenn er nicht gerade ein paar große Gesten loslässt - eher unsicher-konzentriert auf seinen Basshals und wippt auch mal gern neben dem Takt. Wohl mehr um das Image als um die Musik bemüht ist es fast schon komödienhaft, als er zu Beginn von 'Kings Of Metal' zu Logan rennt und ihm zu verstehen gibt, wie er mit ihm bangen möchte. Da verkommt die Musik selbst schon fast zur Nebensache. Hellhörig werde ich allerdings, wenn die alten Songs geboten werden. Schade, dass sie schon lange keine zünden Hymnen wie 'Kill With Power' oder 'Black Wind Fire And Steel' rausbringen. Vom nach wie vor überwältigenden 'Battle Hymn' mal ganz abgesehen.

Was wäre eigentlich ein MANOWAR-Konzert ohne große Posen? Hier wird dem Betrachter einiges abverlangt. Denn die Jungs verstehen es einfach, neben den Songs immer schön dafür zu sorgen, sich in Ruhe im Rampenlicht zu sonnen und Zeit zu schinden. Mal ehrlich, muss man dem Wohnzimmer-Zuschauer die nichtssagenden Soli um die Ohren hauen? Zumal das Bass-Solo ohnehin zur Farce gerät, die nur noch von dem von ihm dirigierten Drumsoundcheck getoppt wird. Und dann: Joeys Endlos-Ansagen, für die die Band sogar die Bühne verlässt. Seine Einführung der ehemaligen Bandmember, die jeweils einen Song aus ihrer Zeit mit zum Besten geben, hätte er auch in jeweils 30 Sekunden erledigen können. Nicht aber der selbstbewusste Joey, der jeden historischen Kommentar mächtig ausschmückt und zur Not zur Generalabrechnung mit diversenen Plattenfirmen benutzt. Seine Wagner-Huldigung mit gleichzeitigem Fuck-Off gegen seine Erben (weil sie nicht mit MANOWAR zusammen arbeiten wollten) überschreitet spätestens die Grenze der Lächerlichkeit. Während die einzelne Harley von Rob Halford noch erträglich war, kommen MANOWAR zwischendurch einfach mal gemütlich nebst Chicks auf 4 Harleys auf die Bühne zurück.

Am Schluss gibt's noch ein ergreifendes Finale in Form von 'The Crown And The Ring', zu welchem ein permanentes Feuerwerk gezündet wird, und zu dessen Ende die Kamera die (wirklich!) heulenden Leute der ersten Reihe einfängt. Diese Band ist nicht einfach eine Band, sondern ein großer Zirkus mit Gesamtwirkung. Und das haben sie in ihrer gesamten Laufbahn am allerbesten verstanden. Unterhaltsam sind sie allemal, der Die-Hard-Fan wird jede Geste huldigen, aber auch der unbedarfte Zuschauer bleibt aufgrund dieses funktionierenden Images zumindest kurzweilig unterhalten am Schirm.

Auf der Bonus-DVD erwartet den Käufer eine sehr ausführliche 3,5-stündige Dokumentation über die Festivalvorbereitungen. Bühnentechnik, Proben, PA und Soundcheck erlauben einen tollen Blick hinter die Kulissen. Die Fan-Convention allerdings hinterlässt einen faden Beigeschmack von Jahrmarkt, zusammengewürfelten Events ohne wirklichen Gegenwert. Schwertkämpfe gibt es auf jedem Mittelaltermarkt gratis, Guitar-Clinics in guten Musikläden oder -messen. Wo der wirkliche Band-Gegenwert für den hart zahlenden Fan gelegen haben soll, erschließt sich mir nicht.

Eine Bewertung in Punkten auszudrücken ist bei dieser Band quasi unmöglich - dazu polarisieren sie zu sehr. Fans sei aber versichert, dass Ausstattung, Bild und Sound, und vor allem die gigantische Spieldauer für diesen Markt absolut herausragend sind.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
Earthshaker Gig 2005
Dokumentation
Band Website: www.manowar.com
Medium: DVD
Spieldauer:
VÖ: 24.11.2006

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