Marko Hietala - Pyre Of The Black Heart

Review von baarikärpänen vom 23.01.2020 (5718 mal gelesen)
Marko Hietala - Pyre Of The Black Heart Vor einigen Tagen erst gab es auf unserer Facebook-Seite eine Rubrik, in welcher wir unsere Alben des Jahres 2019 vorgestellt haben. Meine Wahl fiel auf MARKO HIETALA und seine allererste Solo-Scheibe "Mustan Sydämen Rovio". Wobei, man mag es ja kaum glauben, dass dieser begnadete Musiker und Sänger wirklich so lange dafür gebraucht hat. Aber gut, man kann MARKO HIETALA bestimmt nicht vorwerfen, auf der faulen Haut zu liegen. Die Arbeit bei seinem Hauptbrötchengeber NIGHTWISH, die ausgedehnten Tourneen, sind nun mal sehr zeitintensiv. Und wenn es mal kürzere Pausen gab, dann hat er sich entweder TAROT gewidmet oder war als Gastmusiker bei anderen Bands/Projekten, wie zum Beispiel SAPATTIVUOSI (deren Album "Ihmisen Merkki", eine Aufarbeitung der BLACK SABBATH-Jahre mit Ronnie James Dio, versehen mit finnischen Texten, kann ich nur jedem empfehlen), aktiv. Aber dann kam eben das Jahr 2017 und NIGHTWISH verkündeten eine etwas längere Pause. Die hat MARKO HIETALA dann dazu genutzt, alle Ideen, die sich über die Jahre angesammelt haben, zu sichten und sich ans Werk zu machen. "Mustan Sydämen Rovio" erschien bereits im Frühjahr 2019 in Finnland und wurde durchgehend positiv aufgenommen. Jetzt also, Anfang 2020, liegt die englischsprachige Version, "Pyres Of The Black Heart" betitelt, vor.

imgright Was als Allererstes auffällt, ist die Schreibweise seines Namens. Um sich ein wenig von NIGHTWISH abzugrenzen, verzichtet HIETALA auf den sonst üblichen Künstlernamen Marco Hietala. Sicher, ein sehr kleiner Unterschied nur. Und weil es nur ein kleiner Unterschied ist, wird es eine Menge Leute da draußen geben, die jetzt ein Album erwarten, das im Fahrwasser von NIGHTWISH schippert. Genau diese Hörer kann ich gleich mal enttäuschen. HIETALA selbst sagt zu "Pyre Of The Black Heart", dass er, finanziell unabhängig durch seine Arbeit mit NIGHTWISH, die Freiheit genossen hat, sich selbst keine Grenzen zu setzen. So nennt er den Stil des Albums auch Hard Prog und trifft damit leider auch nicht so recht ins Schwarze. Hart ist hier, sieht man von der ersten Single 'Stones' mal ab, nicht besonders viel. Prog bezieht sich dann wohl auch eher auf die eben genannte Freiheit, die unterschiedlichsten Stile auf dem Album zu platzieren. Und trotzdem, oder gerade deswegen, funktioniert "Pyre Of The Black Heart". Besagtes 'Stones' eröffnet "Pyre Of The Black Heart" und erinnert, wenn man sehr großzügig ist, entfernt doch ein wenig an NIGHTWISH. Aber, und das wird im weiteren Verlauf des Albums sehr deutlich, zeigt auch einen MARKO HIETALA, der es scheinbar genießt, gesanglich von der Kette gelassen zu sein. Beeindruckend, wie der Mann mit seiner Stimme spielt. Der zweite Track 'The Voice Of My Father' zeigt HIETALA von einer ganz anderen Seite, eher bedächtig und mit einem sehr persönlichen Text, dessen Bridge mich sogar dezent an SAGA erinnert. 'Star, Sand And Shadow' beginnt mit jeder Menge Synths, fährt zwar im weiteren Verlauf auch ein feines Riff auf, bleibt aber im Großen und Ganzen ein Song, der absolut radiokompatibel ist und ohne weiteres unter dem finnischen Begriff "Iskelmä" läuft, Musik für die breite Masse. Wie man typisch finnische Melancholie mit düsterem Americana-Sound vermischt, dafür liefert 'For You' ein beeindruckendes Beispiel. Verwundert darf man sich beim direkt nachfolgenden 'I Am The Way' die Ohren reiben, ist der Song doch eine, wenn auch härtere, kleine Perle in bester A-HA-Manier. Habe ich so auch noch nicht gehört. So richtig abgefahren wird es allerdings mit 'Runner Of The Railways'. Ein durch und durch gute Laune machender Song, der es sogar schafft, mit seinen fast schon balkanesken oder an Klezmer erinnernden Zwischenparts aufhorchen zu lassen. Lebensfreude pur, die sogar eine DEEP PURPLE-Gedächtnis-Orgelei spendiert bekommt. 'Death March For Freedom' haut in die gleiche Kerbe wie 'Star, Sand And Shadow'. Die für meinen Geschmack besten Songs hat sich MARKO HIETALA für das Ende aufgehoben. Da wäre zum einen 'I Dream', das so auch auf der letzten Studio-Scheibe von PINK FLOYD hätte stehen können. Mein persönlicher Favorit ist allerdings 'Truth Shall Set You Free', eine Akustikballade, bei der ich bei jedem Durchlauf wieder und wieder Gänsehaut bekomme. Respekt auch an den Rest der Band, vor allem Gitarrist Tuomas Wäinölä und Keyboarder Vili Ollila, die MARKO HIETALA auch bei einigen Songs tatkräftig beim Songwriting unterstützt haben. Herausgekommen ist ein Album, das zwar die verschiedensten Stile auffährt, aber zu keiner Zeit wirr erscheint, sondern wohl durchdacht.

Sicher, "Pyre Of The Black Heart" ist MARKO HIETALAS Solo-Ding. Man muss es ihm aber hoch anrechnen, dass dabei kein musikalischer Egotrip herausgekommen ist, sondern ein durch und durch spannendes Album, das viele erstaunt zurücklassen wird. Gerade weil HIETALA auf sämtliche Erwartungen pfeift und konsequent das durchzieht, wonach ihm gerade ist und woran er Spaß hat. Mit Metal an sich hat das recht wenig zu tun, dafür bekommt man hier aber ein Album, das einen echten Ausnahmemusiker mal von einer ganz anderen Seite zeigt. Ich kann nur empfehlen, die Augen offen zu halten, da HIETALA im Frühjahr zusammen mit seiner Band auch die Bühnen entert.

Einen kleinen Tipp hätte ich dann aber noch. OPETH haben ja ihre letzte Scheibe sowohl in englischer als in schwedischer Version auf den Markt gebracht, und viele Fans ziehen die schwedische Variante vor, obwohl sie die Sprache nicht beherrschen. Das gilt auch für "Pyre Of The Black Heart", das in der finnischen Version nochmal besser und beeindruckender wirkt und auch der Grund dafür ist, dass es für die englische Version "nur" neun Punkte gibt.



Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Stones
02. The Voice Of My Father
03. Star, Sand And Shadow
04. Dead God's Son
05. For You
06. I Am The Way
07. Runner Of The Railways
08. Death March For Freedom
09. I Dream
10. Truth Shall Set You Free
Band Website: www.facebook.com/markohietalaofficial/
Medium: CD, LP
Spieldauer: 52:03 Minuten
VÖ: 24.01.2020

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