Mehr Sein Als Schein - Friedemann Live II

Review von Stormrider vom 17.10.2019 (2913 mal gelesen)
Mehr Sein Als Schein - Friedemann Live II FRIEDEMANN ist ein Charakterkopf, der seine eigene Meinung hat, diese auch zu vertreten weiß und schon immer in seinen Songs verarbeitet hat. Dass der Fronter von COR aber nicht nur Punk kann, hat er mit seinen bisherigen Soloscheiben ebenfalls schon öfters bewiesen. Nun legt er mit "Mehr Sein Als Schein – Friedemann Live II" sein zweites Livealbum vor, welches sich doch stark vom bisherigen Soloschaffen abhebt. Denn hier gibt es dieses Mal eine komplette Bandbesetzung zu hören und keine reine Singer/Songwriter-Aufnahme. Dass der Kern der Besetzung hierbei identisch ist mit dem COR-Line-up, ist dabei unerheblich, denn die Songs sind die von FRIEDEMANN, aber eben in einem neuen Soundgewand. Aufgenommen wurde der 110 Minuten lange Gig am 23. November 2018 im Berliner Lido, und durch das Bandsetting bekommen die Songs durchaus eine neue Dimension spendiert. Dazu ist das Album die letzte Kollaboration von FRIEDEMANN und Matthias Arndt. Dieser war als Bassist, Booker und Manager für FRIEDEMANN und COR über viele Jahre einer der wohl wichtigsten Wegbegleiter des Norddeutschen, womit der Dreher eine weitere sehr persönliche Note bekommt.

Der Sound auf "Mehr Sein Als Schein" wurde angenehm ungekünstelt eingefangen und klingt nicht so, als wäre es "Live im Studio", sondern eben "Live im Lido", sodass man sich beim Hören auch direkt mitten im Konzert fühlt. Unterstrichen wird dies zusätzlich, da fast jeder Song durch eine, teilweise sehr lange, Ansage eingeleitet wird. Nun kann man diesen Punkt natürlich als Teil des Liveerlebnisses sehen, und es ist wirklich spannend, was der Mann zu sagen hat, dabei muss man die Aussagen nicht immer teilen, aber wie eingangs erwähnt, ist es gerade in diesen Zeiten wichtig zu seiner Meinung zu stehen, wo der Wind ja nicht immer nur als Brise, sondern oftmals als Böe angerauscht kommt. Dennoch ist es so, dass man sich diese Ansagen eher einmal anhört und dann die Geschichte hinter dem Song kennt. Zumindest ich möchte nicht jedes Mal eine zweiminütige gesprochene Einleitung hören, bevor die Musik loslegt. Hier hat BRUCE SPRINGSTEEN ja kürzlich gezeigt, wie man das clever machen kann, sodass man den Ansagen quasi eigene Tracks spendiert hat. Wenn es also einen Kritikpunkt an dem Album gibt, dann wäre es der. Ansonsten ist das Album eine schöne Retrospektive, die man sich, gerade jetzt wo die Tage wieder kürzer werden, sehr gut abends einlegen kann, wenn man es mal ein wenig ruhiger angehen lassen möchte. Einer metallischen Bewertungsskala entzieht sich das Album aber dadurch, dass es sich hierbei definitiv eher um eine Singer/Songwriter-Platte im Bandkontext handelt als um ein Punk- oder gar Metalalbum. Hörenswert, wenn man seine Scheuklappen mal ein wenig nach außen biegt.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. In Euer Ohr
02. Paola
03. Nackenbrecher Blues
04. Zweifel
05. Geräusch
06. Eigensinn
07. Anders Gedacht
08. Lied Aus Stille
09. Freiheit
10. Propaganda
11. Die Alternative
12. Haben Und Brauchen
13. Gejammer
14. Seesucht
15. Ja Sicher
16. Nichts Können
17. Segeln
18. Lampedusa Blues
19. Wo Bleiben Wir
20. Gelassen
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 110 Minuten
VÖ: 04.10.2019

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