Diamond Head - The Coffin Train

Review von Damage Case vom 05.06.2019 (3943 mal gelesen)
Diamond Head - The Coffin Train Als SOUNDGARDEN im Frühjahr 1994 ihr Magnus Opus "Superunknown" veröffentlichten war der Rezensent 15 Jahre alt und verfiel diesem Werk bis zum heutigen Tag mit Haut und Haar. Ein Album später lösten sich die Grunge-Götter auf. Als sie 2012 mit dem nicht mehr für möglich gehaltenen "King Animal" ein Comeback wagten, war der Verfasser dieser Zeilen bedient und ernüchtert zugleich, denn die über eineinhalb Jahrzehnte ins Unermessliche gewachsenen Erwartungen an ein neues Album wurden nur ansatzweise erfüllt.

Was hat das bitte mit DIAMOND HEAD zu tun? Viel - und wenig zugleich. Auch DIAMOND HEAD haben ein Album in ihren Reihen, mit dem der Rezensent emotional verbunden ist. Das legendäre "Lightning To The Nations", auch bekannt unter dem Namen "White Album", erschien in einem der besten Jahre des Hard Rocks und Metals (1980) und wurde zum Beispiel zu mehr als der Hälfte von den Metallicats gecovert. Im Gegensatz zu Seattle ist Stourbridge jedoch in der Lage, (fast) gleichwertiges Material in der Gegenwart nachzulegen. Und was noch hinzu kommt: Rasmus Bom Andersen klingt an vielen Stellen eins zu eins wie Chris Cornell! Auf dem selbstbetitelten Vorgänger aus dem Jahr 2014 sang er noch deutlich ... anders, sodass man erstmal einen Blick ins Promomaterial des Labels werfen muss um sich seiner zu vergewissern.

Geboten werden neun Songs plus ein Intro, die sich nicht zu klassisch an 80er-Jahre NWOBHM anbiedern. DIAMOND HEAD beschreiten bewusst neue kompositorische Wege. Man merkt, dass Ur-Mitglied und Bandboss Brian Tatler hier keine Nostalgieveranstaltung abziehen will, sondern mit seiner Musik auch noch über 40 Jahre nach Bandgründung relevant bleiben will. Belege hierfür sind ein zeitgemäßes Songwriting, das eher nach vorne schaut und moderne Hard Rock Acts wie eben SOUNDGARDEN (Gesang, Stimmung) oder MEGADETH zu "Super Collider" (Schlagzeugsound, Gitarrensoli und, oh Zufall, das gemeinsame Management) zum Vorbild nimmt, anstatt verkrampft die eigene Historie zum x-ten Mal zu reziteren. Wie man es nicht macht, haben ehemalige Weggefährten wie TANK (in allen Reinkarnationen) und JAGUAR leider bereits vorgemacht. Der dezente Einsatz von Keyboards verleiht einen angenehmen Touch von Bombast, ohne nach "zuviel" zu klingen. Andererseits überraschen dann beinahe klassisches Riffing und die Soli in 'The Phoenix' und 'Death By Design' - wie aus den 1980ern, aber in modernem Soundgewand. Wer modernen Hard Rock mag und von DIAMOND HEAD nicht erwartet, dass sie wie 1980 klingen, darf hier gerne ein spannendes Kleinod entdecken. Die Entwicklung seit 2014 zeigt in eine songwriterisch epischere und getragenere und gleichzeitig qualitativ hochwertigere, weil anspruchsvollere, Richtung. Well done, Kaufempfehlung!

Dennoch führen die offensichtlichen Cornell-Parallelen zu einem halben Punkt Abzug, da sie teilweise ein wenig zu gewollt klingen und an manchen Stellen übertrieben eingesetzt werden (zum Beispiel die Phrasierung bei den Einstiegen von 'The Coffin Train' und 'Until We Burn'). Zum Sound und der Produktion kann kein finales Urteil getroffen werden, da vom Label nur ein Onlinestream bereit gestellt wurde, der per Laptop abgespielt wurde. Positiv ist auf alle Fälle zu vermerken, dass der Bass häufig sehr deutlich und songführend herauszuhören ist, 'Shades Of Black' und 'Serrated Love' erfahren hierdurch in den Strophen eine erfrischende Note.

Drei Anspieltipps: Der zackige Opener 'Belly Of The Beast' macht direkt Lust auf mehr, das beinahe schon epische 'The Sleeper' inklusive Prelude sowie die Halbballade 'Until We Burn', die tatsächlich auch auf dem letzten SOUNDGARDEN Album hätte stehen können, ohne negativ aufzufallen.

Gesamtwertung: 8.0 Punkte
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Trackliste Album-Info
01. Belly Of The Beast
02. The Messenger
03. The Coffin Train
04. Shades Of Black
05. The Sleeper (Prelude)
06. The Sleeper
07. Death By Design
08. Serrated Love
09. The Phoenix
10. Until We Burn
Band Website: www.diamond-head.net/
Medium: CD
Spieldauer: 50:05 Minuten
VÖ: 24.05.2019

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