The Whirlings - Earthshine

Review von Zephir vom 16.11.2019 (5247 mal gelesen)
The Whirlings - Earthshine Chillig oder hypnotisch? Die Musik von THE WHIRLINGS ist beides. Irgendwo im schillernden Grenzgebiet zwischen Stoner, Post Rock und Psychedelic wabert "Earthshine", das neue Album der Italiener Andrea Lolli (Gitarre), Mattia Lolli (Gitarre und synthetische Dinge), Diego La Chioma (Bass und synthetische Dinge) sowie Giulio Corona (Drums). Dass das neue Output die Erde aus den Sphären des Weltalls anleuchtet, lässt das verwirrende Coverart erahnen, das wechselweise entweder den Blick aus einer Höhle heraus ins All oder aber aus dem All heraus auf einen mondartigen Planetoiden suggertiert - und schon drehen sich nicht nur die Planeten, sondern es dreht sich alles im Kopf … und mit Anhören von "Earthshine" umso mehr. Das überwiegend instrumentale Werk beginnt mit schwer stoned klingenden Gitarren in freundlichen, aber schwer zu bestimmenden Harmonien, die nach kurzer Zeit von einem flott groovigen Beat unterwandert werden ('Vacuum‘). Die jazzige Stimme einer mir leider nicht namentlich bekannten Sängerin erinnert an Dani Klein (VAYA CON DIOS) und ergießt sich gegen Ende des Tracks in einem Meer aus Hall und Effekt.

'Reverence' behält das Hypnotische und die starken Reverb-Effekte bei, geht aber charakterlich in eine andere Richtung: Sprachsamples, unregelmäßig einfließendes Synthie-Rauschen, seltsam nervöse Impros an den Drums - dieser Track hat den Charakter einer Jam-Session, auch als sich zunächst die Arbeit an den Drums, dann die Spielerein mit den Saiteneffekten immer mehr steigern. Der Clou: Gegen Ende wird es plötzlich heavy. Aber da ist man als Hörer schon so breit, dass man diese Entwicklung als völlig folgerichtig akzeptiert.

'#6', psychedelisch und verhalten beginnend, drischt uns die schwereren Riffs alsbald schon sehr viel unvermittelter um die Ohren, um wenig später in meditative Post Rock-Klänge überzugehen, die Freunden von MOGWAI, GOD IS AN ASTRONAUT und Co. gefallen könnten. Ebenso tut 'Good For Health, Bad For Education', und spätestens hier fällt auf, dass sich manch ein Titel des Albums sinngemäß überhaupt nicht erschließt, bleibt man doch auch hier rein instrumental. Eine Gitarre spielt verträumt ein stetiges Motiv, variiert, improvisiert, und die anderen Instrumente fallen mit ein, zwischenzeitlich dominiert das Schlagwerk, dann greift die Saitenfraktion wieder zum heavy Deformator. Ganz, als würden THE WHIRLINGS direkt im Tonstudio sehr gekonnt jammen und die Session professionell aufzeichnen. Ob hier anstrengende kompositorische Arbeit dahintersteckt, damit das Ganze so easy going klingt? Wie dem auch sei, 'Lost In Whiteout' ist dann abschließend auch keine Überraschung mehr. Allerdings schraubt sich der Rausschmeißer Richtung Ende in dermaßen spaceige Soundwände ein, dass es einem schwummrig werden kann.

Fazit: Fans von Stoner Rock, Post Rock und psychedelischer Musik werden in den knapp vierzig Minuten, in denen "Earthshine" ein üppiges buntes Sternenmeer an musikalischen Formen liefert, garantiert ihre Pupillen erweitern und Farben hören.


Gesamtwertung: 7.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Vacuum
02. Reverence
03. #6
04. Good For Health, Bad For Education
05. Lost In Whiteout
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 39:00 Minuten
VÖ: 18.10.2019

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