Dee Calhoun - Godless

Review von Rockmaster vom 13.07.2020 (5909 mal gelesen)
Dee Calhoun - Godless Es brauchte nur eine Stimme, eine akustische Gitarre und ein paar Takte Musik, und DEE CALHOUN hatte mich tief in seine Musik hineingezogen. Viel mehr braucht es auch nicht, um über das gesamte Album "Godless" eine Intensität zu erzeugen, die ich zuletzt auf NEIL YOUNGs Werk "Le Noise" gehört habe (vielen Metalheads wird jetzt vor Schreck die Kinnlade runtergefallen sein). Im Singer-Songwriter-Stil, mit viel Blues und Melancholie klagt DEE mit mal getragener und mal knurriger Stimme in 'Godless' Bigotterie an, ist sozialkritisch ('No Justice') und auch mal sehr persönlich ('To My Boy'). Die Titel entwickeln sich allesamt sehr langsam und sind stets auf sich wiederholenden Schemata aufgebaut. Nur dezent und unauffällig unterstützt Musikerkollege Louis Strachan am Bass, werden einzelne Arrangements um ein wenig Percussion, einen zweiten Gitarrentrack, Streicher oder eine Mundharmonika erweitert. Die musikalische Reduktion - instrumental sowie kompositorisch - rückt Stimme und Wort stark in den Vordergrund, und so kann man sich der Gefühlswelt DEE CALHOUNs nicht entziehen. Dass nicht jeder Ton, der nicht perfekt eingesungen oder eingespielt wurde, zum 27. Mal gedubbt wurde, hat in der heutigen Musikwelt Seltenheitswert und verleiht dem Werk eine bestechende Authentizität.

Die beiden Opener 'Here Under Protest' und 'Godless' sind stark. Großartig ist die Ballade 'To My Boy', auf der DEEs Sohn Robert die liebevollen Worte seines Vaters erwidert und ein wunderschönes Duett entsteht. Wer da keine feuchten Augen bekommt, hat mit den Ohren oder dem Herzen nicht zugehört. Auch toll ist 'No Justice', das mich noch mal stark an die Stimme von NEIL YOUNG erinnert. Eine kleine Schwäche des Albums ist vielleicht, dass es durchaus anspruchsvoll werden kann, über eine Stunde lang aufmerksam zuzuhören. Es ist aber jeden Takt und jede Textzeile wert. 'Prudes, Puritanicals, Puddles Of Piss' schließt noch einmal den Bogen zum Beginn des Albums - stilistisch wie inhaltlich - wohingegen der Schlusstitel 'Here Comes The Bride A Tale From Backwater' durch seine humoristische Art ein wenig aus der Reihe fällt.

"Screaming Mad" DEE CALHOUN ist hier mal eben nicht screaming mad, sondern ruhig und emotional. Ein starkes Solowerk. Wer es auch gerne akutisch mag, sollte reinhören. Wenn das Album nicht so weit vom Metal entfernt wäre, würde ich vermutlich neun Punkte vergeben.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Here Under Protest (4:31)
02. Godless (5:52)
03. The Moon Says Goodbye (5:10)
04. Hornswoggled (4:20)
05. To My Boy (4:34)
06. Spite Fuck (5:50)
07. No Justice (3:49)
08. Ebenezer (5:41)
09. Ride Away (5:02)
10. The Greater Evil (5:41)
11. The Day Salvation Went Away (4:26)
12. Prudes, Puritanicals, Puddles Of Piss (6:34)
13. Here Comes The Bride A Tale From Backwater (2:18)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 63:50 Minuten
VÖ: 10.07.2020

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