Heart - Live In Atlantic City

Review von Elvis vom 21.02.2019 (3118 mal gelesen)
Heart - Live In Atlantic City HEART-Fans haben es nicht immer leicht, gerade in Europa. Die Live-Aktivitäten der Wilson-Schwestern Ann und Nancy mit ihrer Band, die nunmehr bald die 50-Jahres-Marke mit HEART vollmachen, beschränken sich bis auf eher seltene Abstecher nach UK weitestgehend auf die USA. Da freut der Fan sich natürlich besonders, wenn es zumindest audiovisuell etwas von der eigenwilligen und besonderen amerikanischen Band gibt. Mit der Veröffentlichung von "Live In Atlantic City" gibt es zudem nun ein besonderes Dokument, denn der Gig im Rahmen der "VH 1 Decades"-Konzerte aus dem Jahr 2006 kann mit zahlreichen Gaststars aufwarten. Grundsätzlich ist das eine begrüßenswerte Sache und offenbar nimmt man die Veröffentlichung auch sehr ernst, was sich allein daran zeigt, dass man mit CD/Blu-Ray, 2LP, DVD, Blu-Ray und digitalen Versionen quasi jede Plattform bedacht hat. Kann der Inhalt auch überzeugen?

14 Tracks haben es auf die Blu-Ray und CD geschafft und bilden einen bunten Strauß zwischen den folkig-rockigen Anfängen aus den 70ern, der kommerziellen Hochphase der 80er und den stets beliebten Covern v. a. von LED ZEPPELIN. Klanglich gibt es nichts zu meckern, Ann Wilson singt gewohnt fantastisch, Nancy Wilson spielt gewohnt virtuos Gitarre und mit DAVE NAVARRO, GRETCHEN WILSON, RUFUS WAINWRIGHT und CARRIE UNDERWOOD hat man ein paar illustre Gaststars eingebunden. Alle Beteiligten haben ihren Spaß an der Sache und die bekannten Songs gewinnen mit ihnen sogar noch ein paar neue Facetten. Der größte Hit von HEART, 'Alone' (eigentlich ein Cover der wenig bekannten Band I-TEN), bspw. ist hier so richtig emotional dargeboten. Es ist insofern kein Geheimnis, dass die beiden Schwestern trotz des großen Erfolgs der 80er-Phase, die stark in Richtung Stadion Rock bzw. AOR ging, diese nicht allzu sehr mögen, da hier musikalisch sehr viel Einfluss der Plattenfirma vorlag. Es gibt also entsprechend im Verhältnis wenig sonst aus dieser Phase zu hören bzw. zu sehen. Auch mag man sich fragen, ob angesichts des reichhaltigen Back Catalogues von HEART wirklich zwei LED ZEPPELIN-Cover in der Set List notwendig waren. Nun gut, sie stehen halt drauf, es ist gut gespielt und in USA kommen diese bei Konzerten auch erfahrungsgemäß sehr gut an. Auch ist z. B. der Kracher 'Barracuda' mit allen Gaststars wirklich kraftvoll dargeboten. Klanglich als auch bildlich kann man an sich an "Live In Atlantic City" unterm Strich nicht viel aussetzen. Es gibt jedoch bei all diesen Kleinigkeiten, die natürlich teils auch persönliche Vorlieben des Rezensenten darstellen, hier letztlich einen wirklich dicken Minuspunkt, den man sich allerdings beim Anschauen des Bildmaterials und den gelegentlichen Sprüngen auch schon denken kann. Tatsächlich war das Konzert nämlich - ein wenig Intern-Recherche genügt - noch um eine gute Handvoll Songs länger. Ob man nun mit 'The Battle Of Evermore' als Opener ein drittes LED ZEPPELIN-Cover gebraucht hätte, mag insofern dahingestellt sein. Faktisch beginnt diese Veröffentlichung mit dem vierten Song 'Bebe Le Strange', der zweite Song 'Lost Angel' etwa wurde in der Set List hier nach hinten verschoben. Den 80er-Hit 'These Dreams' z. B. rauszuschneiden, der live an dritter Stelle gespielt wurde, halte ich angesichts des Mangels an Material aus dieser Hochphase hier jedoch für ziemlich unverzeihlich. Es wäre ja vielleicht noch okay, wenn man sich aus Spielzeit-Gründen hier bei der CD beschränkt und auf der Blu-Ray und DVD dafür vollständig gehalten hätte. Dass man das am Ende jedoch nicht getan hat, kann ich nicht verstehen.

In letzter Konsequenz ist das hier gebotene Produkt daher schwierig zu bewerten. "Live In Atlantic City" ist von dem, was geboten wird, einerseits gut aufgemacht. Andererseits ist es schändlich, dass hier nicht das volle Programm geboten wird. Was man hier bekommt, verdient an sich eine hohe Wertung, was man nicht bekommt, leider eine dicke Abwertung. Daher muss jeder für sich entscheiden, ob ihm das Vorliegende genügt oder ob die Kürzungen doch zu arg sind. Schwer nachvollziehbar sind sie allemal.

- ohne Wertung -
Trackliste Album-Info
01. Bébé Le Strange (Live) (feat. Dave Navarro) (4:13)
02. Straight On (Live) (feat. Dave Navarro) (5:05)
03. Crazy On You (Live) (feat. Dave Navarro) (3:27)
04. Lost Angel (Live) (6:51)
05. Even It Up (Live) (feat. Gretchen Wilson) (4:24)
06. Rock'n Roll (Live) (feat. Gretchen Wilson) (3:53)
07. Dog And Butterfly (Live) (feat. Rufus Wainwright) (5:45)
08. Would? (Live) (feat. ALICE IN CHAINS & Duff McKagan) (4:23)
09. Rooster (Live) (feat. ALICE IN CHAINS & Duff McKagan) (6:32)
10. Alone (Live) (feat. Carrie Underwood) (3:56)
11. Magic Man (Live) (5:20)
12. Misty Mountain Hop (Live) (feat. Dave Navarro) (4:37)
13. Dreamboat Annie (Live) (2:59)
14. Barracuda (With All Special Guests [Live]) (6:14)
Band Website:
Medium: CD
Spieldauer: 1:07:39 Minuten
VÖ: 25.01.2019

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Ja, das ist der ALICE IN CHAINS Song. Unverständlicherweise übrigens auch nur auf der CD, nicht der Blu-Ray drauf.
(25.02.2019 von elvis)

Ist 'Would' der ALICE IN CHAINS Song vom Soundtrack des Films "Singles"?
(24.02.2019 von des)

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