Ateiggär - Us D’r Höll Chunnt Nume Zyt

Review von Humppathetic vom 19.12.2019 (4647 mal gelesen)
Ateiggär -  Us D’r Höll Chunnt Nume Zyt Sich selbst befruchtende Epizentren. Was im ersten Moment klingt wie der Satz eines Menschen, der den Unterschied zwischen Biologie und Geologie nicht kennt, ergibt in musikkritischer Sicht dann doch einen Sinn. Bezogen auf Black Metal bedeutet diese Beschreibung schlicht Folgendes: In unterschiedlichen Ländern gibt oder gab es immer mal geografische und/oder personelle Verflechtungen und Ausschläge. In Frankreich waren das die Légions Noires, in Norwegen ist es der Nidaros-Sound aus Trondheim, und in Kanada ist es das Schwarzmetall aus Québec. Seit circa 2014 aber gesellt sich ein kleines, unscheinbares Land dazu: Die Schweiz, genauer gesagt Zürich, etabliert sich immer mehr als nennenswerte Größe im von mir so geliebten schwarzen Klang. Dabei ist, ähnlich wie in Trondheim, das Konkubinat wichtiger für die Auswölbung als der Sound, der sich doch merklich voneinander trennt. Und so haben wir es nun mit dem sogenannten Helvetic Underground Committee zu tun, zu dem unter anderem Bands wie UNGFELL und WYRGHER gehören, um die es hier aber nur am Rande gehen soll, denn die zu besprechende Band lautet auf den Namen ATEIGGÄR (der Name bedeutet "Initiator von Ideen") und ist die jüngste Inkarnation dieses produktiven Umfelds, immerhin ja erst in diesem Jahr gegründet.

Diese Zwei-Mann-Kapelle, deren Mitglieder auch Teil der eben von mir genannten Bands sind, brachte am 15. November ihre erste EP namens "Us D'r Höll Chunnt Nume Zyt" heraus und beweist sofort, dass man es hier mit einer weiteren interessanten und eigenständigen Gruppe zu tun hat. In knapp 27 Minuten wird, auch dank der in Schweizerdeutsch vorgetragenen Texte, garstig-uriger Black Metal geboten, der sofort ins Ohr geht und dort auch bleibt.

Im Gegensatz zu UNGFELL ist man allerdings weitaus weniger folkig unterwegs und konzentriert sich auf eine gelungene Mischung aus Raserei ohne Kopflosigkeit, Groove ohne Banalitäten und Symphonie ohne Weichspüler. Menetekel, der in seiner Hauptband (so man bei diesem Konglomerat überhaupt noch davon sprechen kann) schreiend zu Werke geht, spuckt, krächzt und brüllt hier mehr und erinnert in seiner Intonation an Proscriptor McGovern (ABSU) und in den Tiefen ein wenig an Melechesh Ashmedi (MELECHESH), während die Gitarren ansatzweise dem Thrash huldigen, das Keyboard alte norwegische Glanztaten à la KVIST und RAGNAROK aufleben lässt und das Schlagzeug dem Ganzen mal polternd, mal mit Hall versehen seine eigene Würze gibt.

Anders gesagt: ein rundum gelungenes Debüt aus dem Land der Eidgenossen - es ist etwas im Gange im Staate Helvetia.


Gesamtwertung: 9.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. En Seelefunke
02. Und D Korybante Tanzed In Sturm
03. Us D'r Höll Chunnt Nume Zyt
04. En Blinde Namens Duracotus
05. De Dämon Us Levania
Band Website: ateiggaer.bandcamp.com/
Medium: EP
Spieldauer: 27:15 Minuten
VÖ: 15.11.2019

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