Grind - Songs Of Blood And Liberation

Review von Opa Steve vom 06.12.2019 (4888 mal gelesen)
Grind - Songs Of Blood And Liberation GRIND ist ein Musikprojekt von vier alten Kumpels (mittlerweile alle jenseits der 40 und Familienväter), die nochmal ein Metalbrett aufnehmen wollten.

Denkt euch einfach die Anführungszeichen um den ersten Satz dieser Rezension, denn dieser ist nicht auf meinen Mist gewachsen, sondern stammt von der Bandinfo höchstselbst. Einerseits bin ich belustigt, weil das so ziemlich der coolste Grund ist, den ich je gehört habe. Also Welt da draußen: Schreibt es euch auf die Bucket List: "Grindcore-Scheibe einprügeln". Würde die Welt besser machen, als 500 Midlife-Crisis-Geplagte im Jack-Wolfskin-Jäckchen, die sich auf dem Kilimandscharo drängeln. Andererseits klingt das für 'nen noch älteren Sack wie mich irgendwie diskriminierend - in meinem Alter kriegt man also einen Platz im Bus angeboten, anstatt Metal zu zocken? Ne, ich weiß es besser, glaubt mir. Das kann noch lange so weitergehen. Also alles gut.

Endlich kriege ich auch mal die Kurve zur Musik, die mich trotz des Kokettierens mit dem eigentlich beneidenswerten Lebenssommer sehr versöhnlich stimmt. GRIND spielen - Originalitätspreis voraus! - Grindcore. Vermischt mit Groove und Death, aber die plakative Einfallslosigkeit vieler jüngeren Kapellen fehlt hier ganz und gar. Im besten Sinne "oldschoolig" brettern viele Titel los wie eine frühe, aber kontrolliertere Version von NAPALM DEATH. Diese brutale Simplizität finde ich ohnehin recht ansprechend, wenn sie so kompromisslos runtergebetet wird wie auf "Songs Of Blood And Liberation". Wenn es zu chaotisch wird, fehlt mir meistens die Durchschlagskraft, genauso nehmen unvermittelte Breakdowns für mich immer den Druck raus. Diese Fehler machen GRIND nicht oft. Im Gegenteil: Zwar kommt an Geradlinigkeit an den Opener 'Gratitude In Red' kein Song dieser Scheibe ran, aber die Tempiwechsel in den anderen Titeln sind oft so platziert, dass die die Dynamik der Songs nicht kaputtmachen. Und das ist gut so. Denn so kann man diese Scheibe für ihren brutalen Inhalt als durchaus variabel wahrnehmen, und dennoch sehr kompromisslos. In 'Empty Things' variiert man die Attacken mit etwas Thrash, in 'Liberate' gibt es zwar eine Bremse, dafür ist der Song aber so steil, dass man sich über die kurze Erholung fast freut, um wieder aus der Kurve heraus zu beschleunigen. In der Mitte des Albums fallen ein paar Titel ein bisschen aus dem Rahmen. Da wären das dystopisch klingende 'Doomed', das überhektische 'De-Arranged Bones' und das lässig groovende 'Necklace Of Death'. Dennoch sind auch diese in ihrer Direktheit keine wirklichen Ausfälle, nur aber eben nicht von diesem dominierenden Grind-Einfluss geprägt wie der größte Rest der Scheibe.

Mit einer Spieldauer von einer halben Stunde bleiben die Herren in einem nicht nur altersgerechten Leistungsspektrum, sondern können mit zehn Songs in dieser Zeit auch mit einer mehr als genretypischen Vielzahl punkten. Ich hoffe, dass ihnen diese Scheibe so viel Spaß gemacht hat, dass sie in paar Jahren denken: "Och, jetzt, bevor wir 50 werden, vielleicht nochmal 'n Metalbrett nachlegen?".

Gesamtwertung: 7.5 Punkte
blood blood blood blood blood blood blood dry dry dry
Trackliste Album-Info
01. With Gratitude In Red
02. Empty Things
03. Exclusion
04. De-Arranged Bones
05. Doomed
06. Necklace Of Death
07. Liberate
08. Rising
09. Even Death May Die
10. Birthplace
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 30:19 Minuten
VÖ: 00.00.0000

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Da die Band mittlerweile ein Label hat, wird die Scheibe Ende Februar via Dedication Records auf Vinyl, CD veröffentlicht werden. Auf Spotify ist die erste Vorab-Single bereits hochgeladen. Bent
(07.12.2019 von Bent Knudsen)

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